Von bedrohten Wörtern (3): Marantana oder „Sedlaczek, der Ober-Pate“

Nicht nur in der deutschen Sprache insgesamt sind Wörter vom Aussterben bedroht, auch im österreichischen Deutsch gibt es zu viele Ausdrücke, die zu verschwinden drohen. „Gugerschecken“ für Sommersprossen, „Trutscherl“ für „Zicke“, „Hendlhaxl“ statt Hühnerkeule oder „Eierspeis“ statt Rührei sind nur einige Beispiele dafür.

Initiativen dagegen gab es immer wieder. Eine aktuelle stammt von Robert Sedlaczek , der dazu aufruft, Patenschaften für bedrohte rotweißrote Wörter und Ausdrücke zu übernehmen. Sedlacek ist nicht nur Co-Autor des einschlägigen Standardwerkes „Das große Tarockbuch“ - und abgesehen davon ein in Spielerkreisen geschätzter sowie ob seines hohen Spielniveaus gefürchteter Tarockierer -, sondern auch Verfasser des „Kleinen Handbuchs der bedrohten Wörter Österreichs“.

Gemeinsam mit der Volkshochschule Wien-Hietzing lädt Sedlaczek jetzt dazu ein, kostenlos Patin oder Pate für eines oder mehrere bedrohte Wörter zu werden (www.unsere-sprache.at): „Es ist eine kulturelle Verarmung, wenn man Kartoffel statt Erdapfel sagt, das hat einfach ein anderes Flair“. Und der Andrang ist so groß, dass Sedlacek mit dem Sortieren und Bewerten kaum nachkommt.

Patenschaften für bedrohte Wörter gibt es bei verschiedenen Stellen, beispielsweise bei http://www.wortpatenschaft.de/. Für zehn Euro wird man dort Pate eines Wortes, das man dann entsprechend pflegen – sprich und schreibe verwenden - soll. Jedes Wort wird übrigens nur einmal vergeben.

Der Berliner Autor Bodo Mrozek hat sich ebenfalls dem sprachlichen Artenschutz verschrieben (http://www.bedrohte-woerter.de/) und auch einen gut besuchten Wettbewerb dazu initiiert.

Der Deutsche Kay-Uwe Rohn wiederum hatte die Idee, Wörter, die aus unserem aktiven Wortschatz herausgefallen sind, zu sammeln, im Internet auszustellen und zu erklären (www.wortmuseum.com). Auch Rohn hat schon viele Sprachbegeisterten zum Mitmachen und Sammeln animiert.

Und weil ich jetzt nicht nur animiert sondern auch motiviert bin, entscheide ich mich für die Patenschaft des Wortes „marantana“, dass kaum noch zu hören ist, mir jedoch von meinen Wiener Tanten noch im Ohr klingt: „„Ja marantana, wie is denn des passiert?“ . Obwohl es in seiner Ableitung aus den drei aramäischen Worten „Mar“ (,„Herr“), „ana“ („uns“) und „tha“ („kommen“) eigentlich „unser ‘Herr’, komm!“ oder „unser Herr ist gekommen“ bedeutet, stand es immer für einen Ausruf des Erschreckens und des Überraschtseins.

Wenn auch Ihnen bedrohte und ins Vergessen geratende oder schon geratene Ausdrücke am Herzen liegen, helfen Sie ihnen zu überleben. Das Beste dazu ist, sie aktiv zu verwenden und darüber hinaus dem Ober-Paten Sedlaczek zu schicken.

Manfred Hluma

PS: Hier noch einige Fakten zur deutschen Sprache allgemein:
• Deutsch gehört zu den drei meistgelernten Sprachen weltweit.
• Fast ein Fünftel aller Bücher, die jährlich weltweit herausgegeben werden, erscheinen auf Deutsch. Das sind 60.000 Neuerscheinungen.
• Deutsch ist weltweit die zweithäufigst benutzte Sprache im Internet.
• Deutsch gehört zu den zehn meistgesprochenen Sprachen weltweit.
• Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der EU.
• Deutsch ist Amtssprache in Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Belgien und Italien, genießt offiziellen Status in Frankreich und wird in etlichen Sprachinseln Mittel- und Osteuropas gesprochen.
• Außerhalb des deutschen Sprachraums werden über 3.000 deutschsprachige Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehprogramme produziert. Mehr als 100 Millionen Menschen außerhalb des deutschen Sprachraums sprechen die deutsche Sprache.
chronistin - 19. Okt, 12:40

Lustige Wahl

"marantana" hatte ich schon beinah vergessen. Wobei das "Aussterben" dieses Wortes durchaus auch mit der schwindenden Religiosität zu tun haben könnte. Das Thema ist jedenfalls interessant: Einerseits ist Sprache etwas, das sich ständig entwickelt und verändert, was ja gut ist. Andererseits schreitet die "Piefkisierung" nicht zuletzt durch die vielen Fernsehkanäle ständig voran, und dabei geht durchaus auch etwas verloren.
Die Ansätze von unsere-Sprache.at und wortmuseum finde ich gut, die wortpatenschaften.de dagegen sind mir etwas suspekt (wie hier schon vermerkt).
Noch ein interessanter Link für Freunde der österreichischen Sprache: Das Wörterbuch auf Ostarrichi.org.

hlumamanfred - 21. Okt, 14:10

Interessantes Wörterbuch

Danke für den Tipp, habe gerade hineingesehen und bin dabei an wunderschönen alten Ausdruck "Da kriegt man ja die Bockerlfrasen.." gestossen. Na ja, es ist wirklich zum Verrücktwerden, was man alles vergißt...

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Neue Generation von Luftschiffen:...
In der aktuell erschienen Ausgabe der SKY Revue (www.skyrevue.at)...
hlumamanfred - 14. Jul, 11:41
Wer teilt, hat mehr -...
Mehr Schärfe im Profil Wottawa rät Hotelbetreibern,...
hlumamanfred - 25. Apr, 10:27
Wer teilt, hat mehr -...
Tauschen und Teilen erlebt auch im Urlaub einen Aufschwung....
hlumamanfred - 25. Apr, 10:26
„Flugzeuge aus der Kiste“...
Der Traum vom Fliegen ist manchen Piloten zu wenig,...
hlumamanfred - 25. Mär, 10:15
Sehr interessant
Informativer Artikel. Ich wusste noch nichts von den...
Carlaa - 1. Mär, 00:08

Meine Abonnements

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

Suche

 

Status

Online seit 6441 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Jul, 11:45

Credits


Arbeitswelt
Freizeit
Internet
Kultur
Marketing
Skurriles
Sprache
Tourismus
Trend
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren