Skurriles

Freitag, 19. November 2010

Von der Bedeutung des „Welttoilettentags“ oder über die „Halle der inneren Harmonie“

Nun gibt es ja, wie an dieser Stelle schon vor einiger Zeit berichtet, nationale und internationale Tage für so ziemlich alles: Tag des Wassers, Tag des Brots, Tag der Arbeit, Tag des Windes“, der „Tag des Mannes“, der „Tag des Lärms“, der „Tag des Schlafes“ und unzählige mehr.
Man sollte meinen, es wäre schon jedes Thema abgedeckt. Doch weit gefehlt. Denn nach der alten biologischen Regel „What comes in, must go out“ findet – ja, Sie lesen richtig – am 19. November der „Welttoilettentag“ statt. Verkneifen Sie sich den Hinweis, dass dies eigentlich ein Sch…thema ist.
WCBlog
Doch gehen wir die Sache ernst an.
Der Begriff Toilette leitet sich vom französischen „toile“ beziehungsweise „toilette“ ab (Tuch bzw. kleines Tuch), mit dem man sich früher für seine Notdurft von der Umgebung abschirmte. Eine andere Bezeichnung für diesen kleinen Raum ist unter anderem „Lokus“ (lat.: locus necessitatis = Ort der Notdurft) oder „Latrine“. In China wird der Toilettenraum auch „Halle der inneren Harmonie“ genannt.
Gut ausgebaute Abortanlagen gab es bereits um 2800 v. Chr. in Mesopotamien. In den Städten des Altertums mündeten die Abflüsse in große Abwasserkanäle, die sogenannten Kloaken. Die bekannteste war die Cloaca Maxima in Rom. Die Römer besaßen auch WCs, bei denen die Fäkalien hygienischer durch Wasser entfernt wurden, insbesondere in Häusern der Reichen und oft in villae rusticae (Landhäusern von Großgrundbesitzern). Für die restliche Bevölkerung gab es öffentliche Latrinen, die durch das Wasser der Aquädukte versorgt wurden. Diese gingen mit dem Ende des Römischen Reiches verloren.
Im Mittelalter gab es Toiletten in Form von Nischen und Erkern (Abtritterker). Oft führten einfach Bodenöffnungen ins Freie. Auch in großzügigen Schloss- und Palaisbauten des 17. und 18. Jahrhunderts war die Beseitigung der Abwässer und Fäkalien immer noch ungelöst. Die unzureichende Ausstattung hatte zur Folge, dass für die Notdurft ohne Hemmungen Korridore, Flure, Raumecken, Eingänge und Durchfahrten, sowie Höfe, Gärten und Parkanlagen benutzt wurden und ein penetranter Geruch durch die Schlösser durchzog.

Der eigentliche Erfinder des Wasserklosetts war Sir John Harington, jedoch geriet seine Erfindung aus dem Jahre 1596 wieder in Vergessenheit. Im Jahre 1775 erhielt dann der englische Erfinder Alexander Cummings das Patent für seine Ausführung eines Wasserklosetts.

Heute gibt weltweit etwa 2,5 Milliarden Menschen die keinen Zugang zu Toiletten haben. 2001 wurde vom Unternehmer Jack Sim in Singapur die Welttoilettenorganisation (WTO) gegründet, die die weltweite Verbesserung der hygienischen Verhältnisse an Toiletten zum Ziel hat. Von ihr stammt auch der Welttoilettentag. Die World Toilet Organisation ist ein Dachverband nationaler Toilettenorganisationen und hat nach eigenen Angaben mittlerweile über 190 Mitgliedsorganisationen aus fast 60 Ländern.
Nach ihrer Ansicht sind hygienische und zweckmäßige Toiletten eine Notwendigkeit und ein grundsätzliches Menschenrecht. Viele Toiletten sind heute wegen unzureichender Kanalisation ein Umweltproblem. Fäkalien verunreinigen Flüsse, Grundwasser und den Boden. Hierdurch infizieren sich zahlreiche Menschen mit Krankheiten. Es wird davon ausgegangen, dass täglich 6.000 Kinder allein an Durchfallerkrankungen sterben. Häufig werden diese durch mangelnde Hygiene und unsaubere Abwässer verursacht. Auch können gefährliche Krankheiten wie die oft tödliche Lungenkrankheit SARS durch unsaubere Sanitäranlagen übertragen werden. Ein Ziel der World Toilet Organisation ist es, zur Erfüllung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen beizutragen. Das Millennium-Entwicklungsziel Nr. 7 c fordert den Anteil der Weltbevölkerung, der ohne Zugang zu Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung lebt, bis 2015 zu halbieren.


