Mittwoch, 19. September 2007

USB am Holzweg

Die Meinungen schwanken zwischen "schwachsinnig" und "nutzlos". Skurril sind sie jedenfalls, die in Holz verpackten USB-Sticks der niederländischen Designfirma Ooomss. "Schad`ums Holz" oder doch das perfekte Outfit für die nächste Internetsession auf der Jagdhütte?

5sticksforweb

Dienstag, 18. September 2007

Der Kellner als Problemlöser oder „Das Herz muss wieder brennen“

"Wenn Du Deine Arbeit liebst,
wirst Du Dein ganzes Leben lang
nicht mehr arbeiten müssen"
Konfuzius


Bei vielen Menschen brennt bei der Arbeit nicht mehr das Herz, sondern nur noch der Magen. Verschärfte wirtschaftliche Rahmenbedingungen gefährden Begeisterung und Leidenschaft für die Arbeit mit Kunden (und auch Kollegen). „Vielen Menschen ist ihre Tätigkeit Last und Pflicht geworden“, analysierte der Wirtschaftstrainer Gerhard J. Vater bei seinem Vortrag „Darf Arbeiten Freude machen?“ vor dem Marketing Club Österreich. Verstärkt durch eine „unsägliche Idealisierung der Freizeit“ (© Andreas Salcher, Gründer des Waldzell Institutes) sind viele Werktätigen am Arbeitsplatz nur noch auf „durchhalten“ ausgerichtet.
„Dabei ist es eigentlich zuwenig, nur an den 52 freien Wochenenden im Jahr Freude zu haben“, meint Vater: „Es schadet außerdem der Kundenorientierung, wenn jemand in seiner Arbeit nur aufs Durchhalten ausgerichtet ist.“ Die Unzufriedenheit mit der eigenen Arbeit führt immer öfter zum Wunsch nach Wechsel. „Allerdings kann die Unzufriedenheit auch am neuen Arbeitsplatz relativ rasch wieder auftauchen“, so Vater und er greift zu einem Zitat von Marcel Proust: „Die wahre Entdeckung liegt nicht darin, neue Länder zu erkunden, sondern die Wirklichkeit mit neuen Augen zu sehen“.
Bevor man selbst die Suche nach einer neuen Arbeit beginnt, könne es Sinn machen, die alte Arbeit anders zu betrachten und dadurch wieder Freude und Begeisterung dafür zu gewinnen. „Denn zuviele arbeitende Menschen haben zuwenig Bewußtsein dafür, was sie mit ihrem Tun bewirken könn(t)en und auch tatsächlich bewirken“, schildert Vater: „Es macht einen Unterschied, ob die eigene Arbeit als „Tun“ oder als „Bewirken“ definiert wird.“
Deshalb schlägt er die Betrachtung der Arbeitswelt durch die "Brille des Bewirkens" vor. Dazu gehöre auch, sich die Fragen „Wozu arbeite ich?“ und „Warum arbeite ich?“ zu stellen. Erst wenn man verstehen lerne, was man selbst mit seiner Arbeit für andere bewirkt oder bewirken könnte, entstehe der Sinn, den viele suchen: „Das Herz muss wieder brennen“ (Vater).
Aus seiner Trainertätigkeit brachte Vater ein Beispiel von Supermarkt-Kassiererinnen. Diese erkannten plötzlich einen Sinn in ihrer Arbeit als ihnen im Gespräch klar wurde, dass sie es sind, die mit ihrem Verhalten den Kunden beispielsweise das Wochenende verschönern – oder zumindestens ansatzweise auch verderben - können.
Auch diese beiden Situationen kennt jeder: Man sitzt vor einem leeren Glas im Gasthaus und der Kellner eilt öfters vorbei, ohne zu reagieren. Und umgekehrt fragt ein Kellner bereits beim erst halbleeren Glas, ob man noch etwas wünscht. „Der eine Kellner versteht sich als Problemlöser“, erklärt Vater, „Der Kunde hatte ein Problem, das habe ich gelöst, in dem ich ihm etwas gebracht habe. Wenn er wieder ein Problem hat, wird er sich schon rühren“. Der andere Kellner ist hingegen in dieser Symbolik ein Problemverhinderer, der schon agiert, bevor das Problem neu entsteht.
Auch hier zeige sich der Unterschied zwischen dem Tun und dem Bewirken, ähnlich wie bei einem Spruch von Theodor Storm:
„Der eine frägt: Was kommt danach?,
der andere frägt nur: Ist es recht?
so unterscheidet sich der Freie vom Knecht“.

