Sprache

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Good vibrations

In der Englisch-Sprechstunde ringt die Mutter um Argumente. Die Kenntnisse ihres 15-jährigen Sprösslings seien mehr als bescheidenen bzw. eher Besorgnis erregend. Tapfer hält sie entgegen, dass Ihr Sohn bereits im Vorschulalter Englisch-Unterricht bei einem native speaker genossen und deshalb auch eine gute Aussprache hätte. "Ja", quittiert die Lehrerin trocken, "aber mit mir spricht er ja nicht."

Selbiger Jüngling erklärte mir jüngst das Spiel, das all seine subjektiv gefühlte Freizeit völlig ausfüllt, nämlich "Guild Wars". Ein Strategiespiel, konkret ein MMORPG, d.h. ein "Massive(ly) Multiplayer Online Role-Playing Game". Da organisieren sich weltweit über vier Millionen Spieler in rivalisierenden und Bünde schmiedenden Gilden, deren Mitglieder sich aus Derwischen, Kriegern, Elementarmagiern, Mönchen, Ritualisten, Waldläufern und einigen anderen Charkteren zusammensetzen. En passant erzählte er mir von den Mitgliedern seiner Gilde, die in Deutschland, Australien, China und Kanada säßen. Tja, und natürlich müsse man da Strategien absprechen und mitunter auch mal den einen oder anderen via Skype oder Teamspeak anrufen, um geplante Aktionen effektiv umsetzen zu können.

Ahem. Interessant. Komplexes Spiel und richtige Kommunikation. In welcher Sprache? "Na, Englisch natürlich"

Hm. Frißt uns manchmal der Alltag auf? Auch der Berufs-Alltag. Vergessen wir nicht zu oft, dass Kommunikation auch Spaß machen soll? Dass sie über die reine Wissensvermittlung hinaus auch ein Feeling vermitteln sollte? Good vibrations. Und die wünsche ich uns allen für das kommende Jahr.

Freitag, 19. Dezember 2008

"Linksmu Kaledu! oder „Ausländische Weihnachtsgrüße von A - Z“ (Teil 2)

Geschäftsverbindungen werden immer internationaler und man staunt immer wieder, mit welchen exotischen Regionen heimische Firmen in Verbindung stehen. Damit man bei den entsprechenden Weihnachtsgrüßen punkten kann, hier die Übersetzungen in diversen Sprachen. Im zweiten Teil von Kom bis Zulu.

Kom (Kamerun): Isangle Krismen!
Korsisch: Bon Natale!
Krio: Appi Krismes!
Kroatisch: Sretan Bozic!
Kurdisch: Seva piroz sahibe!
Ladinisch: Bon Nadel!
Lakota: Wanikiya tonpi wowiyuskin!
Lettisch: Prieci'gus Ziemsve'tkus!
Littauisch: Linksmu Kaledu!
Luganda: Amazalibwa Agesanyu!
Luxembourgeois: Schéi Krëschtdeeg!
Malaysisch: Selamat Hari Natal!
Maltesisch: Nixtieklek Milied tajjeb!
Makassar: Salama' Natal!
Mandarin: Kung His Hsin Nien!
Manx: Nollick ghennal!
Maori: Kia orana e kia manuia rava!
Mazedonisch: Streken Bozhik!
Monégasque: Festusu Natale!
Ndogo: Esimano olyaKalunga gwokombandambanda!
Nepali: Krist Yesu Ko Shuva Janma Utsav Ko Upalaxhma Hardik Shuva!
Norwegisch: God Jul!
Palauanisch: Ungil Kurismas!
Polnisch: Wesolych Swiat!
Portugiesisch: Boas Festas!
Quechua: Sumaj kausay kachun Navidad ch'sisipi !
Rapa-Nui: Mata-Ki-Te-Rangi!
Rätoromanisch: Bella Festas daz Nadal!
Roma: Bachtalo krecunu Thaj!
Rumänisch: Craciun fericit!
Russisch: Pozdrevlyayu s prazdnikom Rozhdestva!
Sámi: Buorit Juovllat!
Sardinisch: Bonu nadale!
Schottisches Gaelisch: Nollaig chridheil!
Schwarzfuß: I'Taamomohkatoyiiksistsikomi!
Schwedisch: God Jul!
Schwyzerdütsch: Schöni Wienacht oder E guëti Wiënachtä!
Serbisch: Sretam Bozic!
Sizilianisch: Bon Natali!
Slowakisch: Vesele Vianoce!
Slowenisch: Vesele bozicne praznike!
Spanisch: Feliz Navidad!
Suaheli: Krismas Njema Na Heri!
Tagalog: Maligayang Pasko!
Tahitisch: Ia ora i te Noera!
Thai: Suksan Wan Christmas!
Tschechisch: Prejeme Vam Vesele Vanoce!
Ukrainisch: Veseloho Vam Rizdva!
Ungarisch: Kellemes Karacsonyiunnepeket!
Vietnamesisch: Chuc Mung Giang Sinh!
Walisisch: Nadolig LLawen!
Weißrussisch: Winshuyu sa Svyatkami!
Yupik/Sibirisch: Quyanalghii Kuusma!
Zulu: Sinifesela Ukhisimusi Omuhle!