Noch einige Skurrilitäten zum Thema gefällig?

• In japanischen Toiletten findet sich häufig ein Otohime, das ist ein kleiner Lautsprecher, der die Körpergeräusche übertönen soll. Italienische Toiletten verfügen hingegen meistens über ein Gebläse, das die Gerüche beseitigt.

• Als Schutzpatron der Latrinenreiniger gilt Papst Julius I.

• In Teilen des Nahen Ostens ist die Benutzung der Toilette in einer Moschee Männern vorbehalten. Auch in Restaurants, auch solchen mit sogenanntem Familienabteil, fehlen oft Damentoiletten. 2006 öffnete im Basarviertel der nordirakischen Stadt Arbil eine erste öffentliche Damentoilette.

• Das Sprichwort „Pecunia non olet, Geld stinkt nicht“ hat seinen Ursprung in einer römischen Latrinensteuer.

• Es existiert ein offizieller Weltrekord im Zerschlagen von Toilettendeckeln mit dem Kopf. Mehrfacher (!) Weltmeister in dieser Disziplin mit 50 zertrümmerten Klodeckeln innerhalb von 60 Sekunden ist der Deutsche Thomas Teige.

• Das geflügelte Wort „Latrinengerüchte“ geht auf die Gespräche der Soldaten aller Mannschaftsgrade, die sich an der Sickergrube oder auch Latrine zur gemeinsamen Verrichtung trafen, zurück.

Dienstag, 26. Mai 2009

„Sprach-Polizei“ oder „Das Dilemma des Diktates“

Kennen Sie den? Ein Polizist nimmt einen tödlichen Unfall auf. „Der Verunfallte lag mit dem Kopf auf dem Trott.., Tottar…, Trotrori …,“ versucht er vergeblich den Bericht zu formulieren. Dann gibt er der Leiche in seiner Verzweiflung einen Schubs: „Der Verunfallte lag auf der Strasse“.
Damit derartiges in der Realität nicht passiert, werden Polizeianwärter in Österreich bei den Aufnahmetests neben der körperlichen Fitness – um die es meist nicht sonderlich gut bestellt ist -, nun auch auf ihre sprachlichen Fähigkeiten getestet. Erschreckenderweise reduziert sich die Schar der Kandidaten dabei dramatisch: Gefragt werden zuerst Grammatikregeln und Rechtschreibung. Von denen, die das geschafft haben, scheitert dann jeder Zweite beim Diktat. „Die Kandidaten haben tatsächlich grobe Mängel bei der Rechtschreibung“, heißt es auch dem Innenministerium. Man könne das aber nicht tolerieren, da die Bürger zu Recht erwarten, dass Berichte und Protokolle einwandfrei formuliert sind. Ob man jetzt eine eigene Sprach-Polizei einführen will, die künftig auch den alt gedienten Polizisten mit Wort und Rat zur Seite steht – weil die mussten, wie man oft merken kann, ja keine so strenge Tests durchlaufen -, ist offen…
Manfred Hluma

Sonntag, 5. Oktober 2008

„Tag des Eselführerscheins“ oder „Von der Inflation der Tage“

Stehen Sie manchmal in der Früh auf und fragen sich, was für ein Tag denn heute ist? Nein, nicht der Wochentag, den weiß man ja meistens – außer die abendliche Feier mit den russischen Geschäftspartnern war vielleicht zu heftig oder man hat gerade einen Langstreckenflug hinter sich.
Vielmehr ist inzwischen fast jeder Tag irgendein Tag für irgendetwas.
Heute zum Beispiel war der „Tag der Lehrer“, gestern der „Welttierschutztag“. Morgen, am 6. Oktober, ist der „Welttag des Wohn- und Siedlungswesens“ (Habitat-Tag). Und es geht tagemäßig flott weiter. Am 8. Oktober wird der „Internationale Tag der Katastrophenvorbeugung“ abgehalten, tags darauf folgt der „Tag des Weltpostvereins“.
Und wieder 24 Stunden später ist der „Welteitag“ ausgerufen.
Denselben Tag haben einige österreichische Hilfs-, Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen zum landesweiten „Tag des Bleiberechts" erklärt.
Am 15. Oktober findet dann der „Tag des Kalenders“ statt.

