„Marketing Quo Vadis?“ oder „Von schnellen Entwicklungen"
Dr. Karl Pall, Österreich-Chef von Google, hielt kürzlich im Österreichischen Marketingclub ein gut besuchtes Referat mit dem Thema „Marketing Quo Vadis?“. Und er fügte auch an, zum Nachdenken anregen zu wollen, weil es keine gültigen Antworten auf die zum Teil schnellen Entwicklungen gäbe.
Einige seiner markanten Kernaussagen zum Thema Medienutzung- und planung:
Die Reichweite der „Zeit im Bild 1“ sinkt kontinuierlich: Der Durchschnitt lag 1997 bei 23,4 %, 2010 nur noch bei 13,7 %. Umgekehrt stieg die Internetnutzung binnen fünf Jahren just in der Prime Time (von 19:00 bis 20:00 Uhr) auf das Doppelte – inzwischen bei 30 Prozent.
Ein anderer Trend aus Japan: Während die Nutzung der TV-Nachrichten nachlässt, steigt der Internetzugriff über mobile Geräte speziell zwischen 20:00 und 24:00 Uhr extrem an – die Fachleute bezeichnen das als „Browse in bedroom“.
Trotzdem steigt TV-Konsum prinzipiell an. Er belief sich in Deutschland auf 223 Minuten pro Tag (11 Minuten mehr als im Vorjahr).
Überraschend, so Pall, ist eine Betrachtung der reichweitenstärksten „Kanäle“. Hinter RTL, Pro Sieben, 3Sat und Vox liegt bereits „YouTube“ (noch vor RTL II).
Interessant auch die Frage, wie viele Werbespots in Österreich gespielt werden. Laut Pall waren es im Jahr 2009 rund 1,7 Millionen Spots. Zum Vergleich: in den 80er-Jahren, als es in Österreich nur den ORF gab, waren es bescheidene 44.000. Und so erreichen den Konsumenten heute über verschiedenste Kanäle rund 6.000 Werbebotschaften täglich.
Die Media-Nutzung liegt in Österreich bei rund 40 % TV, 27 % Radio, 18 % Print und immerhin schon 15 % Internet. In den USA beträgt die tägliche Internetnutzung inzwischen 50 Minuten, vor zwei Jahren waren es erst knapp mehr als 30 Minuten.
Für die USA geht man davon aus, dass heuer die User im Schnitt 20 Stunden pro Woche online sind, für 2012 rechnet man mit 24 Stunden. Das Budget der Online-Werbeausgaben wird den Schätzungen nach weltweit bei merkbar über 90 Mrd. US-Dollar liegen.
Die Situation in Österreich: fast drei Viertel aller Österreicher sind im Netz, das entspricht über fünf Millionen Menschen. Das Auffallendste dabei: es sind alle Altersgruppen aktiv. Bis zu 30 Jahren sind es 97 %, bis zu 40 Jahren 94 %, bis zu 50 Jahren 88 % und bis 60 Jahre immer noch 77 %. Und die Gruppe der 60+ erreicht immer noch 62 %.
Überraschend auch die Antwort des Google-Österreich-Chefs auf die Frage nach der zweitgrößten Suchmaschine der Welt (nach Google natürlich): „YouTube“ mit 450 Millionen Besuchern pro Monat und über einer Milliarde Views pro Tag. Jeder Besuch dauert im Schnitt übrigens 16 Minuten. Pro Minute werden rund 25 Stunden Videos geladen, im Dezember 2010 wurden pro Tag zwei Milliarden Videos auf „YouTube“ angesehen.
Pall wies darauf hin, dass es auch durch die Gratiszeitungen sowie die Special-Interest-Magazine eine Multiplikation in der Medienlandschaft gegeben hat. Darüber hinaus sorgten auch neue Plattformen und Formate (Werbung auf Autos, auf WC-Papier und anderen neuen Plätzen wie in Arztpraxen oder in Apotheken oder eben via Internet) für eine Veränderung in der Medienwirtschaft und damit in der Werbe- und Kommunikationsplanung, was die Agenturen als auch die Auftraggeber vor neue Aufgaben stellt. Die Erfolgs- und Investitionskontrolle (auch der gerne eingesetzte „Return of invest“ - ROI) werden schwieriger.
