Freitag, 22. Oktober 2010

„Deal or no deal“ oder „Die elektronische Alternative zum Gutschein-Heft“

Wer kennt sie nicht, die althergebrachten Gutschein-Heftchen? Manche sind zum Kaufen, manche sind kostenlos. Nun gibt es elektronische Varianten.

Das prinzipielle Geschäftsmodell ist bekannt. Man sucht sich Firmen, die bereit sind, ihre Produkte oder Dienstleistungen markant billiger zur Verfügung zu stellen. Viele Angebote kamen und kommen aus der Gastronomie. Das Angebot „Eine Person bezahlt, die zweite isst gratis“ ist ein Klassiker (nicht dabei sind oft die Getränke). Damit reduziert sich bei diesem Beispiel der finanzielle Aufwand des Anbieters – vereinfacht gerechnet - auf den Rohwareneinsatz. Wieviel der Anbieter für die Aufnahme in das Gutschein-Heft oder -Buch an sich bezahlt, ist unterschiedlich.

Manche Firmen geben spezielle Gutschein-Bücher heraus, wie etwas der deutsche Luups-Verlag, der mit einem jeweils eigenen Buch nicht nur die größten Städte Deutschlands, sondern auch Wien bedient. „Das andere Gutscheinbuch für Essen, Trinken, Freizeit und Kultur“ lautet die Eigendefinition: „Luups ist ein Freizeit- und Kulturführer, der Neues vorstellt und bekannte Ziele in Erinnerung ruft. Die Wirte und Betreiber laden Sie ein, ihr Angebot auf eine äußerst attraktive Art kennen zu lernen. Für die Hälfte!“ Bis zu 500 € könne man sich mit dem Erwerb des 16 € kostenden Buchs ersparen.
Doch es gibt auch kostenlose Angebote: Bereits zum siebten Mal erschien beispielsweise heuer das Studentengutscheinheft für Wien und zum zweiten Mal in Kooperation mit der Universität Wien sowie mit den vier großen FHs in Wien. 20.000 Stück wurden direkt vor der Universität Wien sowie auf der Messe UniLeben Anfang Oktober im Festsaalbereich des UNI-Hauptgebäudes an die Studenten verteilt. Weiters wurden 6.500 Stück an den vier großen FHs in Wien direkt an Studienanfänger überreicht.
Wie auch dieses Heft wird eine Vielzahl unterschiedlichster Gutscheinangebote (Rabattgutschein, Hotelgutscheine, Inline-Shop-Gutscheine, Gewinngutscheine und mehr) von der Wiener Firma „MediaPages“ (www.gutschein.at) angeboten. Dabei kann man die Gutscheine fast immer gratis – auch ohne Registrierung – einfach herunterladen, ausdrucken und anwenden.
In Österreich relativ neu am Markt ist nun eine elektronische Rabatt-Variante von Groupon: die aus den USA kommende Firma hat heuer den Konkurrenten Citydeal übernommen und schickt nach kostenloser Registrierung täglich ein Angebot aus, das in verschiedenen Bereichen zum Teil massivste Rabatte – bis zu 80 Prozent – anbietet. Der Clou dabei: Der „Deal“ kommt nur zustande, wenn sich binnen einer bestimmten Zeit (meist bis Tagesende) eine vorgegebene Mindestanzahl an Käufern findet. Wie viele Interessenten sich bereits gemeldet haben, kann man laufend verfolgen. Ähnliches mit Schwerpunkt in Deutschland, aber auch einzelnen Angeboten für Österreich bietet auch „Dailydeal“ an. Schnäppchenjäger können nun also auch am Bildschirm auf Rabatt-Pirsch gehen.