Donnerstag, 18. Dezember 2008

„Shubh Naya Baras!“ oder „Ausländische Weihnachtsgrüße von A - Z“ (Teil 1)

Viele Geschäftsverbindungen werden laufend internationaler und man staunt immer wieder, mit welchen exotischen Regionen heimische Firmen in Verbindung stehen. Damit man bei den entsprechenden Weihnachtsgrüßen punkten kann, hier die Übersetzungen in diversen Sprachen. Im ersten Teil von Afrikaans bis Kirundi.

Afrikaans: Geseende Kerfees!
Albanisch: Gëzuar Krishlindjet!
Apache: Gozhqq Keshmish!
Arabisch: I'D Miilad Said!
Aragonese: Nabidà!
Armenisch: Shenoraavor Nor Dari!
Asturisch: Bones Navidaes!
Bandang: Mbung Mbung Krismie!
Bengalisch: Shuvo Baro Din!
Bislama: Mi wisim yufala eerywan one gutfala Krismas!
Bretonisch: Nedeleg laouen!
Bulgarisch: Vasel Koleda!
Chaha (Äthiopien): Bogem h n mh m!
Cherokee: Danistayohihv!
Cheyenne: Hoesenestotse!
Dänisch: Glædelig Jul!
Deutsch: Fröhliche Weihnachten!
Englisch: Merry Christmas!
Eskimo: Jutdlime pivdluarit!
Esperanto: Gajan Kristnaskon!
Estnisch: Rõõmsaid Jõulupühi!
Faroer: Gledhilig jól
Finnisch: Hyvää Joulua!
Flämisch: Zalig Kerstfeest!
Französisch: Joyeux Noël!
Friaulisch: Bon Nadâl!
Friesisch: Noflike Krystdagen!
Georgisch: Gilotsavt Krist'es Shobas!
Griechisch: Kala Christougenna!
Hausa: Barka da Kirsimatikuma!
Hawaiianisch: Mele Kalikimaka!
Hebräisch: Mo'adim Lesimkha!
Herero: Okresmesa ombwa!
Hindi: Shubh Naya Baras!
Holländisch: Vrolijk Kerstfeest!
Indonesian: Selamat Hari Natal!
Irisch: Nollaig Shona Dhuit!
Iroquois: Ojenyunyat Sungwiyadeson homungradon nagwutut!
Italienisch: Buon Natale!
Japanisch: Shinnen omedeto!
Javanesisch: Sugeng Natal!
Jiddisch: Gute Vaynakhtn!
Kantonesisch: Seng Dan Fai Lok!
Katalonisch: Bon nadal!
Kirundi: Noeli Nziza!

Freitag, 12. Oktober 2007

Von bedrohten Wörtern (3): Marantana oder „Sedlaczek, der Ober-Pate“

Nicht nur in der deutschen Sprache insgesamt sind Wörter vom Aussterben bedroht, auch im österreichischen Deutsch gibt es zu viele Ausdrücke, die zu verschwinden drohen. „Gugerschecken“ für Sommersprossen, „Trutscherl“ für „Zicke“, „Hendlhaxl“ statt Hühnerkeule oder „Eierspeis“ statt Rührei sind nur einige Beispiele dafür.

Initiativen dagegen gab es immer wieder. Eine aktuelle stammt von Robert Sedlaczek , der dazu aufruft, Patenschaften für bedrohte rotweißrote Wörter und Ausdrücke zu übernehmen. Sedlacek ist nicht nur Co-Autor des einschlägigen Standardwerkes „Das große Tarockbuch“ - und abgesehen davon ein in Spielerkreisen geschätzter sowie ob seines hohen Spielniveaus gefürchteter Tarockierer -, sondern auch Verfasser des „Kleinen Handbuchs der bedrohten Wörter Österreichs“.