Welchen messbaren Wert hat es, auf einer Homepage/Portal beispielsweise durch gezielte PR-Arbeit zu erscheinen? Waren es im April 1995 erst knapp 19.000 Homepages im WWW, stieg die Zahl inzwischen auf rund 250.000.
Auch die zyklischen Veränderungen werden immer schneller. Brauchte die Massenverbreitung des Radios noch fast 40 Jahre, waren es beim TV nur noch rund 10 und beim iPhone nicht einmal zwei Jahre.
Zwei andere bemerkenswerte Phänomene: nur rund 80 Tage nach dem Verkaufsstart des iPads waren bereits drei Millionen Stück verkauft und täglich (!) gibt es laut einer Zahl von Dezember 2010 etwa 300.000 Android-Aktivierungen (Android ist eine Google-Software, die gratis erhältlich ist).
Nach Google-Marktanalysen liegt die Zukunft bei den mobilen Systemen, seien es Smart-Phone oder iPads beziehungsweise Konkurrenzprodukte. Der Weltmarkt für mobile Internetgeräte wird sich nach den Analysen des Spezialisten binnen weniger Jahren auf 10 Milliarden Stück vervielfachen. Verstärkt wird dieser Trend durch neue Applikationen wie Internet-TV, Sprachsteuerung, perfekte Übersetzungen und Augmented Reality sowie Local based services (bei denen beispielsweise Sonderangebote eines Geschäfts/Hotels/Restaurants, in deren Nähe man sich befindet, angezeigt werden).
Das Geschäft mit den „Apps“ läuft zwar im Prinzip gut, doch die Käufer sind – auch angesichts der relativ geringen Preise – kritisch. Die Halbwertszeit von den in Unmengen angebotenen und heruntergeladenen Apps wie Spielen, Utilities etc. liegt nur bei 30 Tagen, 90 % werden danach wieder gelöscht.
Zum Thema „Social Networks“: bei den vielen Stunden, die Menschen in diesem Internetbereich kommunizieren, steht mit 70 % YouTube an der Spitze, gefolgt von Facebook mit 43 %. Xing kommt auf 16 %, Twitter auf 15 %. Und „flickr“ hat immer noch 10 %.
Das zeigt, dass man sich in der Kommunikationsarbeit der „Social Networks“ bedienen muss, auch wenn es für den gezielten Einsatz einer durchaus intensiven Planung und eines nicht zu unterschätzenden zeitlichen Aufwands bedarf.
Manfred Hluma
Einige seiner markanten Kernaussagen zum Thema Medienutzung- und planung:
Die Reichweite der „Zeit im Bild 1“ sinkt kontinuierlich: Der Durchschnitt lag 1997 bei 23,4 %, 2010 nur noch bei 13,7 %. Umgekehrt stieg die Internetnutzung binnen fünf Jahren just in der Prime Time (von 19:00 bis 20:00 Uhr) auf das Doppelte – inzwischen bei 30 Prozent.
Ein anderer Trend aus Japan: Während die Nutzung der TV-Nachrichten nachlässt, steigt der Internetzugriff über mobile Geräte speziell zwischen 20:00 und 24:00 Uhr extrem an – die Fachleute bezeichnen das als „Browse in bedroom“.
Trotzdem steigt TV-Konsum prinzipiell an. Er belief sich in Deutschland auf 223 Minuten pro Tag (11 Minuten mehr als im Vorjahr).
Überraschend, so Pall, ist eine Betrachtung der reichweitenstärksten „Kanäle“. Hinter RTL, Pro Sieben, 3Sat und Vox liegt bereits „YouTube“ (noch vor RTL II).
Interessant auch die Frage, wie viele Werbespots in Österreich gespielt werden. Laut Pall waren es im Jahr 2009 rund 1,7 Millionen Spots. Zum Vergleich: in den 80er-Jahren, als es in Österreich nur den ORF gab, waren es bescheidene 44.000. Und so erreichen den Konsumenten heute über verschiedenste Kanäle rund 6.000 Werbebotschaften täglich.
Die Media-Nutzung liegt in Österreich bei rund 40 % TV, 27 % Radio, 18 % Print und immerhin schon 15 % Internet. In den USA beträgt die tägliche Internetnutzung inzwischen 50 Minuten, vor zwei Jahren waren es erst knapp mehr als 30 Minuten.
