„Über die qualitative Demokratie“ oder „One man, ten votes?“
Ein mühsam erkämpftes und quasi ehernes Gesetz der Demokratie lautet „Ein(e) Bürger(in), eine Stimme“. An der Entscheidung über die Entwicklung der Gesellschaft soll jeder im selben Ausmaß bei den diversen Wahlen abstimmen können.
Mit einem radikalen Bruch dieser Tradition und einem Konzept für eine neue qualitative statt der bisherigen quantitativen Demokratie tritt die deutsche Stiftung „Global Voter“ an. Ihr Credo: „Wer mehr leistet, bekommt mehr Stimmen“. Wer sich mehr engagiert als andere Mitbürger, soll auch mehr Stimmgewicht bei Wahlen haben. Im Maximalfall zehn Stimmen statt nur einer.
Kim P. Erichsen, Initiator und Gründer von „Global Voters“, lässt außer Streit, dass „die Demokratie des 19. und 20. Jahrhunderts die Menschheit weiter gebracht haben“. Aber man könne heute erkennen, dass sich die Demokratie nicht mehr weiter entwickle: „Die quantitative Demokratie, die alle über einen Kamm schert, führt dazu, dass die politische Entscheidungsmasse immer unterdurchschnittlicher wird“, erklärte Erichsen in einem Interview mit dem deutschen Wirtschaftsmagazin „brand eins“.
Wer die Demokratie und die Gesellschaft nachhaltig stärken will, sollte seiner Meinung nach auch mehr Gewicht in Form von Stimmen haben als andere, denen die Gesellschaftsentwicklung nichts bedeutet.
Ungerecht sei dies nur dann, wenn man davon ausgeht, dass sich Engagement nicht lohnt, meint Erichsen, der selbst auf ein aktives Unternehmer-Leben zurückblicken kann und den heute nur noch sehr ausgewählte Projekte interessieren: „Projekte, bei denen der Ruf nach dem kreativen Imperativ laut zu hören ist“.
Seine Basisidee bei Global Voters: „Jeder kann im Laufe seines Lebens durch entsprechende Qualifikation zwischen einer und zehn Stimmen erreichen“. Dies deshalb, weil jene, die für zehn Stimmen gut sind, „mehr für das demokratische System und die Gesellschaft getan haben als die anderen“.
Im Prinzip sieht das Modell so aus: Jeder wird mit einer Wahlstimme geboren, die er ab dem entsprechenden Wahlalter ausüben kann. Diese Basisstimme kann nicht aberkannt werden. Jeweils eine weitere Stimme gibt es für einen Schulabschluss, eine abgeschlossenen Berufsausbildung, eine Meisterprüfung oder einen Hochschulabschluss.
Für die Promotion und Habilitation sieht Erichsens System jeweils noch eine Stimme vor. Doch auch wer einige Jahre selbständig ist, erhält eine Stimme mehr.
„Akademische und berufliche Karrieren werden gleich behandelt, das ist heute noch längst nicht so“ (Erichsen).
Auch sozialpolitisches Engagement soll gewürdigt werden. Wer sich über längere Zeit – ab zehn Jahren – für andere engagiert, etwa durch ehrenamtliche Mitarbeit in Hilfsvereinen, Stiftungen oder Fürsorgeeinrichtungen -, hat ebenfalls Respekt verdient und damit eine weitere Stimmen. Pro weiteren zehn Jahren kämen jeweils eine Stimme dazu.
Besonders außergewöhnliches Engagement sollte dann noch einmal - in Form eines Ordens – mit ein bis drei Stimmen belohnt werden. Ein solcher Orden würde allerdings nur in direkter Demokratie per Abstimmung der Bürger oder ihrer Gremien vergeben werden.
Ein 25-Jähriger könne mit etwas Anstrengung nach dem Global Voter-Modell etwa fünf Stimmen erreichen, zehn Jahre später eventuell schon acht oder neun. Einwände, den Gleichheitsgrundsatz außer Kraft zu setzen, entgegnet er, „die von uns so genannte qualitative Demokratie setzt keinen der bestehenden Grundsätze außer Kraft“. Die „Einstimmer“ würden nicht zur vernachlässigten Minderheit, weil Grundgesetze und Grundrechte ausschließlich mit Mehrheiten von beispielsweise 90 Prozent aller Wahlberechtigten beschossen werden könnten.
In der Praxis sollen die Abstimmungen und Wahlen über das Internet erfolgen: „Das ist dynamisch, schnell nutzbar und transparent“. Global Voter setzt auf direkte Demokratie und will eine „Cyberdemokratie“. „Es braucht Menschen, die ein System entwickeln, in dem das Beste nicht nur eine Vision bleibt, sondern auch für alle sichtbar umgesetzt wird“, erklärt Erichsen. (www.globalvoter.org)
Manfred Hluma
PS: Während Global Voter wahrscheinlich noch lange nur ein Diskussionsthema bleiben wird, tritt eine neue Gruppierung am rechten Rand in diesen Tagen an die österreichische Öffentlichkeit, die „Nationale Volkspartei“ (NVP). Liest man deren Programmideen (www.nvp.at) kann man nur hoffen, dass es ein Kurzauftritt wird.