Gemeinsam mit der Volkshochschule Wien-Hietzing lädt Sedlaczek jetzt dazu ein, kostenlos Patin oder Pate für eines oder mehrere bedrohte Wörter zu werden (www.unsere-sprache.at): „Es ist eine kulturelle Verarmung, wenn man Kartoffel statt Erdapfel sagt, das hat einfach ein anderes Flair“. Und der Andrang ist so groß, dass Sedlacek mit dem Sortieren und Bewerten kaum nachkommt.

Patenschaften für bedrohte Wörter gibt es bei verschiedenen Stellen, beispielsweise bei http://www.wortpatenschaft.de/. Für zehn Euro wird man dort Pate eines Wortes, das man dann entsprechend pflegen – sprich und schreibe verwenden - soll. Jedes Wort wird übrigens nur einmal vergeben.

Der Berliner Autor Bodo Mrozek hat sich ebenfalls dem sprachlichen Artenschutz verschrieben (http://www.bedrohte-woerter.de/) und auch einen gut besuchten Wettbewerb dazu initiiert.

Der Deutsche Kay-Uwe Rohn wiederum hatte die Idee, Wörter, die aus unserem aktiven Wortschatz herausgefallen sind, zu sammeln, im Internet auszustellen und zu erklären (www.wortmuseum.com). Auch Rohn hat schon viele Sprachbegeisterten zum Mitmachen und Sammeln animiert.

Und weil ich jetzt nicht nur animiert sondern auch motiviert bin, entscheide ich mich für die Patenschaft des Wortes „marantana“, dass kaum noch zu hören ist, mir jedoch von meinen Wiener Tanten noch im Ohr klingt: „„Ja marantana, wie is denn des passiert?“ . Obwohl es in seiner Ableitung aus den drei aramäischen Worten „Mar“ (,„Herr“), „ana“ („uns“) und „tha“ („kommen“) eigentlich „unser ‘Herr’, komm!“ oder „unser Herr ist gekommen“ bedeutet, stand es immer für einen Ausruf des Erschreckens und des Überraschtseins.

Wenn auch Ihnen bedrohte und ins Vergessen geratende oder schon geratene Ausdrücke am Herzen liegen, helfen Sie ihnen zu überleben. Das Beste dazu ist, sie aktiv zu verwenden und darüber hinaus dem Ober-Paten Sedlaczek zu schicken.

Manfred Hluma

PS: Hier noch einige Fakten zur deutschen Sprache allgemein:
• Deutsch gehört zu den drei meistgelernten Sprachen weltweit.
• Fast ein Fünftel aller Bücher, die jährlich weltweit herausgegeben werden, erscheinen auf Deutsch. Das sind 60.000 Neuerscheinungen.
• Deutsch ist weltweit die zweithäufigst benutzte Sprache im Internet.
• Deutsch gehört zu den zehn meistgesprochenen Sprachen weltweit.
• Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der EU.
• Deutsch ist Amtssprache in Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Belgien und Italien, genießt offiziellen Status in Frankreich und wird in etlichen Sprachinseln Mittel- und Osteuropas gesprochen.
• Außerhalb des deutschen Sprachraums werden über 3.000 deutschsprachige Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehprogramme produziert. Mehr als 100 Millionen Menschen außerhalb des deutschen Sprachraums sprechen die deutsche Sprache.

