Donnerstag, 6. Januar 2011

„Mit Musik geht alles besser“ oder „Steigert Mozart die Weinqualität?“

„Mit Musik geht alles besser, mit Musik fällt alles leicht, ob man die Trompete schmettert oder Bass und Fiedel streicht“, heißt es in einem alten Schlager von Rudi Schurecke. Und in dem Film „Die Traumfrau“ lieferte Bo Derek zu Maurice Ravels „Bolero“ ebenfalls ein anschauliches Beispiel dafür, wie stimulierend Musik auf den Körper sein kann.

Dass durch den Genuss spezieller Musik die Denk- und Gefühlswelt gefördert werden könnte, tauchte als Vermutung in den frühen 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts auf.
Damals untersuchte man auf der Irvine-Universität in Kalifornien die Auswirkungen einer Hörprobe auf Studenten. Die Studie umfasste 36 Probanden, die nach dem Anhören verschiedener Musikstücke Aufgaben aus einem Intelligenztest lösen sollten. Dabei erzielte die Gruppe, die Mozarts Klaviersonate in D-Dur gehört hatte, ein signifikant besseres Ergebnis.

Die Studie blieb nicht ohne gesellschaftliche Folgen. In den USA brach ein regelrechter Mozart-Boom aus, mit einem breiten Angebot an Büchern und CDs für Erwachsene, Kinder und speziell für Schwangere. Im Bundesstaat Georgia erhielt 1998 im jede Mutter bei der Geburt eine Klassik-CD. Weiters wurde in Florida ein Gesetz erlassen, nach dem jeder Kindergarten jeden Tag klassische Musik spielen musste. Sogar Gefängnisinsaßen wurden mit Mozart beschallt, und auch die Keimung von Rosen sollte mit klassischer Musik besser gelingen.
Mittlerweile jedoch ist die Wirksamkeit des Mozart-Effektes umstritten.
Viele Wissenschaftler gehen nun eher davon aus, dass die Effekte klassischer Musik auf kognitive Fähigkeiten allenfalls kurzfristiger Natur sind. Zudem seien die Ergebnisse eher darauf zurückzuführen, dass die Musik bestimmte Emotionen wie etwa Ruhe, Harmonie oder Glück im Zuhörer hervorrufe. Und in diesem Zustand lassen sich auch knifflige Tests besser lösen. Dazu braucht man allerdings nicht unbedingt eine Mozartsonate, sondern Ähnliches lässt sich möglicherweise auch durch ein Stück Schokolade oder etwas Yoga erreichen.

Dass Mozart wahre Wunder bewirkt, daran hält jedoch ein Milchbauer aus der Nähe von Madrid unbeirrt fest: Der Landwirt beschallt seine 700 Kühe auf der Priegola-Farm in Spanien jeden Tag mit Mozart. „Es klappt nur mit Mozart“, schwört Nicolas Siebert. Die Kühe seien nicht nur ausgeglichener und einfacher im Umgang. Jede einzelne produziere auch ein bis sechs Liter mehr Milch pro Tag.
Tatsächlich ergaben Versuchsreihen, dass Kühe bei Beschallung mit verhältnismäßig ruhiger Musik – auch Kuschelrock – eine erhöhte Milchleistung erzielen.
Neun Wochen lang spielten Psychologen tausend schwarzweißen Rindern der Rasse Holstein-Friesen täglich zwölf Stunden lang Musik vor. Ergebnis: Durchschnittlich gab jede Kuh bei langsamer Musik um 0,73 Liter oder drei Prozent mehr Milch pro Tag. Ein russischer Bauer versucht übrigens gerade, seine Kühe durch die Betrachtung von Alpenbildern auf Flachbildschirmen im Stall zu einer höheren Milchproduktion anzuregen.
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Doch zurück nach Österreich: Hier sind einige Weinbauern auf die – weinselige (?) – Idee gekommen, Lautsprecher in ihre Tanks zu versenken und so die Gärung und des Reifung des Weins zu beeinflussen. Was der Wein zu hören bekommt? Mozart natürlich. Insgesamt sechs Winzer haben sich zusammengeschlossenen und auch schon einen passenden Namen gefunden: „Sonor Wines“. Die Schallwellen wirkten auf die Hefestämme und dadurch werde der Garprozess verbessert, argumentieren die Schallwinzer. Erste Vergleichsverkostungen zeigten eine höhere Qualität der beschallten Weine. An der Weinbaufachschule in Klosterneuburg wurden zwar ebenfalls verbesserte Werte gemessen, allerdings verweist man dort auf eine „Momentaufnahme“, die wissenschaftliche Untermauerung fehle noch. Die innovativen Weinbauern (www.sonorwines.com) stört das nicht, man biete anspruchsvollen Wein- und Musik-Gourmets ein neues, exklusives Geschmackserlebnis. Fehlt nur noch die Anleitung, wie man Wein im Takt und nach Noten trinken soll …
Manfred Hluma

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