www.gutschein.at
www.groupon.at/
www.dailydeal.de

Freitag, 8. Oktober 2010

„Das papierlose Klassenzimmer“ oder „Vom sinnvollen Einsatz des iPads“

Nachdem die anfängliche iPad-Euphorie bei manchen Käufern der ersten Stunde verflogen ist, tauchen nun unterschiedliche Anwendungen auf.
Eine besondere gibt es in der Hauptschule Jennersdorf im Burgenland. Dort wächst in der ersten Klasse gleichsam die „Generation iPad“ heran. Die 1B ist nämlich die erste iPad-Klasse Österreichs. Neben der Informatik-Hauptschule Jennersdorf wurde auch an der Handelsakademie Eisenstadt eine iPad-Klasse gestartet.
Alle Schüler erhalten ein iPad, das letztlich sämtliche Schulhefte und Schulbücher, die für den Unterricht nötig sind, gespeichert hat.
Auch die gute alte Schultafel könnte so ersetzt werden, die entsprechende Darstellung erscheint auf dem jeweiligen Bildschirm.
Im Englisch-Unterricht beispielsweise kann das iPad für online-Übersetzungen verwendet und das Vokabelheft geführt werden. Im Musikunterricht wiederum kann etwa eine Klaviertastatur zum Lernen der Noten als auch zum Spielen verwendet werden.
Schon bald sollen weitere Schulklassen auf iPad-Betrieb umgestellt werden. Finanziert wird das Projekt vom Unterrichtsministerium. Auch zwei Schulbuchverlage sind beteiligt. Das Pilotprojektwird von der Pädagogischen Hochschule Burgenland begleitet und evaluiert. Die Wissenschaftler sollen herausfinden, wie nützlich elektronische Lerninhalte sind und welche Standards es dabei einzuhalten gilt.
Vorerst dürfen die Schüler die Computer übrigens noch nicht mit nachhause nehmen, aber ab Weihnachten soll es dann soweit sein. Dann können die zehnjährigen Computerkids sich auch zuhause elektronisch austoben. Bis dorthin muss zumindestens die Hausarbeit noch auf die altmodische Art geschrieben werden.

Dienstag, 14. September 2010

"Als Pilger unterwegs" oder "Zu Fuß zum ich" (2)

Ohne großen organisatorischen Aufwand lässt sich das Seelenheil zum Beispiel bei einer geführten Pilgerwanderung in der Gruppe finden. Speziell ausgebildete Pilgerbegleiter stellen Wanderungen zusammen und stehen ihren Schützlingen zur Seite. Im Pilgerjahr 2010 finden sich unzählige solcher Touren auf dem Terminkalender. Gemeinschaftsgefühl kommt etwa auf dem Innviertler Jakobsweg von Passau nach Salzburg auf (7. bis 12. Juni) oder auf dem Jakobsweg in Tirol von der Kronburg bis St. Christoph am Arlberg (16. bis 18. Juli). Für jene, die selbst zum zertifizierten Pilgerbegleiter werden wollen, bietet die Erzdiözese Salzburg eine dreitägige Ausbildung an.

Hab und Gut mit sich zu tragen ist zwar für viele ein Bestandteil des Pilgerns, fallweise werden jedoch bereits geschnürte Packages für Individualpilger angeboten, die einen bequemen Gepäcktransport beinhalten. „Den Salzburger Jakobsweg in 8 Tagen“ kann man beispielsweise nur mit leichtem Tagesgepäck auf den Schultern absolvieren. Auf vier Etappen und knapp 100 Kilometern führt der alte Pfad von Frankenmarkt bis zum Pass Strub.

Auf der Suche nach Inspiration

Der „Jakobsweg-Virus“ steckt nicht nur die Menschen an, die aus dem Hamsterrad des Alltags ausbrechen wollen, sondern inspiriert auch Touristiker und religiöse Institutionen zu neuen Wegangeboten. Zu Ostern 2010 eröffnete der Jakobsweg Weinviertel – die Wiederbelebung einer alten Route, die ursprünglich in Krakau begann. Die Weinviertler Wegstrecke führt auf 162 Kilometern von Mikulov in Tschechien über Mistelbach und Stockerau bis nach Mautern an der Donau. Dort schließt der Weg an den österreichischen Jakobsweg in Richtung Westen an.