Samstag, 25. August 2007

Von Hunden im All und bedrohten Wörtern (2): Kleinod vs. Penthousesozialismus

Die staatlich geförderte „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS), die älteste und wichtigste Sprachpflegeinstitution in der Bundesrepublik Deutschland, feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die deutsche Sprache zu vertiefen, etwa durch die Auswahl und Festlegung der schon zitierten „100 Wörter des 20. Jahrhunderts“. In der beratenden Jury agierten dazu beispielsweise die Österreicherin Sigrid Löffler, (Feuilletonchefin der Zeit), der deutscheTV-Moderator Friedrich Dieckmann, Literaturwissenschaftler oder der Rhetorik-Professor Walter Jens.
Ebenfalls von der Gesellschaft für deutsche Sprache kommen die Wörter und Unwörter sowie Sprüche des Jahres. Doch hier will sich Österreich nicht direkt anschließen und gibt es eine eigenständige Wahl des Österreichischen Worts/Unworts/Spruchs: viele der in Deutschland ausgewählten Wörter für Österreich seien einfach nicht relevant, da in Österreich andere politische Verhältnisse oder Themen während des jeweiligen Jahres wichtig und bestimmend waren, heißt es seitens der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch am Institut für Germanistik der Universität Graz unter der Federführung von Prof. Rudolf Muhr. Die Auswahl der Wörter/Unwörter/Sprüche erfolgt durch eine rein professorale Fachjury unter Beteiligung sprachinteressierter Personen via Internet mit Einbindung der Austria Presseagentur (APA).

„Gewonnen“ hat übrigens 2006 als Wort des Jahres "Penthousesozialismus“, in die engere Wahl gekommene Wörter waren: arschknapp ( Danke, Van der Bellen!), Schmollwinkerlpartei, Pflegenotstand, Teurofighter und Ortstafelverrückten.
Als Un-Wort wurde „ätschpeck“, festgelegt.
Doch auch Sprüche werden gesucht und bewertet: Das eher wenig befolgte „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl!“ ist die Nummer eins auf der Positivseite, „Daham statt Islam!“ wurde zum „Un-Spruch des vergangenen Jahres gewählt.
Nicht auf den Stockerlplatz kam der originelle und von einer tiefen Wahrheit geprägte Stabreim „Wer brennend eine Fichte leckt, macht einen tollen Lichteffekt“ des Kabarettisten Gunkl.
Noch ein Wort zum den Wörtern: Die Frequenz der Nennung in den Medien hat keine Relevanz zur Auswahl: „Penthousesozialismus“ kam in den 64 ausgewerteten österreichische Zeitungen und Magazinen gerade dreimal vor, ätschpeck viermal. Problembär erschien hingegen knapp 700mal und Grundsicherung an die 2000mal. Welchen Sinn es macht, gerade unbedeutende Wortschöpfungen aufs Podest zu heben, sei dahin gestellt.

Eine deutlich größere Sinnhaftigkeit ist zweifellos die Pflege und Erhaltung sogenannter bedrohter Wörter, die im Zuge einer fortschreitenden Vereinfachung der Sprache selten bis gar nicht mehr in Verwendung sind.
Der Deutsche Kay-Uwe Rohn hatte die Idee, Wörter, die aus unserem aktiven Wortschatz herausgefallen sind, zu sammeln, im Internet auszustellen und zu erklären (www.wortmuseum.com). Rohn hat viele Sprachbegeisterten zum Mitmachen und Sammeln animiert. Auch manche Wortmuseumspoesie ist entstanden wie etwa der Bericht einer Journalistin, die ihre Lobeshymne als „maliziösen Muhme“ beginnt, die „den somnambulen Backfisch beim klandestinen Karessieren mit dem Gesinde in der Remise ertappt ...“
Auch der heurige Wettbewerb „Das bedrohte Wort“ rief bei vielen Menschen Erinnerungen an Ausdrücke wach, die man kaum noch zu hören oder lesen bekommt. Zum schönsten bedrohten Wort wurde "Kleinod" gekürt. "Das Wort steht für ein auf den ersten Blick unscheinbares Ding, das jedoch einen hohen persönlichen Wert haben kann", sagte Bodo Mrozek, Initiator des Wettbewerbs. Auf den zweiten Platz wählte die Jury, zu der auch die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse gehörte, das Adjektiv blümerant. Es bezeichnet den Zustand eines leichten Unwohlseins und leitet sich vom französischen "bleu mourant" ("sterbendes Blau") her.
Hier die gesamte Liste der zehn schönsten bedrohten Wörter der deutschen Sprache zur gelegentlichen Verwendung:
1. Kleinod
2. blümerant
3. Dreikäsehoch
4. Labsal
5. bauchpinseln
6. Augenstern
7. fernmündlich
8. Lichtspielhaus
9. hold
10. Schlüpfer

Manfred Hluma

Montag, 20. August 2007

Von Hunden im All und den Wörtern des Jahrhunderts (1)