„Das Erkennen des eigenen Potentials kann aus einem erfolgreichen Leben zu einem erfüllten Leben führen. Eine Sehnsucht, die wir alle haben und die auch berechtigt ist“, meint der Coach und rät: „Machen Sie sie zur Wirklichkeit. Trauen Sie sich, Freude an Ihrer Arbeit zu haben!“.

Manfred Hluma

Freitag, 14. September 2007

Telefonterror: KISS und der Kampf um Marktanteile

Es ist wirklich lästig: kaum hat man sich vom anstrengenden Urlaub erholt und will dem erholsamen Büroschlaf frönen, wird man fast tagtäglich am Telefon mit neuen Angeboten der Telecom-Firmen bombardiert.
„Grüß Gott, hier spricht Gottfried Müller, wir haben gerade eine Sonder-Aktion...“ und dann wird entweder preiswertes Festnetz, billigeres Internet oder kostenloses Handy-Telefonieren angepriesen. Oder alles zusammen.
Besonders aktiv erweist sich dabei „tele2“. Mal „stürmen“ zwei Verkaufsmitarbeiter unangemeldet das Büro – „Wir sind gerade hier im Haus unterwegs“ – und knallen neue Angebote auf den Tisch, mal versucht einen jemand am Telefon zu überreden: „Sie brauchen jetzt nur ja sagen, dann schalten wir Sie sofort frei und Sie telefonieren um 20 Prozent billiger“. Der Bitte um ein schriftliches Angebot folgt ein e-mail mit ein paar unvollständigen Vergleichsbeispielen und ein weiterer Anruf. Die Frage, warum man denn der schon bestehenden Kundschaft jetzt freiwillig und angeblich ohne weitere Verpflichtung etwas schenken wolle, bleibt unbeantwortet ...
Und „a1“ schickt nach einem Anruf ein vierseitiges Angebot mit jeder Menge Kleingedrucktem, dessen Studium und Vergleich mit anderen man sich am besten für eine langweilige Aufsichtsratssitzung oder Parteiveranstaltung vorbehält.
Ihr Freunde in den Marketingabteilungen der Telefongesellschaften, habt Ihr das alte KISS-Prinzip vergessen? Oder nur falsch ausgelegt? Denn statt „Keep it short and simple“ oder „Keep it simple und smart“ kann man natürlich auch „Keep it silly and stupid“ einsetzen.
Und nachdem ich jetzt wenigstens brav zwei T-Mobile-Tarife umgestellt habe, um den Marketingsanstrengungen wenigstens irgendwie zu entsprechen, packe ich meine Sachen und verlasse das Büro.
Ach so, geht ja noch nicht! Ich muss ja noch auf den Anruf von „Hutchinson 3“ warten, die sind diese Woche wieder spät dran...

