„Als Pilger unterwegs“ oder „Zu Fuß zum Ich“ (1)

Als Widerpart zur multimedial geprägten und schnelllebigen Gegenwart gewinnt die Spiritualität wieder an Raum. Über die Konfessionen hinweg entdecken immer mehr Menschen das Pilgern, gehen auf alten und neuen Wegen auf Sinnsuche.

Immer wenn der 25. Juli, das Fest des Apostel Jakobus, auf einen Sonntag fällt, läuten die Glocken der Kathedrale in Santiago de Compostela in Spanien ein „Jakobsjahr“ ein, wie auch zum Jahreswechsel 2009/10. Im örtlichen Pilgerbüro wird genau Buch geführt, wer auf dem berühmten „Camino de Santiago“ die Grabstätte des Heiligen Jakob erreicht, die neben Rom und Jerusalem zu den wichtigsten spirituellen Reisezielen des Christentums zählt. Die Zahlen verdeutlichen den europaweiten Trend zum Pilgern. Im Jakobsjahr 1982 holten sich 1.860 Pilger ihre Urkunde für den erfolgreich absolvierten Jakobsweg ab, 1999 waren es bereits 155.000. Julian Barrio, Erzbischof von Santiago de Compostela, erwartet für 2010 weit über 200.000 Fußwallfahrer.

Alte Wege, neue Sehnsucht
Von allen Enden Europas brechen Menschen schon seit dem Mittelalter zu einer spirituell geprägten Fußreise ins spanische Galizien auf. Das Netz der alten Jakobswege erstreckt sich über eine Reihe christlicher Zentren. Von Budapest kommend führt etwa die Hauptroute des österreichischen Jakobswegs ab Hainburg über Oberösterreich und Salzburg nach Tirol. Der Jakobsdom in Innsbruck bildet seit den Ursprüngen des Pilgerwesens ein markantes Etappenziel auf dem Weg nach Santiago.

Die Popularität des Camino de Santiago macht sich auch hierzulande bemerkbar. Österreichs traditionsreiche und neu konzipierte Pilgerstrecken erleben eine Renaissance mitsamt ihren Bezügen zur religiösen Kultur. Sich beim Gehen auf den eigenen Lebensweg zu besinnen und buchstäblich himmlische Ruhe zu erleben, findet Gefallen. „Im Gegenzug zur körperlichen Anstrengung gewinnen die Fußreisenden Selbst-, Natur- und Gotteserfahrung“, sagt Toni Wintersteller. Er leitet die bundesweite Initiative „Pilgern in Österreich“, die seit 2008 die Interessen der christlichen Kirchenökumene sowie der touristischen Anbieter in Österreich verbindet.

Die Pilgerreise weist nämlich durchaus profane Aspekte auf. Da das Pilgern nicht an Jahreszeiten gebunden ist, heißt es, Sinn suchende Gäste speziell für die Nebensaisonen zu gewinnen. Das Klischee vom bettelarmen Pilger entspricht zumindest auf Österreichs Pilgerrouten nicht mehr den Tatsachen. Laut Berechnungen von SalzburgerLand Tourismus geben Pilger mit rund 50 Euro pro Tag nur geringfügig weniger aus als der durchschnittliche Sommergast. Im Normalfall ist die Pilgerschar über mehrere Tagesetappen unterwegs. Dadurch eröffnen sich neue Chancen für Beherbergungsbetriebe, die entlang der wieder entdeckten Wege angesiedelt sind.

Mehr als wandern„Der Pilger unterscheidet sich vom Wanderer durch die innere Einstellung, mit der er an den Weg herangeht“, weiß Wintersteller. Die pastorale Begleitung der Gäste ist ihm daher ein besonderes Anliegen. Ebenso wichtig sind jedoch die Infrastruktur entlang der Wege und der organisatorische Hintergrund. Auf www.pilgerwege.at, der Webplattform der Initiative „Pilgern in Österreich“, finden Gäste einen Überblick über Österreichs Pilgerwege, die sich auf rund 3.500 Kilometern erstrecken. Neben der Beschreibung der Routen gibt es Links zu einer Reihe von Pilgerseiten im Internet, die touristisch relevanten Informationen wie etwa Nächtigungsmöglichkeiten bieten (siehe Kasten „Pilgern im WWW“). Neben spirituell geprägten Orten wie etwa Mariazell in der Steiermark, Gurk in Kärnten und St. Wolfgang im SalzburgerLand widmen sich in den letzten Jahren auch die Tourismusorganisationen der Bundesländer der Aufbereitung von Angeboten entlang inspirierender Wege.
Alexandra Gruber

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