Dienstag, 14. August 2007

„Die unsägliche Idealisierung der Freizeit“

Kennen Sie das? Es ist Montag vormittag, man sitzt frisch und gut gelaunt am Schreibtisch und im Radio jammert der Moderator über den schweren Start in die Arbeitswoche. Aber die gute Nachricht sei ja, dass am Mittwoch sowieso ein Feiertag und damit das Warten aufs Wochenende angenehm verkürzt ist. Was denken sich diese Plappermäuler eigentlich, dass Arbeitszeit automatisch mit Leid gleichzusetzen ist?
Dabei sind Radiomoderatoren, die auch an anderen Tagen immer wieder auf den baldigen Feierabend hinweisen - was soll man eigentlich jeden Abend feiern? –, selbst eine Berufsgruppe mit 24 Stunden Dienst an 365 Tagen.

„Diese unsägliche Idealisierung der Freizeit geht mir ziemlich auf die Nerven“, klagte kürzlich der Managementberater Andreas Salcher, Gründer des Elite-Treffens „Waldzell Meeting“ bei einem Vortrag im Österreichischen Marketingclub und sprach von einem „Terrorregime von Freizeitpredigern“.

Denn dass die Mehrzahl der Menschen in Österreich eigentlich ganz gerne und ohne Widerwillen arbeitet, merkt man im täglichen Umgang. Griesgrämige Gesichter und „Management by Robinson“, nämlich das Warten auf Freitag, kommen zwar auch vor (ganz stark auf Postämtern), sind aber eher die Ausnahme.

Zur guten Laune trägt möglicherweise auch bei, dass wir im Schnitt sowieso immer weniger arbeiten. Die unmenschliche 72-Stunden-Woche gab es 1875. Um 1900 schuftete man noch 60 Stunden an sechs Tagen.
1959 trat die 45-Stunden-Woche in Kraft. Die 40-Stunden-Woche und der 8-Stunden-Tag sind drei Jahrzehnten alt. Bis 1965 betrug der Mindesturlaub übrigens nur zwei Wochen, heute sind es fünf.

Nicht zuletzt dank der medizinischen Fortschritte werden wir immer älter, deshalb verkürzt sich die Lebensarbeitszeit sich im Verhältnis zur Lebenserwartung überdeutlich.
1995 betrug die Lebensarbeitszeit von Männern in Europa im Schnitt 35 Jahre bei einer Lebenserwartung von 76 Jahren. 1960 machte die Lebensarbeitszeit noch 50 Jahre bei einer Lebenserwartung von nur 68 Jahren aus. Das bedeutet einen satten Anstieg von 18 auf 41 Jahre arbeitsfreier Lebenszeit!

Und wenn man es sich von den Freizeitpredigern nicht ausreden lässt, stellt die Arbeit einen bedeutenden und durchaus sinnhaften Teil unseres Lebens dar. Der alte Spruch "Besser Stress in der Freizeit als Langeweile in der Arbeit“ stimmt schon lange nicht mehr.

Manfred Hluma

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