Von Hunden im All und bedrohten Wörtern (2): Kleinod vs. Penthousesozialismus
Die staatlich geförderte „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS), die älteste und wichtigste Sprachpflegeinstitution in der Bundesrepublik Deutschland, feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die deutsche Sprache zu vertiefen, etwa durch die Auswahl und Festlegung der schon zitierten „100 Wörter des 20. Jahrhunderts“. In der beratenden Jury agierten dazu beispielsweise die Österreicherin Sigrid Löffler, (Feuilletonchefin der Zeit), der deutscheTV-Moderator Friedrich Dieckmann, Literaturwissenschaftler oder der Rhetorik-Professor Walter Jens.
Ebenfalls von der Gesellschaft für deutsche Sprache kommen die Wörter und Unwörter sowie Sprüche des Jahres. Doch hier will sich Österreich nicht direkt anschließen und gibt es eine eigenständige Wahl des Österreichischen Worts/Unworts/Spruchs: viele der in Deutschland ausgewählten Wörter für Österreich seien einfach nicht relevant, da in Österreich andere politische Verhältnisse oder Themen während des jeweiligen Jahres wichtig und bestimmend waren, heißt es seitens der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch am Institut für Germanistik der Universität Graz unter der Federführung von Prof. Rudolf Muhr. Die Auswahl der Wörter/Unwörter/Sprüche erfolgt durch eine rein professorale Fachjury unter Beteiligung sprachinteressierter Personen via Internet mit Einbindung der Austria Presseagentur (APA).
„Gewonnen“ hat übrigens 2006 als Wort des Jahres "Penthousesozialismus“, in die engere Wahl gekommene Wörter waren: arschknapp ( Danke, Van der Bellen!), Schmollwinkerlpartei, Pflegenotstand, Teurofighter und Ortstafelverrückten.
Als Un-Wort wurde „ätschpeck“, festgelegt.
Doch auch Sprüche werden gesucht und bewertet: Das eher wenig befolgte „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl!“ ist die Nummer eins auf der Positivseite, „Daham statt Islam!“ wurde zum „Un-Spruch des vergangenen Jahres gewählt.
Nicht auf den Stockerlplatz kam der originelle und von einer tiefen Wahrheit geprägte Stabreim „Wer brennend eine Fichte leckt, macht einen tollen Lichteffekt“ des Kabarettisten Gunkl.
Noch ein Wort zum den Wörtern: Die Frequenz der Nennung in den Medien hat keine Relevanz zur Auswahl: „Penthousesozialismus“ kam in den 64 ausgewerteten österreichische Zeitungen und Magazinen gerade dreimal vor, ätschpeck viermal. Problembär erschien hingegen knapp 700mal und Grundsicherung an die 2000mal. Welchen Sinn es macht, gerade unbedeutende Wortschöpfungen aufs Podest zu heben, sei dahin gestellt.
Eine deutlich größere Sinnhaftigkeit ist zweifellos die Pflege und Erhaltung sogenannter bedrohter Wörter, die im Zuge einer fortschreitenden Vereinfachung der Sprache selten bis gar nicht mehr in Verwendung sind.
Der Deutsche Kay-Uwe Rohn hatte die Idee, Wörter, die aus unserem aktiven Wortschatz herausgefallen sind, zu sammeln, im Internet auszustellen und zu erklären (www.wortmuseum.com). Rohn hat viele Sprachbegeisterten zum Mitmachen und Sammeln animiert. Auch manche Wortmuseumspoesie ist entstanden wie etwa der Bericht einer Journalistin, die ihre Lobeshymne als „maliziösen Muhme“ beginnt, die „den somnambulen Backfisch beim klandestinen Karessieren mit dem Gesinde in der Remise ertappt ...“
Auch der heurige Wettbewerb „Das bedrohte Wort“ rief bei vielen Menschen Erinnerungen an Ausdrücke wach, die man kaum noch zu hören oder lesen bekommt. Zum schönsten bedrohten Wort wurde "Kleinod" gekürt. "Das Wort steht für ein auf den ersten Blick unscheinbares Ding, das jedoch einen hohen persönlichen Wert haben kann", sagte Bodo Mrozek, Initiator des Wettbewerbs. Auf den zweiten Platz wählte die Jury, zu der auch die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse gehörte, das Adjektiv blümerant. Es bezeichnet den Zustand eines leichten Unwohlseins und leitet sich vom französischen "bleu mourant" ("sterbendes Blau") her.