Heute vor 47 Jahren, am 20. August 1960, gelang es erstmals, ins All geschossene Lebewesen wieder wohlbehalten auf die Erde zurückzubringen. Konkret waren es die Hunde „Strelka“ und „Belka“, die an Bord von Sputnik 5 nach 18 Umkreisungen sicher auf der Erde aufsetzten. Das war der entscheidende Schritt für die Technik der weichen Landung in der bemannten Raumfahrt.
Von den Hunden zu den Menschen im All war es nur ein kurzer Schritt. Schon am 12. April 1961 umkreiste Juri Gagarin - mit dem Sputnik-Nachfolgemodell Wostok als erster Mensch die Erde. Die USA schickten wenige Wochen später, am 5. Mai 1961, im Rahmen des Mercury-Programms Alan Shepard auf einen 16-minütigen Raumflug.
Es ging Schlag auf Schlag weiter: 1969, nicht einmal 70 Jahren nach dem ersten Motorflug der Brüder Wright im Jahr 1903, landeten Menschen erstmals auf dem Mond.
Inzwischen sind die ersten Raumstationen schon wieder verschrottet (Saljut, Skylab und Mir), die 1998 begonnene ISS wächst hingegen deutlich weiter. Der Weltraumtourismus hat bereits begonnen: für rund 16 bis 19 Millionen Euro pro Kopf sind eine Handvoll reicher Zivilisten – darunter auch eine Frau – zur ISS gereist.
Künftig könnte es billiger werden: Die EADS-Tochterfirma Astrium will den US-Amerikanern und Russen beim Weltraumtourismus Konkurrenz machen. Astrium stellte kürzlich das Konzept eines neuen Raumfahrzeuges vor, das bis zu vier Fluggäste auf eine Höhe von 100 Kilometern über der Erde bringen und dort drei Minuten in der Schwerelosigkeit schweben soll. Der erste Ausflug ist für 2012 geplant und die Kosten sollen bei 150.000 bis 200.000 Euro pro Fluggast liegen.
Auch die ersten Weltraum-Hotels sind bereits angekündigt.

Doch zurück zum Beginn, der Sputnik-Ära. Der ehrenwerten „Gesellschaft für Deutsche Sprache“ war dieser Durchbruch in Zusammenarbeit mit einer Fachjury wert, das Wort „Sputnik“ in die Liste der „100 Wörter des 20. Jahrhunderts“ aufzunehmen. Diese sind eine Sammlung Wörter, die als für das zwanzigste Jahrhundert besonders bezeichnend angesehen werden.
Dort steht Sputnik nun in einer Liste mit beispielsweise Blockwart, Doping, Sex, Klimakatastrophe, Kreditkarte und Kugelschreiber. Wie es zu einer solchen Liste kommt sowie über Unworte und den Schutz bedrohter Wörter lesen Sie in Kürze.
Manfred Hluma