Knapp hinter uns liegen beispielsweise der „Tag des Sports“, der „Internationale Tag der Brustkresvorsorge“ und der „Tag des Denkmals“, Österreichs Beitrag zu den European Heritage Days, die 1991 auf Initiative des Europarates unter Mitwirkung der Europäischen Union begründet wurden.
Viele der bestimmten Themen gewidmeten Tage haben lange Tradition. So ist etwa der „Tag des Kindes“ eine Erfindung der Kinderfreunde aus den frühen 30er-Jahren.
In den frühen 50er-Jahren griff die UNO diese Idee auf: Ein Tag, an dem Kinder, ihre Sorgen und ihre Rechte im Mittelpunkt stehen sollen. 1954 proklamierte die UNICEF dann den 20. November als „Universal children’s day“.
Diese und andere internationale Organisationen haben inzwischen eine Unmenge an speziellen Tagen ins Leben gerufen. International sind auch der „Tag des Windes“, der „Tag des Mannes“, der „Tag des Lärms“ und der „Tag des Schlafes“.
Diese Inflation an Thementagen wird von der Wirtschaft und emsigen Veranstaltern weiter angeheizt.

Der „Tag des Kaffees“ wiederum wurde vom österreichischen Kaffee- und Tee-Verband proklamiert, natürlich gibt es auch einen „Tag des Tees“.
Der „Tag des Friedhofs“ ist eine bundesweite Initiative der Friedhofsgärtner, Bestatter, Steinmetzen, Floristen, der Städte und Kommunen sowie der Friedhofsverwaltungen. Die heimischen Kirchen begehen den „Tag des Judentums“.
Hier noch eine lose und garantiert nicht vollständige Auszählung weiterer Tage, die irgendjemand eingefallen sind:
„Tag des Passivhauses“ (IG Passivhaus Österreich), „Tag des Erdapfels“ (AMA, „Tag des Halstuchs“ (Pfadfinder), „Tag des öffentlichen Verkehrs“ (ÖBB mit dem Verkehrsverbund VOR), „Tag des weißen Stocks" (Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband), „Tag des Honigs“, „Tag des Salzburger Films", „Tag des Stettner Weines“, „Tag des steirischen Weines“. Am skurrilsten ist bisher der „Tag des Eselführerscheins“, den die Eselkoppel in Rantenberg heuer im August abhielt.
Doch noch bietet sich ein weites Feld neuer Tage an: es fehlen eindeutig noch der „Tag der Unterhose“, „Der Tag der Höhlenforscher“ und „Der Tag der Schuheinlagen“….

Manfred Hluma


Spezielle Tage, die von Internationalen Organisationen ins Leben gerufen wurden im Überblick:

27. Januar: Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
28 Januar: Welt-Lepra-Tag
28. Januar: Tag des Datenschutzes

20. Februar: Welttag der sozialen Gerechtigkeit (erstmals 2009)
21. Februar: Internationaler Tag der Muttersprache

8. März: Internationaler Tag der Frau
21. März: Internationaler Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung
21. März: Welttag der Poesie
21. März: Internationaler Tag des Waldes
22. März: Weltwassertag
23. März: Welttag der Meteorologie
24. März: Welt-Tuberkulose-Tag
25. März: Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei und des transatlantischen Sklavenhandels

2. April: Welttag der Aufklärung über Autismus
4. April: Internationaler Tag zur Aufklärung über die Minengefahr
7. April: Weltgesundheitstag
23. April: Welttag des Buches und des Urheberrechts
26. April: Welttag des geistigen Eigentums

3. Mai: Welttag der Pressefreiheit
8. und 9. Mai: Tage des Gedenkens und der Versöhnung für die Opfer des Zweiten Weltkrieges
15. Mai: Internationaler Tag der Familie
17. Mai: Weltfernmeldetag
17. Mai: Welttag der Informationsgesellschaft
21. Mai: Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung
22. Mai: Internationaler Tag der biologischen Vielfalt
29. Mai: Internationaler Tag der Friedenssicherungskräfte der Vereinten Nationen
31. Mai: Weltnichtrauchertag