Der neue „Weg des Buches" vom bayerischen Passau bis ins Kärntner Arnoldstein verfolgt die Spur der Lutherbibel, der ersten Heiligen Schrift in deutscher Sprache. Der heutige Pilger beschreitet in 29 Tagesetappen dieselben Pfade wie Handwerker und Kaufleute, die Luthers Schriften mit sich führten. Zunächst geht es den alten Handelsweg entlang von Passau ins Oberösterreichische, wo sich der Wanderer inmitten der Gegenreformation wähnt, in der die Volksbibeln über Schmuggelwege in geheime protestantische Zellen geschleust wurden. Der Pfad schlingt sich durch die Steiermark vorbei an frühen protestantischen Bauernsiedlungen in Kärntens Berge.

Unter dem Titel „Pilgern und Wallfahren in Mitteleuropa“ beschäftigt sich eine neue grenzüberschreitende Initiative mit der Errichtung und Vermarktung von Wallfahrtswegen von Ungarn nach Mariazell, der Weiterführung des Jakobsweges nach Budapest sowie der Koordination von Pilgerwegaktivitäten in Österreich.

Die Via Nova ist der jüngste europäische Pilgerweg. Sie reicht von Niederbayern nach St. Wolfgang im Salzkammergut. Spirituelle Erfahrungen, landschaftliche und kulinarische Reize reihen sich entlang der 280 Kilometer langen Gesamtstrecke aneinander. Im Gegensatz zur Via Nova darf sich die Via Sacra zur Mariazeller Gnadenmutter als Österreichs älteste Pilgerroute rühmen. Der heilige Weg beginnt vor den Toren Wiens und führt durch den Wienerwald, die Wiener Alpen und das Mostviertel nach Mariazell. Bei Mostviertel Tourismus sind „Pilger-Arrangements“ buchbar, die Nächtigungen bei speziellen „Via Sacra-Gastgebern“, Routenbeschreibungen und Kartenmaterial inkludieren.
Alexandra Gruber


Pilgern im WWW

Pilgern in Österreich
www.pilgerwege.at

Pilger-Community
www.pilgern.at

Auf den Spuren der Pilger und Wallfahrer

Steirische Pilgerwege
www.pilgern.info

Burgenländische Pilgerwege
www.pilgerinfo.at

Salzburger Pilgerwege
www.pilgern.salzburgerland.com

Jakobsweg Tirol
www.jakobsweg-tirol.net

Pilgern in Kärnten
www.pilgerninkaernten.at

Hemma-Pilgerwege
www.hemmapilgerweg.com

Pilgern im Weinviertel
www.pilgerweg.cc

Weg des Buches
www.wegdesbuches.at

Via Sacra (nach Mariazell)
www.viasacra.at

Jakobswege in Österreich
www.jakobswege-a.eu

Lehrgang PilgerbegleiterIn
www.kirchen.net/tourismusreferat

„Als Pilger unterwegs“ oder „Zu Fuß zum Ich“ (1)

Als Widerpart zur multimedial geprägten und schnelllebigen Gegenwart gewinnt die Spiritualität wieder an Raum. Über die Konfessionen hinweg entdecken immer mehr Menschen das Pilgern, gehen auf alten und neuen Wegen auf Sinnsuche.

Immer wenn der 25. Juli, das Fest des Apostel Jakobus, auf einen Sonntag fällt, läuten die Glocken der Kathedrale in Santiago de Compostela in Spanien ein „Jakobsjahr“ ein, wie auch zum Jahreswechsel 2009/10. Im örtlichen Pilgerbüro wird genau Buch geführt, wer auf dem berühmten „Camino de Santiago“ die Grabstätte des Heiligen Jakob erreicht, die neben Rom und Jerusalem zu den wichtigsten spirituellen Reisezielen des Christentums zählt. Die Zahlen verdeutlichen den europaweiten Trend zum Pilgern. Im Jakobsjahr 1982 holten sich 1.860 Pilger ihre Urkunde für den erfolgreich absolvierten Jakobsweg ab, 1999 waren es bereits 155.000. Julian Barrio, Erzbischof von Santiago de Compostela, erwartet für 2010 weit über 200.000 Fußwallfahrer.

