„Film ab, Geschäft läuft“ oder „Szenen vom Drehort Österreich“ (1)

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Fotos: James Bond Bregenzer Festpiele_Anja Koehle, "Die Legende von Loch Ness!, Spreichersee Gerlos_Cine Tirol

Wenn Kino- und TV-Produktionen in Österreich Station machen, klingeln die Kassen. Angesichts der bewegten Bilder erwacht beim Publikum überdies oft der Wunsch, selbst an den Drehort zu reisen. Informationen über die Projekte der großen Traumfabriken und wie sich Österreich als Filmstandort behauptet.

„Wir hätten uns keine bessere Location vorstellen können. Die Kulisse ist fantastisch“, geriet James Bond-Darsteller Daniel Craig im Mai 2008 ins Schwärmen – atemlos, denn zuvor war er über die Bühne der Tosca-Produktion der Bregenzer Festspiele geturnt. Ein „Quantum Trost“, wie das bisher jüngste 007-Abenteuer titelt, haben die beiden Drehorte Bregenz und Feldkirch jedoch nicht nötig.

Wenn sich Hollywood in derart großem Stil einquartiert, stellt sich nur Jubelstimmung ein. Allein die direkten Ausgaben der insgesamt 17-tägigen Filmproduktion im Ländle beliefen sich auf 3,8 Mio. Euro, die Bregenzer Hotellerie verzeichnete bereits während der Dreharbeiten 10.000 zusätzliche Nächtigungen. Rund 50 Millionen Kinobesucher aus aller Welt sahen nach Filmstart im November 2008 die siebenminütige Sequenz mit der Seebühne und Bregenz als Kulisse. Der Werbewert für die gezeigten Locations lässt sich indes nicht in Zahlen fassen. Dieser sei unbezahlbar, lassen die Touristiker verlauten.

Ein Quantum Reiselust
Bewegte Bilder wecken erwiesenermaßen die Sehnsucht nach Reisezielen. Einer Untersuchung der Hallifax Travel Insurance in Großbritannien zufolge lassen sich 27 Prozent der Bevölkerung in ihrer individuellen Urlaubsplanung von Kino- und TV-Produktionen inspirieren. Peter Roth, Geograf und Experte für Filmtourismus, errechnet eine Beeinflussung zwischen 10 und 20 Prozent des globalen Reisevolumens durch Film und Fernsehen. Filme können damit mehr als die dreifache Wirkung klassischer Werbeanzeigen erreichen.

Drehort-Tourismus, auch „Set Jetting“ genannt, kann ungeahnte Dimensionen annehmen. Eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür stammt aus Österreich: Vor 45 Jahren wurde die Hollywood-Produktion „The Sound of Music“ an Locations in Stadt und Land Salzburg abgedreht. Laut einer Gästebefragung motiviert der Streifen noch heute jährlich 300.000 Besucher (das Gros davon aus Übersee) zu einem Trip in die Mozartstadt.
Weitere Erfolgsberichte aus dem Segment „Filmtourismus“ langen aus aller Welt ein. So begehrte auf Grund des Hollywood-Blockbusters „Da Vinci Code“ über eine Million zusätzliche Besucher Einlass im Pariser Louvre, 700.000 Fans pilgerten zur Rosslyn Chapel in Schottland, einem anderen Drehort des Thrillers.
Die Fantasy-Trilogie „Der Herr der Ringe”, erwies sich als neunstündiger Werbefilm für Neuseeland, der ein nachhaltiges Nächtigungsplus von 20 Prozent im Inselstaat bewirkte. Neuseelands findige Touristiker witterten das Potenzial des monumentalen Filmwerks rechtzeitig. Sie setzten weitreichende Marketingmaßnahmen, allen voran die Pressearbeit. Von Seiten des National Tourist Board geschnürte Programme wie die „Herr der Ringe Tour“ zu den Schauplätzen erleichtern Fans von „Mittelerde“ die Pilgerfahrt auf den Spuren von Frodo und seinen Freunden.

Von der touristischen Nachhaltigkeit ehemaliger Drehorte ist auch Stefan Rösch, Experte für Filmtourismus, überzeugt. Er untersuchte im Rahmen einer empirischen Studie die Bedürfnisse der Jet Setter. Zu seinen Empfehlungen hinsichtlich der effizienten Vermarktung von Filmschauplätzen zählt die Angabe der genauen geografischen Koordinaten eines Drehorts ebenso wie die Installation eines Leitsystems mit Wegweisern und Tafeln und die Bereitstellung von Broschüren.

Finanzielle Anreize
Angesichts der enormen wirtschaftlichen Potenziale von Filmproduktionen buhlen Destinationen weltweit unter anderem mit finanziellen Anreizen um Großproduktionen. In Österreich standen jenen Institutionen, die Film unter kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten fördern, im Jahr 2007 insgesamt 40 Mio. Euro zur Verfügung. Zu den Förderstellen zählen: Österreichisches Filminstitut, Filmfonds Wien, ORF (Film-/Fernseh-Abkommen), Fernsehfonds Austria, Cinestyria, Cine Tirol sowie die Länder Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und Burgenland (Details zur Filmförderung siehe u. a. www.filmwirtschaftsbericht.at).

Zwecks Erhöhung von Österreichs Wettbewerbsfähigkeit als Filmstandort hat die Politik jüngst grünes Licht für eine zusätzliche Filmförderung nach Zuschnitt des Deutschen Filmfinanzierungsfonds gegeben. Dabei erhalten die Filmemacher bis zu 20 Prozent der in Deutschland entstandenen Produktionskosten refundiert. Dieses Modell bescherte der deutschen Wirtschaft bisher das Sechsfache des eingesetzten Förderbetrags an Wertschöpfung. Für den Start der neuen Förderschiene in Österreich fordert etwa Regisseur und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky den Einsatz von 20 Mio. Euro. Er warnt jedoch auf Grund von Infrastrukturmängeln wie dem Fehlen von genügend Studios vor zu hohen Erwartungen. Das „Vermieten der Berge“, so Ruzowitzky, sei nur ein Teil des erforderlichen Angebots des Filmstandorts Österreich.

Teil 2 folgt ...

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