Manfred Hluma

Mittwoch, 12. September 2007

Von wegen Nostalgie: Die Handschlag-Qualität der Zukunft

Das waren noch Zeiten, als es an der Tagesordnung war, Geschäfte per Handschlag zu besiegeln und man sich darauf verlassen konnte. Heute leistet sich diesen Luxus nur noch die verschworene Gilde der internationalen Juwelenhändler. Und höchstwahrscheinlich die Mafia.
„Er hat Handschlag-Qualität“, lautet zwar auch eine noch immer gebräuchliche Einschätzung für Menschen, die zu Vereinbarungen stehen. Wenn es ans Eingemachte geht, müssen aber dann wieder Verträge her, die nachvollziehbar sind.
Doch in nicht allzu ferner Zukunft werden die Menschen wieder per Handschlag verbindliche Geschäfte abschließen. Und mit dem Händedruck wird auch per elektronischer Signatur der Vertrag abgezeichnet und das Geld transferiert. Klingt utopisch, ist es aber nicht.
Vor wenigen Tagen ging in Österreich das bisher weltweit umfassendste kommerzielle Angebot der sogenannten „Near Field Communication“ (NFC) in Betrieb. In Zusammenarbeit von mobilkom austria, NXP Semiconductors, Nokia, ÖBB und Wiener Linien wurde eine brandneue in Österreich entwickelte drahtlosen Übertragungstechnologie umfassend eingeführt.
Damit werden viele alltägliche Anwendungen simpler: der Kauf von ÖBB-Fahrkarten , Fahrscheinen der Wiener Linien, Parkscheinen sowie Lottospielen und auch der Kauf von Snacks am Automaten – man hält das Handy an gekennzeichnete NFC-Stellen und schon ist bezahlt - sind erst der Anfang. NFC fungiert auch als praktischer Zugriffsschlüssel für Services wie bargeldlose Zahlungen, Ticketing, Online-Unterhaltung und Zugangskontrollen. Die dazu notwendigen Sicherheitsfunktionen sind in der Hardware integriert.
Diese Technik wurde übrigens von NXP Semiconductors (vormals Philips) und Sony im Jahr 2002 in Österreich erfunden. Die steirischen Gratkorn entwickelte NFC-Technologie hat sich bereits weltweit in elektronischen Geräten, zahlreichen Feldversuchen und Anwendungen bewährt.
Anwender können auch verschiedenste Informationen, wie z. B. Telefonnummern, Bilder, MP3-Dateien oder digitale Berechtigungen sicher austauschen und speichern, indem elektronische Geräten wie Handys, Digitalkameras, PDAs, PCs und moderner Unterhaltungselektronik nahe aneinander gehalten werden.

Es bedarf keiner allzu großen Phantasie, sich auszumalen, dass entsprechende Chips für diese Technik so klein sein werden, dass man sie sich problemlos einsetzen lassen kann. Dann hält man im Vorbeigehen beim Bankomat die Hand hin, der Chip wird aufgeladen und beim Abholen des Anzugs schüttelt man dem Schneider die Hand, das Geld wechselt elektronisch zu ihm – das ist echte Handschlag-Qualität!
Klingt schon wieder zu utopisch? Warten wir´s ab. Hätte Sie sich vor wenigen Jahren vorstellen können, dass Sie in Österreich jetzt gesetzlich verpflichtet sind, Ihren Hund oder Ihre Katze „chippen“ zu lassen und solcherart elektronisch zu kennzeichnen?
Manfred Hluma