Alte Wege, neue Sehnsucht
Von allen Enden Europas brechen Menschen schon seit dem Mittelalter zu einer spirituell geprägten Fußreise ins spanische Galizien auf. Das Netz der alten Jakobswege erstreckt sich über eine Reihe christlicher Zentren. Von Budapest kommend führt etwa die Hauptroute des österreichischen Jakobswegs ab Hainburg über Oberösterreich und Salzburg nach Tirol. Der Jakobsdom in Innsbruck bildet seit den Ursprüngen des Pilgerwesens ein markantes Etappenziel auf dem Weg nach Santiago.

Die Popularität des Camino de Santiago macht sich auch hierzulande bemerkbar. Österreichs traditionsreiche und neu konzipierte Pilgerstrecken erleben eine Renaissance mitsamt ihren Bezügen zur religiösen Kultur. Sich beim Gehen auf den eigenen Lebensweg zu besinnen und buchstäblich himmlische Ruhe zu erleben, findet Gefallen. „Im Gegenzug zur körperlichen Anstrengung gewinnen die Fußreisenden Selbst-, Natur- und Gotteserfahrung“, sagt Toni Wintersteller. Er leitet die bundesweite Initiative „Pilgern in Österreich“, die seit 2008 die Interessen der christlichen Kirchenökumene sowie der touristischen Anbieter in Österreich verbindet.

Die Pilgerreise weist nämlich durchaus profane Aspekte auf. Da das Pilgern nicht an Jahreszeiten gebunden ist, heißt es, Sinn suchende Gäste speziell für die Nebensaisonen zu gewinnen. Das Klischee vom bettelarmen Pilger entspricht zumindest auf Österreichs Pilgerrouten nicht mehr den Tatsachen. Laut Berechnungen von SalzburgerLand Tourismus geben Pilger mit rund 50 Euro pro Tag nur geringfügig weniger aus als der durchschnittliche Sommergast. Im Normalfall ist die Pilgerschar über mehrere Tagesetappen unterwegs. Dadurch eröffnen sich neue Chancen für Beherbergungsbetriebe, die entlang der wieder entdeckten Wege angesiedelt sind.

Mehr als wandern„Der Pilger unterscheidet sich vom Wanderer durch die innere Einstellung, mit der er an den Weg herangeht“, weiß Wintersteller. Die pastorale Begleitung der Gäste ist ihm daher ein besonderes Anliegen. Ebenso wichtig sind jedoch die Infrastruktur entlang der Wege und der organisatorische Hintergrund. Auf www.pilgerwege.at, der Webplattform der Initiative „Pilgern in Österreich“, finden Gäste einen Überblick über Österreichs Pilgerwege, die sich auf rund 3.500 Kilometern erstrecken. Neben der Beschreibung der Routen gibt es Links zu einer Reihe von Pilgerseiten im Internet, die touristisch relevanten Informationen wie etwa Nächtigungsmöglichkeiten bieten (siehe Kasten „Pilgern im WWW“). Neben spirituell geprägten Orten wie etwa Mariazell in der Steiermark, Gurk in Kärnten und St. Wolfgang im SalzburgerLand widmen sich in den letzten Jahren auch die Tourismusorganisationen der Bundesländer der Aufbereitung von Angeboten entlang inspirierender Wege.
Alexandra Gruber

Freitag, 26. März 2010

Marketing-Trends oder Internet versus Papier?