1. Juni: Welt-Bauerntag
4. Juni: Internationaler Tag der Kinder, die unschuldig zu Aggressionsopfern geworden sind
5. Juni: Weltumwelttag
17. Juni: Welttag für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre
20. Juni: Weltflüchtlingstag
23. Juni: Tag des öffentlichen Dienstes
26. Juni: Internationaler Tag gegen Drogenmissbrauch
26. Juni: Internationaler Tag zur Unterstützung der Opfer der Folter


5. Juli : Internationaler Tag der Genossenschaften
11. Juli: Weltbevölkerungstag

9. August: Internationaler Tag der indigenen Bevölkerungen der Welt
12. August: Internationaler Tag der Jugend
23. August: Internationaler Tag der Erinnerung an Sklavenhandel und dessen Abschaffung

8. September: Weltalphabetisierungstag
15. September: Internationaler Tag der Demokratie
16. September: Internationaler Tag für die Erhaltung der Ozonschicht
20. September: Weltkindertag
21. September: Internationaler Friedenstag
27. September: Welttourismustag
28. September: Tag des Flüchtlings

1. Oktober: Internationaler Tag der älteren Menschen
2. Oktober: Internationaler Tag der Gewaltlosigkeit
4. Oktober: Welttierschutztag
5. Oktober: Internationaler Tag des Lehrers
6. Oktober: Welttag des Wohn- und Siedlungswesens (Habitat-Tag)
8. Oktober: Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung
9. Oktober: Tag des Weltpostvereins
10. Oktober: Welttag der geistigen Gesundheit
15. Oktober: Internationaler Tag der Frauen in ländlichen Gebieten
16. Oktober: Welternährungstag
17. Oktober: Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut
24. Oktober: Tag der Vereinten Nationen
24. Oktober: Welttag der Information über Entwicklungsfragen

6. November: Internationaler Tag für die Verhütung der Ausbeutung der Umwelt in Kriegen und bewaffneten Konflikten
14. November: Weltdiabetestag
16. November: Internationaler Tag der Toleranz
16. November: Weltgedenktag für die Straßenverkehrsopfer
20. November: Tag der Industrialisierung Afrikas
20. November: Weltkindertag
21. November: Welttag des Fernsehens
25. November: Internationaler Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
29. November: Internationaler Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk

1. Dezember: Welt-AIDS-Tag
2. Dezember: Internationaler Tag für die Abschaffung der Sklaverei
3. Dezember: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen
5. Dezember: Internationaler Tag der Freiwilligen für wirtschaftliche und soziale Entwicklung
7. Dezember: Tag der Internationalen Zivilluftfahrt
9. Dezember: Internationaler Tag gegen die Korruption
10. Dezember: Tag der Menschenrechte
11. Dezember: Internationaler Tag der Berge
18. Dezember: Internationaler Tag der Migranten
19. Dezember: Tag der Vereinten Nationen für die Süd-Süd-Zusammenarbeit
20. Dezember: Internationaler Tag der menschlichen Solidarität
29. Dezember: Internationaler Tag für biologische Vielfalt