Mit einem radikalen Bruch dieser Tradition und einem Konzept für eine neue qualitative statt der bisherigen quantitativen Demokratie tritt die deutsche Stiftung „Global Voter“ an. Ihr Credo: „Wer mehr leistet, bekommt mehr Stimmen“. Wer sich mehr engagiert als andere Mitbürger, soll auch mehr Stimmgewicht bei Wahlen haben. Im Maximalfall zehn Stimmen statt nur einer.
Kim P. Erichsen, Initiator und Gründer von „Global Voters“, lässt außer Streit, dass „die Demokratie des 19. und 20. Jahrhunderts die Menschheit weiter gebracht haben“. Aber man könne heute erkennen, dass sich die Demokratie nicht mehr weiter entwickle: „Die quantitative Demokratie, die alle über einen Kamm schert, führt dazu, dass die politische Entscheidungsmasse immer unterdurchschnittlicher wird“, erklärte Erichsen in einem Interview mit dem deutschen Wirtschaftsmagazin „brand eins“.
Wer die Demokratie und die Gesellschaft nachhaltig stärken will, sollte seiner Meinung nach auch mehr Gewicht in Form von Stimmen haben als andere, denen die Gesellschaftsentwicklung nichts bedeutet.
Ungerecht sei dies nur dann, wenn man davon ausgeht, dass sich Engagement nicht lohnt, meint Erichsen, der selbst auf ein aktives Unternehmer-Leben zurückblicken kann und den heute nur noch sehr ausgewählte Projekte interessieren: „Projekte, bei denen der Ruf nach dem kreativen Imperativ laut zu hören ist“.
Seine Basisidee bei Global Voters: „Jeder kann im Laufe seines Lebens durch entsprechende Qualifikation zwischen einer und zehn Stimmen erreichen“. Dies deshalb, weil jene, die für zehn Stimmen gut sind, „mehr für das demokratische System und die Gesellschaft getan haben als die anderen“.
Im Prinzip sieht das Modell so aus: Jeder wird mit einer Wahlstimme geboren, die er ab dem entsprechenden Wahlalter ausüben kann. Diese Basisstimme kann nicht aberkannt werden. Jeweils eine weitere Stimme gibt es für einen Schulabschluss, eine abgeschlossenen Berufsausbildung, eine Meisterprüfung oder einen Hochschulabschluss.
Für die Promotion und Habilitation sieht Erichsens System jeweils noch eine Stimme vor. Doch auch wer einige Jahre selbständig ist, erhält eine Stimme mehr.
„Akademische und berufliche Karrieren werden gleich behandelt, das ist heute noch längst nicht so“ (Erichsen).
Auch sozialpolitisches Engagement soll gewürdigt werden. Wer sich über längere Zeit – ab zehn Jahren – für andere engagiert, etwa durch ehrenamtliche Mitarbeit in Hilfsvereinen, Stiftungen oder Fürsorgeeinrichtungen -, hat ebenfalls Respekt verdient und damit eine weitere Stimmen. Pro weiteren zehn Jahren kämen jeweils eine Stimme dazu.
Besonders außergewöhnliches Engagement sollte dann noch einmal - in Form eines Ordens – mit ein bis drei Stimmen belohnt werden. Ein solcher Orden würde allerdings nur in direkter Demokratie per Abstimmung der Bürger oder ihrer Gremien vergeben werden.
Ein 25-Jähriger könne mit etwas Anstrengung nach dem Global Voter-Modell etwa fünf Stimmen erreichen, zehn Jahre später eventuell schon acht oder neun. Einwände, den Gleichheitsgrundsatz außer Kraft zu setzen, entgegnet er, „die von uns so genannte qualitative Demokratie setzt keinen der bestehenden Grundsätze außer Kraft“. Die „Einstimmer“ würden nicht zur vernachlässigten Minderheit, weil Grundgesetze und Grundrechte ausschließlich mit Mehrheiten von beispielsweise 90 Prozent aller Wahlberechtigten beschossen werden könnten.
In der Praxis sollen die Abstimmungen und Wahlen über das Internet erfolgen: „Das ist dynamisch, schnell nutzbar und transparent“. Global Voter setzt auf direkte Demokratie und will eine „Cyberdemokratie“. „Es braucht Menschen, die ein System entwickeln, in dem das Beste nicht nur eine Vision bleibt, sondern auch für alle sichtbar umgesetzt wird“, erklärt Erichsen. (www.globalvoter.org)
Manfred Hluma
PS: Während Global Voter wahrscheinlich noch lange nur ein Diskussionsthema bleiben wird, tritt eine neue Gruppierung am rechten Rand in diesen Tagen an die österreichische Öffentlichkeit, die „Nationale Volkspartei“ (NVP). Liest man deren Programmideen (www.nvp.at) kann man nur hoffen, dass es ein Kurzauftritt wird.
hlumamanfred - 17. Apr, 22:10