Hier die gesamte Liste der zehn schönsten bedrohten Wörter der deutschen Sprache zur gelegentlichen Verwendung:
1. Kleinod
2. blümerant
3. Dreikäsehoch
4. Labsal
5. bauchpinseln
6. Augenstern
7. fernmündlich
8. Lichtspielhaus
9. hold
10. Schlüpfer
Manfred Hluma
Ebenfalls von der Gesellschaft für deutsche Sprache kommen die Wörter und Unwörter sowie Sprüche des Jahres. Doch hier will sich Österreich nicht direkt anschließen und gibt es eine eigenständige Wahl des Österreichischen Worts/Unworts/Spruchs: viele der in Deutschland ausgewählten Wörter für Österreich seien einfach nicht relevant, da in Österreich andere politische Verhältnisse oder Themen während des jeweiligen Jahres wichtig und bestimmend waren, heißt es seitens der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch am Institut für Germanistik der Universität Graz unter der Federführung von Prof. Rudolf Muhr. Die Auswahl der Wörter/Unwörter/Sprüche erfolgt durch eine rein professorale Fachjury unter Beteiligung sprachinteressierter Personen via Internet mit Einbindung der Austria Presseagentur (APA).
„Gewonnen“ hat übrigens 2006 als Wort des Jahres "Penthousesozialismus“, in die engere Wahl gekommene Wörter waren: arschknapp ( Danke, Van der Bellen!), Schmollwinkerlpartei, Pflegenotstand, Teurofighter und Ortstafelverrückten.
Als Un-Wort wurde „ätschpeck“, festgelegt.
Doch auch Sprüche werden gesucht und bewertet: Das eher wenig befolgte „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl!“ ist die Nummer eins auf der Positivseite, „Daham statt Islam!“ wurde zum „Un-Spruch des vergangenen Jahres gewählt.
Nicht auf den Stockerlplatz kam der originelle und von einer tiefen Wahrheit geprägte Stabreim „Wer brennend eine Fichte leckt, macht einen tollen Lichteffekt“ des Kabarettisten Gunkl.
Noch ein Wort zum den Wörtern: Die Frequenz der Nennung in den Medien hat keine Relevanz zur Auswahl: „Penthousesozialismus“ kam in den 64 ausgewerteten österreichische Zeitungen und Magazinen gerade dreimal vor, ätschpeck viermal. Problembär erschien hingegen knapp 700mal und Grundsicherung an die 2000mal. Welchen Sinn es macht, gerade unbedeutende Wortschöpfungen aufs Podest zu heben, sei dahin gestellt.
Eine deutlich größere Sinnhaftigkeit ist zweifellos die Pflege und Erhaltung sogenannter bedrohter Wörter, die im Zuge einer fortschreitenden Vereinfachung der Sprache selten bis gar nicht mehr in Verwendung sind.
Der Deutsche Kay-Uwe Rohn hatte die Idee, Wörter, die aus unserem aktiven Wortschatz herausgefallen sind, zu sammeln, im Internet auszustellen und zu erklären (www.wortmuseum.com). Rohn hat viele Sprachbegeisterten zum Mitmachen und Sammeln animiert. Auch manche Wortmuseumspoesie ist entstanden wie etwa der Bericht einer Journalistin, die ihre Lobeshymne als „maliziösen Muhme“ beginnt, die „den somnambulen Backfisch beim klandestinen Karessieren mit dem Gesinde in der Remise ertappt ...“
Auch der heurige Wettbewerb „Das bedrohte Wort“ rief bei vielen Menschen Erinnerungen an Ausdrücke wach, die man kaum noch zu hören oder lesen bekommt. Zum schönsten bedrohten Wort wurde "Kleinod" gekürt. "Das Wort steht für ein auf den ersten Blick unscheinbares Ding, das jedoch einen hohen persönlichen Wert haben kann", sagte Bodo Mrozek, Initiator des Wettbewerbs. Auf den zweiten Platz wählte die Jury, zu der auch die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse gehörte, das Adjektiv blümerant. Es bezeichnet den Zustand eines leichten Unwohlseins und leitet sich vom französischen "bleu mourant" ("sterbendes Blau") her.
Hier die gesamte Liste der zehn schönsten bedrohten Wörter der deutschen Sprache zur gelegentlichen Verwendung:
1. Kleinod
2. blümerant
3. Dreikäsehoch
4. Labsal
5. bauchpinseln
6. Augenstern
7. fernmündlich
8. Lichtspielhaus
9. hold
10. Schlüpfer
Manfred Hluma
hlumamanfred - 25. Aug, 09:49