Sonntag, 4. Mai 2008

„Journalisten, Sex und Tiefenrausch“ oder „Wie man einen Weltrekord aufstellt“

Dass Journalisten bei einer Pressekonferenz den Mund halten sollen – oder müssen -, ist normalerweise nicht der Sinn der Sache. Doch zwei Meter unter Wasser bleibt ihnen nichts anderes übrig.
Trotzdem erfreute sich die Unterwasser-Pressekonferenz, zu der die Autoren des Buches „Noch mehr Sex und Tiefenrausch – Weitere 333 Antworten auf Taucherfragen“ am letzten Aprilsamstag ins Wiener Waldbad in Penzing geladen hatten, eines deutlichen größeren Zuspruchs als die mancher politischen Partei.
Der Unterwasser-Pressekonferenz, bei der die Autoren mittels Helmtauchgerät und Unterwasser-Kommunikationssystem einen via Unterwasserlautsprecher übertragenen und durch wasserfeste Flipchart-Tafeln unterstützten Vortrag hielten, wohnten insgesamt 25 Journalisten bei, was zugleich einen neuen Weltrekord bedeutet.
Der bis dato – ebenfalls von den Autoren gehaltene – Weltrekord, der auch im aktuellen Guinness Buch der Rekorde enthalten ist, lag bei 21 Journalisten. Mit der nunmehrigen – notariell beglaubigten - Teilnehmerzahl konnte diese beeindruckend gebrochen werden.
Wasserfeste Pressemappen sorgten für zusätzliche Informationen an die Journalisten, die auf Schreibtafeln zugleich auch Fragen an die Autoren stellen konnten. Eine Frage drängt sich den Journalisten zu Ende der Pressekonferenz noch auf: „Warum dieser Titel?“ Die Antwort folgt sofort: „“Taucherflasche, Seepferdchen und Algen“ wäre weniger griffig gewesen, „Sex ist schon ganz OK...“ steht auf eine der letzten Tafeln. Der Weltrekord war nach rund 25 Minuten geschafft und die 25 Journalisten verließen als frischgebackene Weltrekordteilnehmer das Wasser.
Nach dem gelungenen Weltrekordversuch gab es, schließlich steht ja die Fußball-EM in Haus, ein Unterwasser-Match. Es gab ein Fußballfeld in rund 2 Meter Wassertiefe im Hallenbad des Waldbad Penzings. Am Boden angebracht waren – wie bei einem „echten“ Spiel – zwei Fußballtore. Die Teams bestanden aus jeweils drei Tauchern, die unter Wasser „Apnoe“, also ohne Tauchgerät, gegeneinander in diesem Freundschaftsspiel antraten.
Einer der beiden Schiedsrichter war übrigens der derzeit wohl weltbeste Freitaucher und mehrfache Weltrekordhalter Herbert Nitsch, als österreichische Teamkapitän agierte Christian Redl, ebenfalls mehrfacher Weltrekordhalter im Freitauchen.
Letztendlich triumphierte Österreich mit 10: 5 gegen Deutschland, das gelingt wohl nur unter Wasser ….
Auch medial war die skurrile Veranstaltung ein Erfolg: rund 800 Zuschauer hatten sich eingefunden, etliche Kamerateams aus Österreich und Deutschland (u. a. ORF, Laola1.TV und die Pro7/Sat1/Kabel1-Gruppe) richteten ihre Objektive auf die Wasseroberfläche, Krone-Hitradio und Radio Wien berichteten via Äther und unzählige Vertreter von Nachrichtenagenturen, Tageszeitungen und Magazinen waren beim Weltrekordversuch und dem Unterwassermatch dabei.
Manfred Hluma

Donnerstag, 17. April 2008

„Über die qualitative Demokratie“ oder „One man, ten votes?“

Ein mühsam erkämpftes und quasi ehernes Gesetz der Demokratie lautet „Ein(e) Bürger(in), eine Stimme“. An der Entscheidung über die Entwicklung der Gesellschaft soll jeder im selben Ausmaß bei den diversen Wahlen abstimmen können.

Mit einem radikalen Bruch dieser Tradition und einem Konzept für eine neue qualitative statt der bisherigen quantitativen Demokratie tritt die deutsche Stiftung „Global Voter“ an. Ihr Credo: „Wer mehr leistet, bekommt mehr Stimmen“. Wer sich mehr engagiert als andere Mitbürger, soll auch mehr Stimmgewicht bei Wahlen haben. Im Maximalfall zehn Stimmen statt nur einer.

Kim P. Erichsen, Initiator und Gründer von „Global Voters“, lässt außer Streit, dass „die Demokratie des 19. und 20. Jahrhunderts die Menschheit weiter gebracht haben“. Aber man könne heute erkennen, dass sich die Demokratie nicht mehr weiter entwickle: „Die quantitative Demokratie, die alle über einen Kamm schert, führt dazu, dass die politische Entscheidungsmasse immer unterdurchschnittlicher wird“, erklärte Erichsen in einem Interview mit dem deutschen Wirtschaftsmagazin „brand eins“.

Wer die Demokratie und die Gesellschaft nachhaltig stärken will, sollte seiner Meinung nach auch mehr Gewicht in Form von Stimmen haben als andere, denen die Gesellschaftsentwicklung nichts bedeutet.

Ungerecht sei dies nur dann, wenn man davon ausgeht, dass sich Engagement nicht lohnt, meint Erichsen, der selbst auf ein aktives Unternehmer-Leben zurückblicken kann und den heute nur noch sehr ausgewählte Projekte interessieren: „Projekte, bei denen der Ruf nach dem kreativen Imperativ laut zu hören ist“.

