Montag, 20. Februar 2012

„Inflationäres Geschäft mit Schnäppchen“ oder „Mit Rabatt in die Pleite“

Egal ob Friseur, make up, Gastronomie, Staubsauger, Flüge, Reisen, Fotoshooting, Thermenwartung, Malerarbeiten, Thermounterwäsche, Anti-Raucherseminare, Hundebetten – es gibt kaum etwas, das inzwischen über diverse Schnäppchenportalen wie „Daily deals“, „Groupon“ „mein-deal“, „deals.de“ und zahlreiche andere nicht angeboten wird.
Als Groupon vor rund zwei Jahren am österreichischen Markt aktiv wurde, war es noch ein interessantes Angebot. Ein bis drei Schnäppchen pro Tag um etwa 50 Prozent billiger als zum Normalpreis, für das Zustandekommen der Deals wurde eine Mindestanzahl von Teilnehmern gefordert. Außerdem waren die Deals auf einen Tag begrenzt, was ihnen noch eine gewisse „Exklusivität“ gab.
Das Modell funktioniert vereinfacht so: Der Anbieter – beispielsweise ein Restaurant – bietet via Deal-Portal seine Dienstleistung um 50 Prozent billiger an. Von den verbleibenden 50 Prozent kassiert der Portalbetreiber nochmals die Hälfte. Bleiben in diesem Fall dem Wirt gerade mal 25 Prozent. Ob sich das für den Wareneinsatz ausgeht, sei dahingestellt. Vom Abdecken der weiteren Kosten für Personal, Miete, Energie etc. ganz zu schweigen.
Inzwischen ist das Geschäft mit den Deals inflationär geworden. Die Ersparnis für den Gutschein-Käufer liegt inzwischen oft schon bei 70 und auch 80 Prozent des Normalpreises. Rechnet man hier auch noch die Gebühren für das Portal weg und diverse Unkosten dazu, ist das für den Anbieter gerademal ein Nullsummenspiel.
Natürlich kann – und muss man wohl auch - man den Gutscheinvertrieb als gezielte Werbemaßnahme sehen und scharf kalkulieren. Wesentlich ist dabei jedenfalls, eine Mengengrenze zu ziehen und beispielsweise festzulegen, dass nicht mehr als 50 Gutscheine verkauft werden dürfen. Wer darauf nicht achtet, kann dann möglicherweise ein Jahr lang die Rabattkäufer abarbeiten.
Einer, dem nicht zuletzt der Gutscheinverkauf zum Verhängnis wurde, ist der Gastronom Günter Szigeti, der sein renommiertes Lokal „Zur schwarzen Katze“ in Wien-Währing nun zusperrt: „Das Fass zum Überlaufen hat aber das Desaster mit den Daily Deal-Gutscheinen gebracht. Von vielen unternehmerisch fragwürdigen Entscheidungen war das mit Abstand die dümmste, die wir je getroffen haben. Nicht nur die Bedingungen der Firma Daily Deal selbst sind, gelinde gesagt, ungünstig, viel, viel schlimmer sind die Erfahrungen mit dem Großteil der Gutscheinkäufer“, hieß es auf der inzwischen geschlossenen Homepage. Denn dass Schnäppchenjäger nicht gerade zum Stammpublikum eines auf Haubenniveau stehenden Lokals passen, liegt auf der Hand.
Wer hingegen ähnlich dem Yield-System der Fluglinien an vorhersehbare „leeren“ Tagen seine Hotelbetten auch nur um ein Viertel des Normalpreises füllt, erwirtschaftet zumindestens einen geringen Deckungsbeitrag. Und auch der Friseur, der Vormittagslücken schließen will, freut sich wahrscheinlich über wenigstens einen kleinen Zusatzumsatz. Denn wann die Käufer die Gutscheine einlösen dürfen, kann der Anbieter festsetzen bzw. nach Bedarf steuern.

Sich mit Deals in Rabattschlachten zu begeben, verändert auch das Image des Anbieters – nicht unbedingt zum Besseren. Wer beispielsweise – ein konkreter Fall – regelmäßig Schnäppchenangebote eines Malereiunternehmens findet, wird wohl kaum je zum Normalpreis dort bestellen. Kurz gesagt, auch so kann man sich seine Preise ruinieren, ganz ohne Konkurrenz.

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