Montag, 25. Januar 2010

„Film ab, Geschäft läuft“ oder „Szenen vom Drehort Österreich“ (2)

SOKO-Kitz-1-mini-c-Cine-Tirol
Foto: SOKO Kitz: Cine Tirol

Mein letzter Beitrag endete mit der Forderung Stefan Ruzowitzkys, die Rahmenbedingungen für Filmdrehs in Österreich zu verbessern. Dies fällt unter anderem in die Aufgabe der österreichischen Filmkommissionen. Location Austria, die bundesweite Filmagentur, Cine Tirol, Cinestyria, Salzburg Agentur, Oberösterreichisches Filmbüro und Vienna Film Commission operieren im Dienste des Drehorts Österreich. Im Schulterschluss mit den touristischen Partnern rühren die Filmcommissions die Werbetrommel für den Filmstandort und offerieren Filmschaffenden aus aller Welt kostenlosen Service – von der Location-Suche über die Einholung von Drehgenehmigungen bis zur tatkräftigen Unterstützung bei der Organisation und Abwicklung der Produktion vor Ort.

Die Bilanz von Location Austria für das Jahr 2008 umfasst 12 internationale Filmprojekte, darunter drei Kinofilme, zwei TV-Produktionen und vier Dokumentationen. Neben „James Bond – ein Quantum Trost“ betreute Location Austria mit „Season of the Witch“ ein weiteres internationales Prestigeprojekt mit Oscar-Preisträger Nicolas Cage in der Hauptrolle. Die amerikanisch-ungarische Produktion mit einer 320-köpfigen Crew drehte für 17 Tage in Salzburg, Niederösterreich und der Steiermark. An direkten Produktionsausgaben flossen 700.000 Euro in die Kassen. Im Herbst 2009 stand Weltstar Donald Sutherland für die Verfilmung von Ken Folletts Weltbestseller „Die Säulen der Erde" vor der Kamera. Die Dreharbeiten gingen in der Wiener Votivkirche, auf Burg Liechtenstein und Burg Kreuzenstein in Niederösterreich über die Bühne.

Tom Cruise als Werbemotor
Einen „dicken Filmfisch“ konnten Salzburg Agentur und Location Austria jüngst an Land ziehen. Im Dezember 2009 stellten die Hollywood-Stars Tom Cruise und Cameron Diaz ihr schauspielerisches Können an der Salzach unter Beweis.15 bis 20 Minuten der US-Action-Komödie „The Unknown Wichita Project“ werden in Salzburg und Umgebung spielen. Die 200-köpfige Crew schlägt schlug ihre Zelte für 11 Tage in der Innenstadt auf. Die Region darf mit einer Wertschöpfung von 1,2 Millionen Euro rechnen. Da die Drehorte dem Kinopublikum tatsächlich als „Salzburg“ präsentiert werden, ist zudem mit einer enormen touristischen Sogwirkung zu rechnen.

Die Experten der Cinestyria richten im Rahmen ihrer Förderungsrichtlinien spezielles Augenmerk auf die touristischen Potenziale einzelner Filmvorhaben. 2008 förderte die steirische Filmkommission 23 Projekte – eines davon der Kinofilm „Flores Negras“ mit Tobias Moretti und Maximilian Schell, der teilweise in Graz spielt. Als hochkarätige Literaturverfilmung sei Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ mit Christiane Hörbiger erwähnt, die dafür in Eisenerz und Umgebung vor der Kamera stand.

Vierbeinige und andere Kommissare
Wien ist mit Abstand Österreichs größte Filmbühne. Im Jahr 2008 reichten 442 Filmgesellschaften ein Gesuch um die Erteilung der Dreherlaubnis ein. Daraus entstanden 1.271 Film- und TV-Produktionen. Teile des Oscar-nominierten Streifens „Revanche“ des österreichischen Regisseurs Götz Spielmann wurden in Wien abgedreht. „Kommissar Rex“, das nach „Baywatch" erfolgreichste Serienformat aller Zeiten, übersiedelte zwar mittlerweile nach Rom, kehrte jedoch für ein 90-minütiges Special während der Fußball-EM nach Wien zurück.

Marijana Stoisits, Leiterin der 2009 gegründeten Vienna Film Commission, möchte der traditionellen Wien-Perspektive neue, moderne Eindrücke hinzuzufügen und diese via Film zum Publikum transportieren: „Ich habe jüngst eine Tatort-Folge gesehen, die mir Berlin auf neue Weise vermittelte. So etwas würde ich mir für einen österreichischen Tatort auch wünschen, Kameraeinstellungen, die man nicht bereits 100 Mal gesehen hat.“ In puncto filmtouristisches Angebot wandelt Wien großteils auf altbewährten Pfaden. Zum 50. Geburtstag des Kinokassenschlagers „Sissi“ richtete das Hofmobiliendepot jüngst eine Dauerausstellung mit dem in der Filmtrilogie benutzten Mobiliar ein. Und die „Dritte-Mann-Touren“ durchs Wiener Kanalsystem zu den Drehorten des Streifens aus dem Jahr 1947 finden auch 2009 großen Anklang, nicht nur bei Cineasten.

Zum 10. Jahrestag ihres Bestehens konnte die Cine Tirol im Jahr 2008 34 Filmproduktionen aus dem In- und Ausland in die Tiroler Berge führen. Zum Beispiel fiel die Klappe für drei europäische Kinofilme, darunter „In drei Tagen bis du tot 2“. Im Rahmen von sechs Filmprojekten führte die indische Traumfabrik Bollywood in Tirol Regie. Die erfolgreichen TV-Serienproduktionen „SOKO Kitzbühel“ und „Der Bergdoktor“ fanden in der 8. bzw. in der 2. Staffel ihre Drehfortsetzung. Im Oktober 2009 stand der deutsche Schauspieler Daniel Brühl für den Science Fiction-Film „Die kommenden Tage" auf Tiroler Almwiesen vor der Kamera.

Wo geht’s zum Bergdoktor?„Die touristische Verwertung der Filmproduktionen ist uns ein großes Anliegen“, gibt Johannes Köck, Leiter der Cine Tirol, zu Protokoll. „Mittlerweile nutzen die Tourismusverbände Produktionen ‚made in Tirol’ intensiv als Grundlage ihrer Pressearbeit“, beobachtet Köck. Gegenstand der Kommunikation an die Medien sind z. B. die Ankündigung der Filmarbeiten, Premierenfeiern vor Ort oder die wirtschaftliche Bilanz von Film- und TV-Produktionen.

Verschiedene touristische Angebote in Tirol stellen einen direkten Bezug zu Film- und Fernsehproduktionen her. Der „Bergdoktor-Radweg“ führt auf 30 Kilometern Länge durch die Kulisse der deutschsprachigen Erfolgsserie, natürlich vorbei am Bergdoktorhaus. Das eigens errichtete Gebäude, in dem Bergdoktor Nummer Eins, Harald Krassnitzer, ordinierte, wird seit Abschluss der Dreharbeiten 1998 vom Tourismusverband Mieminger Plateau als touristische „Landmark“ vermarktet. Hans Sigl mimt in Ellmau in der Region Wilder Kaiser Bergdoktor Nummer Zwei. Ellmau selbst tritt in der Kommunikation mit den Gästen und Multiplikatoren (z. B. auf Messen) als „Filmdorf“ auf. Individuell buchbare, geführte Wanderungen geleiten die Besucher zu Hauptmotiven verschiedener TV-Produktionen.

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