Donnerstag, 30. August 2007

„Inemuri“ oder schlafende Piloten im Cockpit

Weit über 10 Prozent der Österreicher leiden an Schlafstörungen. Manche von ihnen deshalb, weil sie der Chef immer aufweckt.
Dabei ist längst erwiesen, dass ein Nickerchen zwischendurch die Leistungsfähigkeit deutlich steigert. "Inemuri", was übersetzt „anwesend sein und schlafen“ bedeutet, nennt man in Japan diese oft geübte Kurzform des Schlafens.
Unter der Bezeichnung Powernapping hat die frühere Traditions des Mittagschlafes in moderner Form auch in Österreich wieder Einzug gehalten. Der Mittagsschlaf entspricht einem natürlichen Bedürfnis des Menschen. Zugleich hat er positive Effekte: Durch einen Powernap werden Leistungsbereitschaft sowie körperliche und geistige Befindlichkeit gesteigert. Auch das Risiko von Fehlern und Unfällen am Arbeitsplatz sinkt deutlich.
Wobei in der Kürze liegt die Kraft. Um sich nach der Schlafpause wieder richtig frisch fühlen, darf man nicht zu lange wegschlummern. Ein energiebringender Mittagsschlaf sollte zwischen 10 und maximal 30 Minuten dauern. Wer länger schläft, kommt in eine Tiefschlaf-Phase und erwacht geräderter als zuvor.
Die beste Zeit für Schlafes Bruder ist nach dem Essen zwischen 12:00 und 14:00 Uhr. In diesem Abschnitt des Tages ist der Mensch am wenigsten leistungsfähig und hat ein natürliches Schlafbedürfnis.
Einfach den Kopf auf die Tischplatte legen oder sich im Bürostuhl zurücklehnen und kurz die Augen schließen, hilft. Um eben nicht zu lange zu schlafen, hat sich der Schlüsselbundtrick bewährt. Man hält die Schlüssel beim Einnicken in der Hand und wacht durch ihr Hinunterfallen rechtzeitig auf.
Das Powernapping sinnvoll ist, hat man auch bei den Fluglinien entdeckt. Die stark wechselnden Beginn- und Arbeitszeiten bedeuten für das Schlafmanagement von Linien- und Charterpiloten eine besondere Herausforderung. Und Schlafanfälle lassen sich kaum steuern.
Deshalb ist es auch bei heimischen Fluglinien den Piloten erlaubt, zwischendurch im Cockpit – angekündigt - einzunicken. Aus Sicherheitsgründen ist das nahe liegenderweise einem Reglement unterworfen. Der nappingwillige Pilot spricht das nicht nur mit seinem Partner im Cockpit, sondern auch der zuständigen Stewardess ab. Diese betritt dann das Cockpit für eine vereinbarte Zeitdauer nicht, um den eingenickten Piloten nicht aus dem Schlaf zu reissen.
Damit jedoch nicht auch der zweite Pilot in Morpheus Armen landet, muss sich dieser alle paar Minuten übers Bordtelefon bei der Stewardess melden. Fällt diese Meldung aus, eilt die Stewardess nach vorne und holt beide aus dem Reich der Träume zurück.
Manfred Hluma

Samstag, 25. August 2007

Von Hunden im All und bedrohten Wörtern (2): Kleinod vs. Penthousesozialismus

Die staatlich geförderte „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS), die älteste und wichtigste Sprachpflegeinstitution in der Bundesrepublik Deutschland, feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die deutsche Sprache zu vertiefen, etwa durch die Auswahl und Festlegung der schon zitierten „100 Wörter des 20. Jahrhunderts“. In der beratenden Jury agierten dazu beispielsweise die Österreicherin Sigrid Löffler, (Feuilletonchefin der Zeit), der deutscheTV-Moderator Friedrich Dieckmann, Literaturwissenschaftler oder der Rhetorik-Professor Walter Jens.
Ebenfalls von der Gesellschaft für deutsche Sprache kommen die Wörter und Unwörter sowie Sprüche des Jahres. Doch hier will sich Österreich nicht direkt anschließen und gibt es eine eigenständige Wahl des Österreichischen Worts/Unworts/Spruchs: viele der in Deutschland ausgewählten Wörter für Österreich seien einfach nicht relevant, da in Österreich andere politische Verhältnisse oder Themen während des jeweiligen Jahres wichtig und bestimmend waren, heißt es seitens der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch am Institut für Germanistik der Universität Graz unter der Federführung von Prof. Rudolf Muhr. Die Auswahl der Wörter/Unwörter/Sprüche erfolgt durch eine rein professorale Fachjury unter Beteiligung sprachinteressierter Personen via Internet mit Einbindung der Austria Presseagentur (APA).

„Gewonnen“ hat übrigens 2006 als Wort des Jahres "Penthousesozialismus“, in die engere Wahl gekommene Wörter waren: arschknapp ( Danke, Van der Bellen!), Schmollwinkerlpartei, Pflegenotstand, Teurofighter und Ortstafelverrückten.
Als Un-Wort wurde „ätschpeck“, festgelegt.
Doch auch Sprüche werden gesucht und bewertet: Das eher wenig befolgte „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl!“ ist die Nummer eins auf der Positivseite, „Daham statt Islam!“ wurde zum „Un-Spruch des vergangenen Jahres gewählt.
Nicht auf den Stockerlplatz kam der originelle und von einer tiefen Wahrheit geprägte Stabreim „Wer brennend eine Fichte leckt, macht einen tollen Lichteffekt“ des Kabarettisten Gunkl.
Noch ein Wort zum den Wörtern: Die Frequenz der Nennung in den Medien hat keine Relevanz zur Auswahl: „Penthousesozialismus“ kam in den 64 ausgewerteten österreichische Zeitungen und Magazinen gerade dreimal vor, ätschpeck viermal. Problembär erschien hingegen knapp 700mal und Grundsicherung an die 2000mal. Welchen Sinn es macht, gerade unbedeutende Wortschöpfungen aufs Podest zu heben, sei dahin gestellt.