Im touristischen Marketing zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Der klassische Angebotskatalog und die Anzeige in der Zeitung bekommen verstärkt Konkurrenz aus dem digitalen Bereich - hier einige Thesen zur erfolgreichen Medienauswahl.
Hat der klassische touristische Prospekt im Zeitalter des Internets überhaupt noch seinen fixen Platz im Marketingmix? Zugegeben, die Frage ist drastisch formuliert, jedoch durchaus inhaltlich berechtigt. Immerhin belegt das Internet als Reiseinformationsquelle der Österreich-Urlauber mit Abstand Platz Eins (Quelle Tourismus-MONitor Austria 2008/09; siehe Kasten „Informationsverhalten im Wandel“). Fakt ist überdies: Das Repertoire der Marktkommunikation hat sich durch das Medium Internet um eine Vielfalt an Spielformen erweitert. Die Marketingbudgets bleiben hingegen begrenzt – ein Umstand, der die Markenbaumeister im Tourismus dazu veranlasst, einen kritischen Blick auf die Medien für ihr Marketing zu werfen.

Operation Querbeet
„Die Kernwerte der Marke müssen bei den Zielgruppen auch ankommen. Es ist wichtig, dass wir sowohl die bestehenden wie auch die innovativen Kommunikationskanäle zum Kunden noch intensiver nutzen – und neue Netzwerke wie z. B. Social Networks im Internet besetzen, um den Kunden immer dort zu erreichen, wo er sich gerade befindet“, sagte Thierry Antinori, Marketing-Chef der Lufthansa, gegenüber der österreichischen Tageszeitung Kurier. Der jüngst von einer internationalen Jury zum Chief Marketing Officer des Jahres gekürte Marktstratege tritt für die Zielgruppenschärfung von Kommunikationsmaßnahmen ein: „Die Herausforderung ist es, den Kunden auf jeweils adäquate Weise via sämtliche Kanäle anzusprechen.“ Die gewünschte Effizienz steckt im Cross Media Marketing, der durchdachten Verknüpfung von virtuellen und realen Kommunikationskanälen, querbeet über alle Mediengattungen.
Zur Auswahl stehen die Klassiker wie Anzeigen in Printmedien, Plakate und andere Außenwerbung, Radio- und TV-Spots, Kataloge, Broschüren & Co. sowie eine ebenso breite Palette an Möglichkeiten im Internet. Noch hat das bedruckte Papier bei der Gewichtung der Medien im Marketingmix die Nase weit vorn. Laut Mediaanalyse von Focus Research generierten die Printmedien einen Anteil von 74 Prozent des Werbekuchens der österreichischen Tourismusregionen (ohne Hotels) im Werbejahr 2009. Der Anteil der Online-Medien gibt sich zwar mit sieben Prozent noch bescheiden, die Wachstumsraten lassen jedoch auf einen Höhenflug der Internet-Werbung schließen. Immerhin investierten die österreichischen Tourismusverbände 2009 drei Mal soviel in den werblichen Online-Auftritt wie im Jahr zuvor. Bei einer Fortsetzung dieses Aufwärtstrends könnte das WWW demnächst mit Radio- und Außenwerbung gleichziehen (siehe Kasten „Ein Stück vom Werbekuchen“).

Killt das Internet den Printstar?
Wissenschafter prognostizieren, dass sich das Internet im Mediensektor noch schneller durchsetzt, als bisher erwartet. Bereits in zehn Jahren werden Web-Angebote mindestens ebenso hohe Werbeeinnahmen generieren wie die Zeitungs- und Magazinbranche, so eine Studie der Fachhochschule Mainz.
Der Trend zur Nutzung virtueller Kanäle ist allgegenwärtig. In der Urlaubsinformation der Österreich Werbung treffen täglich Anfragen zum Urlaubsland Österreich ein. Hier zeichnet sich ein wachsendes Interesse an elektronischem Informationsmaterial ab. Der Prospekt, der als pdf-Dokument am Bildschirm abrufbar ist, liegt mittlerweile hoch in der Gunst der Anfragenden. Vor allem für kurzfristige Anfragen ist der digitale Prospekt eine rasch verfügbare Grundlage für die optimale Reiseplanung. Dennoch wünscht sich ein Gutteil noch Reiseunterlagen zum Blättern, die nach wie vor per Post ins Haus flattern.
„Wir wollen definitiv auf keinen Kommunikationskanal verzichten“, sagt auch Ute Hödl, Pressesprecherin von Steiermark Tourismus. Sicher, der Auftritt im Internet muss perfekt sitzen, aber auch jener auf Papier. „Printprodukte sind effiziente Instrumente, um die potenziellen Gäste überhaupt auf die Website zu holen.“ Virtuelle und reale Marketingwelten sollten sich gegenseitig ergänzen bzw. befruchten und beim Gast auf jeden Fall als Einheit ankommen.