Seine Basisidee bei Global Voters: „Jeder kann im Laufe seines Lebens durch entsprechende Qualifikation zwischen einer und zehn Stimmen erreichen“. Dies deshalb, weil jene, die für zehn Stimmen gut sind, „mehr für das demokratische System und die Gesellschaft getan haben als die anderen“.

Im Prinzip sieht das Modell so aus: Jeder wird mit einer Wahlstimme geboren, die er ab dem entsprechenden Wahlalter ausüben kann. Diese Basisstimme kann nicht aberkannt werden. Jeweils eine weitere Stimme gibt es für einen Schulabschluss, eine abgeschlossenen Berufsausbildung, eine Meisterprüfung oder einen Hochschulabschluss.
Für die Promotion und Habilitation sieht Erichsens System jeweils noch eine Stimme vor. Doch auch wer einige Jahre selbständig ist, erhält eine Stimme mehr.
„Akademische und berufliche Karrieren werden gleich behandelt, das ist heute noch längst nicht so“ (Erichsen).

Auch sozialpolitisches Engagement soll gewürdigt werden. Wer sich über längere Zeit – ab zehn Jahren – für andere engagiert, etwa durch ehrenamtliche Mitarbeit in Hilfsvereinen, Stiftungen oder Fürsorgeeinrichtungen -, hat ebenfalls Respekt verdient und damit eine weitere Stimmen. Pro weiteren zehn Jahren kämen jeweils eine Stimme dazu.

Besonders außergewöhnliches Engagement sollte dann noch einmal - in Form eines Ordens – mit ein bis drei Stimmen belohnt werden. Ein solcher Orden würde allerdings nur in direkter Demokratie per Abstimmung der Bürger oder ihrer Gremien vergeben werden.

Ein 25-Jähriger könne mit etwas Anstrengung nach dem Global Voter-Modell etwa fünf Stimmen erreichen, zehn Jahre später eventuell schon acht oder neun. Einwände, den Gleichheitsgrundsatz außer Kraft zu setzen, entgegnet er, „die von uns so genannte qualitative Demokratie setzt keinen der bestehenden Grundsätze außer Kraft“. Die „Einstimmer“ würden nicht zur vernachlässigten Minderheit, weil Grundgesetze und Grundrechte ausschließlich mit Mehrheiten von beispielsweise 90 Prozent aller Wahlberechtigten beschossen werden könnten.

In der Praxis sollen die Abstimmungen und Wahlen über das Internet erfolgen: „Das ist dynamisch, schnell nutzbar und transparent“. Global Voter setzt auf direkte Demokratie und will eine „Cyberdemokratie“. „Es braucht Menschen, die ein System entwickeln, in dem das Beste nicht nur eine Vision bleibt, sondern auch für alle sichtbar umgesetzt wird“, erklärt Erichsen. (www.globalvoter.org)

Manfred Hluma

PS: Während Global Voter wahrscheinlich noch lange nur ein Diskussionsthema bleiben wird, tritt eine neue Gruppierung am rechten Rand in diesen Tagen an die österreichische Öffentlichkeit, die „Nationale Volkspartei“ (NVP). Liest man deren Programmideen (www.nvp.at) kann man nur hoffen, dass es ein Kurzauftritt wird.