Eine deutlich größere Sinnhaftigkeit ist zweifellos die Pflege und Erhaltung sogenannter bedrohter Wörter, die im Zuge einer fortschreitenden Vereinfachung der Sprache selten bis gar nicht mehr in Verwendung sind.
Der Deutsche Kay-Uwe Rohn hatte die Idee, Wörter, die aus unserem aktiven Wortschatz herausgefallen sind, zu sammeln, im Internet auszustellen und zu erklären (www.wortmuseum.com). Rohn hat viele Sprachbegeisterten zum Mitmachen und Sammeln animiert. Auch manche Wortmuseumspoesie ist entstanden wie etwa der Bericht einer Journalistin, die ihre Lobeshymne als „maliziösen Muhme“ beginnt, die „den somnambulen Backfisch beim klandestinen Karessieren mit dem Gesinde in der Remise ertappt ...“
Auch der heurige Wettbewerb „Das bedrohte Wort“ rief bei vielen Menschen Erinnerungen an Ausdrücke wach, die man kaum noch zu hören oder lesen bekommt. Zum schönsten bedrohten Wort wurde "Kleinod" gekürt. "Das Wort steht für ein auf den ersten Blick unscheinbares Ding, das jedoch einen hohen persönlichen Wert haben kann", sagte Bodo Mrozek, Initiator des Wettbewerbs. Auf den zweiten Platz wählte die Jury, zu der auch die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse gehörte, das Adjektiv blümerant. Es bezeichnet den Zustand eines leichten Unwohlseins und leitet sich vom französischen "bleu mourant" ("sterbendes Blau") her.
Hier die gesamte Liste der zehn schönsten bedrohten Wörter der deutschen Sprache zur gelegentlichen Verwendung:
1. Kleinod
2. blümerant
3. Dreikäsehoch
4. Labsal
5. bauchpinseln
6. Augenstern
7. fernmündlich
8. Lichtspielhaus
9. hold
10. Schlüpfer

Manfred Hluma

Montag, 20. August 2007

Von Hunden im All und den Wörtern des Jahrhunderts (1)

Heute vor 47 Jahren, am 20. August 1960, gelang es erstmals, ins All geschossene Lebewesen wieder wohlbehalten auf die Erde zurückzubringen. Konkret waren es die Hunde „Strelka“ und „Belka“, die an Bord von Sputnik 5 nach 18 Umkreisungen sicher auf der Erde aufsetzten. Das war der entscheidende Schritt für die Technik der weichen Landung in der bemannten Raumfahrt.
Von den Hunden zu den Menschen im All war es nur ein kurzer Schritt. Schon am 12. April 1961 umkreiste Juri Gagarin - mit dem Sputnik-Nachfolgemodell Wostok als erster Mensch die Erde. Die USA schickten wenige Wochen später, am 5. Mai 1961, im Rahmen des Mercury-Programms Alan Shepard auf einen 16-minütigen Raumflug.
Es ging Schlag auf Schlag weiter: 1969, nicht einmal 70 Jahren nach dem ersten Motorflug der Brüder Wright im Jahr 1903, landeten Menschen erstmals auf dem Mond.
Inzwischen sind die ersten Raumstationen schon wieder verschrottet (Saljut, Skylab und Mir), die 1998 begonnene ISS wächst hingegen deutlich weiter. Der Weltraumtourismus hat bereits begonnen: für rund 16 bis 19 Millionen Euro pro Kopf sind eine Handvoll reicher Zivilisten – darunter auch eine Frau – zur ISS gereist.
Künftig könnte es billiger werden: Die EADS-Tochterfirma Astrium will den US-Amerikanern und Russen beim Weltraumtourismus Konkurrenz machen. Astrium stellte kürzlich das Konzept eines neuen Raumfahrzeuges vor, das bis zu vier Fluggäste auf eine Höhe von 100 Kilometern über der Erde bringen und dort drei Minuten in der Schwerelosigkeit schweben soll. Der erste Ausflug ist für 2012 geplant und die Kosten sollen bei 150.000 bis 200.000 Euro pro Fluggast liegen.
Auch die ersten Weltraum-Hotels sind bereits angekündigt.