Freitag, 10. August 2007

Deutsch-Deutsch für Österreicher: Wie man die Kuh vom Eis gebacken kriegt

Spätestens seit deutsche Nachbarn auch den österreichischen Arbeitsmarkt und speziell die Medizinuniversitäten stürmen, verstehen Alpenrepublikaner die Welt nicht mehr. Jedenfalls die deutsche nicht.
Denn viele Phrasen der deutsch-deutschen Alltagssprache klingen für österreichische Ohren skurril.
Oder wissen Sie, was „Ich hab den Kaffee auf!" bedeutet? Wenn Sie damit „einer Sache überdrüssig sein“ oder „keine Lust mehr haben“ in Verbindung gebracht haben, herzliche Gratulation!
Weil wir gerade beim diesem Thema sind. Deutsche Gastgeberinnen kündigen zwar oft „Ich mach´uns jetzt mal einen schönen Kaffee“ an, was dann auf den Tisch kommt, ist jedoch oft nur „Schwerter-Kaffee“ (so dünn, dass man die Schwerter des Porzellanherstellers Lilienthal am Tassenboden sehen kann). Tja, das mit dem Kaffee kriegen viele Deutschen eben oft „nicht auf die Reihe“, man kann ja nicht alles schaffen.
Dafür bemüht man sich in der - laut deutschen Medien immer permanent von Krisen geschüttelten - BRD tierisch, diese zu bewältigen: "Wir holen auch schon mal die Kuh vom Eis, wenn es sein muss" oder "Auf einer Krisensitzung wurde überlegt, wie die Kuh vom Eis zu holen sei“ sind gängige Ausdrücke , wenn Bundesdeutsche nach Lösungen suchen.
Manche Probleme tauchen aber gar nicht erst auf, speziell wenn man Einwände oder Umstände einfach „außen vor lässt“. Doch auch wenn Dinge unberücksichtigt bleiben, kann es passieren, dass man etwas „nicht gebacken kriegt“. Oder umgekehrt: "Endlich haben wir es mal gebacken gekriegt, ein ordentliches Skat-Turnier zu organisieren". Und wenn man etwas geschafft hat, da kann man dann schon „dicke Backen machen“ und damit auftrumpfen. Allerdings wird diese Redewendung auch umgekehrt eingesetzt (für überfordert sein oder schwach werden).
Weil wir schon bei den Backen sind, den Allerwertesten lassen die Deutschen in ihrer Umgangssprache natürlich nicht außen vor. Wenn „einer wütend wird“ und „die Platze kriegt“, dann knallt er seinem Gegner einfach ein vernichtendes „Das geht mir am Arsch vorbei“ auf den Tisch. Sollte der dann „keinen Arsch in der Hose haben“ oder „Eisbeine kriegen“, ist er eben zu feige und zu schwach. Und damit ist die Sache dann wohl gegessen.
Sollte Ihnen jemand übrigens nicht glauben wollen, das ein „gespaltener Arsch“ absolut nichts Ungewöhnliches ist (nämlich die Gleichverteilung aller Punkte beim Skat), dann „braten Sie sich ein Ei drauf“, schließlich muss man sich ja nicht immer von Vorwürfen stören lassen, sondern kann sie auch ignorieren.
Das Leben ist schließlich auch so anstrengend genug. Bevor Sie aus Überarbeitung total erschöpft und „völlig von der Rolle sind“ halten Sie „den Ball flach“, üben Sie Zurückhaltung und regen Sie sich nicht unnötig auf. Machen Sie sich lieber „einen Bunten“, faulenzen Sie und genießen Sie das Leben.
Beispielsweise auf einer netten Almhütte, wo Sie nach diesem Blitzkurs in Deutsch-Deutsch ein bisschen angeben und spendabel „einen auf dicke Hose machen“ können, indem Sie eine Runde Schnaps für die deutsche Freunde bestellen. Die tun sich mit österreichischen Ausdrücken sicher auch nicht leicht. „Hoast mi?“

Manfred Hluma

Dienstag, 31. Juli 2007

Wer noch hören will, muss fühlen!

„Wer nicht hören, will muss fühlen“, meint der Volksmund. „Wer noch hören will, muss fühlen, nämlich, wann es zu laut wird“, meinen hingegen Ohrenärzte.
Der Hörverlust ist inzwischen die am häufigsten auftretende Beeinträchtigung der Sinnesorgane, der jedoch am effektivsten vorgebeugt werden kann – wenn das Bewusstsein vorhanden ist.

In Österreich leiden heute ungefähr 800.000 Menschen an einer Hörminderung und jeder kennt jemand, der schlecht hört – und es sind nicht nur Oma und Opa, sondern auch Jüngere.
Mehr als 10 Prozent der Weltbevölkerung ist heute von Hörschädigungen betroffen, und laut Schätzungen wächst diese Zahl bis im Jahr 2015 auf über 700 Millionen Menschen an. Ein toller Zukunftsmarkt für Hörgerätehersteller.

Ganz eindeutig ruinieren wir unser Gehör selbst. Untersuchungen nämlich heraus, dass bei Naturvölkern mit 70-Jährige immer noch so gut hören wie mitteleuropäische Stadtbewohner mit 30 Jahren. Das Wort Lärm geht auf Alarm zurück, das aus dem Lateinischen stammt und „zu den Waffen“ bedeutet. Laute Geräusche sind ein Signal, das den Körper in Kampf- und Fluchtbereitschaft versetzt. Mit anderen Worten: Lärm löst Stress aus, der das Ohr schädigen kann – mit Hörsturz als einer Folge..

Beachtliche 1000 Österreicher tragen alljährlich schwere und teilweise dauerhafte Hörschäden durch Silvester-Knaller davon. Der Lärmpegel von Feuerwerkskörpern erreicht bis zu satten 170 Dezibel, das ist die mehrfache Lautstärke eines Düsenjets.
Doch bereits permanente Lautstärken über 85 Dezibel verkraften die Ohren nicht unbeschadet. Und die Wirkung potenziert sich: Fünf Minuten in einer Disco bei 105 Dezibel entsprechen einer Belastung von acht Stunden bei nur 85 dB. Ärzte fordern beispielsweise eine Begrenzung des Lautstärkepegels bei MP 3-Player und in Discos und bei Konzernten auf maximal 95 dB.