Für die USA geht man davon aus, dass heuer die User im Schnitt 20 Stunden pro Woche online sind, für 2012 rechnet man mit 24 Stunden. Das Budget der Online-Werbeausgaben wird den Schätzungen nach weltweit bei merkbar über 90 Mrd. US-Dollar liegen.
Die Situation in Österreich: fast drei Viertel aller Österreicher sind im Netz, das entspricht über fünf Millionen Menschen. Das Auffallendste dabei: es sind alle Altersgruppen aktiv. Bis zu 30 Jahren sind es 97 %, bis zu 40 Jahren 94 %, bis zu 50 Jahren 88 % und bis 60 Jahre immer noch 77 %. Und die Gruppe der 60+ erreicht immer noch 62 %.
Überraschend auch die Antwort des Google-Österreich-Chefs auf die Frage nach der zweitgrößten Suchmaschine der Welt (nach Google natürlich): „YouTube“ mit 450 Millionen Besuchern pro Monat und über einer Milliarde Views pro Tag. Jeder Besuch dauert im Schnitt übrigens 16 Minuten. Pro Minute werden rund 25 Stunden Videos geladen, im Dezember 2010 wurden pro Tag zwei Milliarden Videos auf „YouTube“ angesehen.
Pall wies darauf hin, dass es auch durch die Gratiszeitungen sowie die Special-Interest-Magazine eine Multiplikation in der Medienlandschaft gegeben hat. Darüber hinaus sorgten auch neue Plattformen und Formate (Werbung auf Autos, auf WC-Papier und anderen neuen Plätzen wie in Arztpraxen oder in Apotheken oder eben via Internet) für eine Veränderung in der Medienwirtschaft und damit in der Werbe- und Kommunikationsplanung, was die Agenturen als auch die Auftraggeber vor neue Aufgaben stellt. Die Erfolgs- und Investitionskontrolle (auch der gerne eingesetzte „Return of invest“ - ROI) werden schwieriger.
Welchen messbaren Wert hat es, auf einer Homepage/Portal beispielsweise durch gezielte PR-Arbeit zu erscheinen? Waren es im April 1995 erst knapp 19.000 Homepages im WWW, stieg die Zahl inzwischen auf rund 250.000.
Auch die zyklischen Veränderungen werden immer schneller. Brauchte die Massenverbreitung des Radios noch fast 40 Jahre, waren es beim TV nur noch rund 10 und beim iPhone nicht einmal zwei Jahre.
Zwei andere bemerkenswerte Phänomene: nur rund 80 Tage nach dem Verkaufsstart des iPads waren bereits drei Millionen Stück verkauft und täglich (!) gibt es laut einer Zahl von Dezember 2010 etwa 300.000 Android-Aktivierungen (Android ist eine Google-Software, die gratis erhältlich ist).
Nach Google-Marktanalysen liegt die Zukunft bei den mobilen Systemen, seien es Smart-Phone oder iPads beziehungsweise Konkurrenzprodukte. Der Weltmarkt für mobile Internetgeräte wird sich nach den Analysen des Spezialisten binnen weniger Jahren auf 10 Milliarden Stück vervielfachen. Verstärkt wird dieser Trend durch neue Applikationen wie Internet-TV, Sprachsteuerung, perfekte Übersetzungen und Augmented Reality sowie Local based services (bei denen beispielsweise Sonderangebote eines Geschäfts/Hotels/Restaurants, in deren Nähe man sich befindet, angezeigt werden).
Das Geschäft mit den „Apps“ läuft zwar im Prinzip gut, doch die Käufer sind – auch angesichts der relativ geringen Preise – kritisch. Die Halbwertszeit von den in Unmengen angebotenen und heruntergeladenen Apps wie Spielen, Utilities etc. liegt nur bei 30 Tagen, 90 % werden danach wieder gelöscht.
Zum Thema „Social Networks“: bei den vielen Stunden, die Menschen in diesem Internetbereich kommunizieren, steht mit 70 % YouTube an der Spitze, gefolgt von Facebook mit 43 %. Xing kommt auf 16 %, Twitter auf 15 %. Und „flickr“ hat immer noch 10 %.
Das zeigt, dass man sich in der Kommunikationsarbeit der „Social Networks“ bedienen muss, auch wenn es für den gezielten Einsatz einer durchaus intensiven Planung und eines nicht zu unterschätzenden zeitlichen Aufwands bedarf.
Manfred Hluma
hlumamanfred - 28. Jan, 14:12