Doch zurück zum Beginn, der Sputnik-Ära. Der ehrenwerten „Gesellschaft für Deutsche Sprache“ war dieser Durchbruch in Zusammenarbeit mit einer Fachjury wert, das Wort „Sputnik“ in die Liste der „100 Wörter des 20. Jahrhunderts“ aufzunehmen. Diese sind eine Sammlung Wörter, die als für das zwanzigste Jahrhundert besonders bezeichnend angesehen werden.
Dort steht Sputnik nun in einer Liste mit beispielsweise Blockwart, Doping, Sex, Klimakatastrophe, Kreditkarte und Kugelschreiber. Wie es zu einer solchen Liste kommt sowie über Unworte und den Schutz bedrohter Wörter lesen Sie in Kürze.
Manfred Hluma

Dienstag, 14. August 2007

„Die unsägliche Idealisierung der Freizeit“

Kennen Sie das? Es ist Montag vormittag, man sitzt frisch und gut gelaunt am Schreibtisch und im Radio jammert der Moderator über den schweren Start in die Arbeitswoche. Aber die gute Nachricht sei ja, dass am Mittwoch sowieso ein Feiertag und damit das Warten aufs Wochenende angenehm verkürzt ist. Was denken sich diese Plappermäuler eigentlich, dass Arbeitszeit automatisch mit Leid gleichzusetzen ist?
Dabei sind Radiomoderatoren, die auch an anderen Tagen immer wieder auf den baldigen Feierabend hinweisen - was soll man eigentlich jeden Abend feiern? –, selbst eine Berufsgruppe mit 24 Stunden Dienst an 365 Tagen.

„Diese unsägliche Idealisierung der Freizeit geht mir ziemlich auf die Nerven“, klagte kürzlich der Managementberater Andreas Salcher, Gründer des Elite-Treffens „Waldzell Meeting“ bei einem Vortrag im Österreichischen Marketingclub und sprach von einem „Terrorregime von Freizeitpredigern“.

Denn dass die Mehrzahl der Menschen in Österreich eigentlich ganz gerne und ohne Widerwillen arbeitet, merkt man im täglichen Umgang. Griesgrämige Gesichter und „Management by Robinson“, nämlich das Warten auf Freitag, kommen zwar auch vor (ganz stark auf Postämtern), sind aber eher die Ausnahme.

Zur guten Laune trägt möglicherweise auch bei, dass wir im Schnitt sowieso immer weniger arbeiten. Die unmenschliche 72-Stunden-Woche gab es 1875. Um 1900 schuftete man noch 60 Stunden an sechs Tagen.
1959 trat die 45-Stunden-Woche in Kraft. Die 40-Stunden-Woche und der 8-Stunden-Tag sind drei Jahrzehnten alt. Bis 1965 betrug der Mindesturlaub übrigens nur zwei Wochen, heute sind es fünf.

Nicht zuletzt dank der medizinischen Fortschritte werden wir immer älter, deshalb verkürzt sich die Lebensarbeitszeit sich im Verhältnis zur Lebenserwartung überdeutlich.
1995 betrug die Lebensarbeitszeit von Männern in Europa im Schnitt 35 Jahre bei einer Lebenserwartung von 76 Jahren. 1960 machte die Lebensarbeitszeit noch 50 Jahre bei einer Lebenserwartung von nur 68 Jahren aus. Das bedeutet einen satten Anstieg von 18 auf 41 Jahre arbeitsfreier Lebenszeit!

Und wenn man es sich von den Freizeitpredigern nicht ausreden lässt, stellt die Arbeit einen bedeutenden und durchaus sinnhaften Teil unseres Lebens dar. Der alte Spruch "Besser Stress in der Freizeit als Langeweile in der Arbeit“ stimmt schon lange nicht mehr.

Manfred Hluma

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Carlaa - 1. Mär, 00:08

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