Freitag, 28. März 2008

„Mehr Geld für mehr Raucher“ oder „ Verblüffende Versicherungsmathematik“

Am Stammtisch oder in ähnlichen Runden hört man oft das Argument, dass Menschen, die ihrem Körper und ihrer Gesundheit bewusst schaden - beispielsweise Raucher -, mehr in das Gesundheitssystem einzahlen sollten, weil sie ja mehr medizinische Leistungen benötigten.
Einen verblüffenden anderen Ansatz fand eine holländische Lebensversicherung. Sie brachte eine neue Polizze heraus, bei der die Raucher für ihr Laster gleichsam belohnt werden. Sie erhalten bei den monatlichen Rentenzahlungen aus der sogenannten Rauchenerlebnisversicherung bis zu einigen hundert Euro mehr als Nichtraucher.
Der Grund ist naheliegend: Raucher leben deutlich kürzer als Nichtraucher und belasten damit das Rentenbudget der Versicherung weniger. 15 bis 24 Zigaretten täglich kosten rund 7,5 Lebensjahre, schreibt Sozialforscher Bernd Marin, wer noch mehr konsumiert, stirbt statistisch gesehen um zehn Jahre früher.
Die Versicherung verlangt von ihren Kunden für den Abschluss der neuen Polizze übrigens als Suchtbeweis einen Urintest und eine eidesstattliche Erklärung. In dieser ist zu bestätigen, dass man in den letzten fünf Jahren niemals länger als einen Monat nicht geraucht hat. Außerdem darf man nicht öfter als zweimal versucht haben, mit dem Tabakkonsum aufzuhören. Die ebenfalls zu beglaubigende Mindestdosis sind zehn Zigaretten, sechs Zigarren oder fünf Pfeifen täglich.
Sogenannte „Bonusleibrenten“ sind in Großbritannien nichts Neues. Wer sich mittels Einmalerlag eine Pensionsrente kauft, kann mit höheren Auszahlungen rechnen, wenn er nachweislich gesundheitlich beeinträchtigt ist. Beispielsweise bei Bluthochdruck, chronischer Bronchitis, Diabetes, Leberzirrhose und Alzheimer. Bei Leberzirrhose beispielsweise beträgt die jährliche Rentenzahlung rund das Dreifache der Standardrente - allerdings erlebt man sie halt weniger lang. Für die Versicherung ist das Ganze ein todsicheres Geschäft, das sich mit der Versicherungsmathematik einfach berechnen lässt. In Großbritannien bewegt sich diese Geschäftssparte inzwischen in Milliardenhöhe. Man darf gespannt sein, wann ähnliches auch in Österreich angeboten wird.
Manfred Hluma

Mittwoch, 19. März 2008

„Vom Pflaster-Casting“ oder „Stenzel sucht den Superstar“

Ursula Stenzel, Bezirksverweserin der Wiener Innenstadt, schafft es immer wieder, ungläubiges Erstaunen hervorzurufen. Man erinnert sich an die geplanten Patscherln für die Fiakerpferde, damit das Pflaster nicht so stark abgenutzt wird. Es gab Appelle für mehr Ruhe in der Innenstadt, Aktionen gegen die Schanigärten und eine teilweise Vertreibung der Punschstände. Außerdem verbat sich Stenzel zuviel Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit.
Nun will sie den Kleinkünstlern an den Kragen gehen, die sich mit Musik oder Pantomime durch ihre Auftritte bei Wind und Wetter ein paar Euro verdienen wollen. Wenn es nach Stenzel geht, darf künftig nicht jeder daher gelaufene Clown eine komische Figur sein, sondern nur sie selbst.
Die Qualität der Kunst muss offenbar auch am Innenstadtpflaster hoch gehalten werden und deshalb schlägt sie vor, die dort Auftretenden vorher einem Casting zu unterziehen - frei nach dem Motto „Stenzel sucht den Superstar“.
Wer also glaubt, als vagabundierender Straßenmusikant in Wien so einfach einen Arbeitsurlaub einlegen zu können, der irrt. Zuerst muss vorgespielt werden, das ist ja bei den Philharmonikern nicht anders. Und für jede andere Show wird schließlich auch gecastet, von Assinger ab- und aufwärts.
Und dann soll man sich in Wien einfach auf den Stephansplatz oder Graben stellen dürfen? Das wäre ja wirklich noch schöner.
Auf die Durchführung darf man gespannt sein. Vielleicht sind Arbeitsproben - beispielsweise Demobänder erfolgreicher Auftritte in anderen Städten - einzureichen.
Vielleicht hört und sieht sich eine koalitionär zusammengesetzte Bezirkskommission die Kandidaten im Bezirksamt an, jeden Dienstag von 16:00 bis 16:30 Uhr?
Oder entscheidet das Ursula Stenzel am Heimweg von einem der Innenstadtlokale, in denen sie ihre Schnapsideen ausbrütet, einfach im Vorbeigehen: „Du gehst, Du kannst bleiben…“.
Manfred Hluma

Mittwoch, 19. September 2007

USB am Holzweg

Die Meinungen schwanken zwischen "schwachsinnig" und "nutzlos". Skurril sind sie jedenfalls, die in Holz verpackten USB-Sticks der niederländischen Designfirma Ooomss. "Schad`ums Holz" oder doch das perfekte Outfit für die nächste Internetsession auf der Jagdhütte?

5sticksforweb

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hlumamanfred - 25. Apr, 10:26
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hlumamanfred - 25. Mär, 10:15
Sehr interessant
Informativer Artikel. Ich wusste noch nichts von den...
Carlaa - 1. Mär, 00:08

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