Gefährdet sind übrigens auch Heimwerker: Während am Arbeitsplatz ab einer Belastung von 80 Dezibel ein Ohrschutz vorgeschrieben ist, trifft der Freizeitlärm das Hörorgan ungefiltert. So manches Heimwerkergerät bringt es auf 100 Dezibel.

Der beste Weg ist die Vorbeugung: Wer Lärm nicht meiden kann, soll die Ohren schützen. Am einfachsten geht das mit simplen Ohrstöpseln oder – etwas professioneller – mit einem lärmdämmenden Kopfhörer.
Wer allerdings auch weiterhin Stammgast in Heavy Metall-Konzerten mit 130 Dezibel Lautstärke bleibt und andere Lärmsünden begeht, für den wird die Welt irgendwann ziemlich still werden. Und bis dorthin bleibt ja auch genug Zeit, die Gebärdensprache zu lernen....

Manfred Hluma

Montag, 30. Juli 2007

Hörendes Sehen: Über Gebärdensprache und Dialekte

Unterwegs in Süditalien, eine mehrstündige Zwangsrast an einer Raststation wegen eine Autopanne.
Ein kleiner Fiat parkt sich im Schatten eines Baumes ein. Ein altes Ehepaar entsteigt. Die Frau ist unzufrieden, das Auto soll noch weiter in den Schatten.
Mit fordernden und anweisenden Handbewegungen dirigiert sie den Mann solange, bis das Auto offenbar endlich zu ihrer Zufriedenheit steht.
Aus der Entfernung beobachte ich die Szene und denke mir über die Fuchtelei meinen Teil, bedauere den offensichtlich zurechtgewiesenen Mann.
Als die beiden dann am Nachbartisch Platz nehmen, leiste ich im Stillen Abbitte – das Ehepaar ist gehörlos. In trauter Zweisamkeit nehmen sie begleitet von einem breitem Kanon an Gesten ihr Essen zu sich.
Wie schwer muss es wohl sein, sich nur mit Handzeichen und Mimik verständigen zu können? Wie weit kann man überhaupt Zwischentöne, Gefühle und Nuancen so ausdrücken?
„Mit Gebärdensprachen lassen sich genauso gut abstrakte Dinge oder Ideen und z. B. auch Poesie darstellen wie mit Lautsprachen“, kann man in der einschlägigen Literatur nachlesen.
Der Grundwortschatz einer Sprache erfordert meist die Kenntnis von etwa 2000 Vokabeln.
Im Lexikon zur Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS-Lexikon) - http://db.sign-it.at/ogs.htm - sind derzeit ca. 8000 Gebärden und Gebärdenvarianten aus allen Bundesländern enthalten.
Die Sprachen unterscheiden sich von Land zu Land: Österreichische Gebärdensprache (ÖGS), American Sign Language (ASL), Deutsche Gebärdensprache (DGS) usw...
Jede nationale Gebärdensprache verfügt außerdem über regionale Ausprägungen, es gibt also tatsächlich auch Dialekte.
Die Gebärdensprachen sind übrigens natürlich entstandene Sprachen – und nicht künstliche wie etwa Esperanto - mit einer eigenen Grammatik. Die Texte sind auch keine Wort-für-Wort-Übertragungen aus der akustischen Sprache.
In Österreich leben rund 10.000 Menschen vollkommen gehörlos und an die 15.000 weitere sind so hochgradig schwerhörig oder ertaubt, dass ihnen eine Verständigung allein über das Gehör auch mit Hörhilfe kaum möglich ist.
Die ÖGS ist seit 1998 Gerichtssprache, das heißt, Gehörlose dürfen seit damals in ÖGS bei Gericht aussagen. Seit 2005 wurde sie nach langjährigen Bemühungen der Gehörlosen-Vertreter dann auch in der österreichischen Verfassung ausdrücklich als Sprache anerkannt.
Auch wenn der Kreis der Betroffenen klein erscheint, er wächst ständig. Die Zahl der Menschen mit Hörschäden nimmt in den Industriegesellschaften dramatisch zu. Mehr darüber in Kürze.
Manfred Hluma

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