Aufgabenteilung gefragt
Nicht die Frage „Internet oder Papier?“ steht laut Hödl zur Diskussion, sondern: In welchem Medium kommen welche Inhalte am wirkungsvollsten zur Geltung. So teilen sich die einzelnen Marketingkanäle einfach die verschiedenen Aufgaben der Kommunikation. In der steirischen Landestourismusorganisation lässt man zum Beispiel noch fleißig drucken und vertraut in zwei Bereichen auf die Papierprodukte: in der Verkaufsförderung und in der Imagebildung.
Vier mal jährlich erscheint ein Verkaufsbeileger für österreichische Printmedien in einer durchschnittlichen Auflage von 1,5 Millionen Stück. Den Lesern fallen mit den Prospekten konkrete Buchungsanregungen buchstäblich in die Hände. Zusätzlich gestaltet die Marketingschmiede in der Steiermark themenspezifische Verkaufsbroschüren als Beilage zu Special Interest Medien.
Eine andere Drucksortenschiene versteht sich als Instrument zur Kommunikation der „inneren“ Werte der Marke: In „ST.IL“, der Steiermark Illustrierten, ist Platz für Geschichten rund um den Urlaub. Wie der Titel verheißt, hat das Hochglanzprodukt, das zwei Mal jährlich in einer Auflage von 50.000 Stück aus der Druckerpresse kommt, Magazincharakter. Statt Werbesprache finden sich recherchierte, journalistische Texte sowie die passenden Bildwelten auf den vierfarbigen Seiten. „Dieses Reisemagazin punktet ganz im Sinn des Image-Transports“, meint Hödl, bietet es den Lesern durch die spannenden Inhalte doch einen ungleich höheren Nutzen als reine Werbung. Das „Magazin für Kenner und Liebhaber der Steiermark“ kann auch im Web bestellt werden und liegt bei den Partnern wie Hotels und der Gastronomie auf.

Prospekt als Stimmungstransporter
Ob saisonale Kataloge großer Reiseveranstalter oder Imagebroschüren von Destinationen, Tatsache ist: Vielerorts schrumpfen die Druckauflagen der „Werke“ aus dem Tourismus. Dies bestätigt auch Karl Reiter Junior, Geschäftsführer des Tiroler Posthotel Achenkirch. Im Reiter’schen Hotelimperium, zu dem neben dem Stammhaus in Tirol auch Resorts in den burgenländischen Orten Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf zählen, sinkt jedoch nur die Stückzahl, die Printprodukte selbst bleiben bestehen. „Die 60-seitige, jährlich aktualisierte Imagebroschüre aus dem
5-Sterne-Wohlfühltempel versteht sich als aussagekräftige Visitkarte vor allem für Erstanfragen. Unter der Vorgabe „hochwertig“ – vom Papier über die Fotos bis hin zur Textierung – transportiert der Prospekt Qualität und Stimmung im Haus immer noch am besten“, ist Reiter überzeugt.

Die Stammgäste des Posthotel Achenkirch erhalten ein anderes Druckprodukt: die Kundenzeitschrift, gefüllt mit den Neuigkeiten aus dem Haus. Streuverluste im weiteren Sinn gibt es beim Thema „Versand von Drucksorten“ nicht, denn die Direct Mailings auf dem Postweg erreichen tatsächlich nur Stammgäste und potenzielle Kunden, die bereits ihr Interesse bekundet haben. Für diese Zwecke lohnt sich der Kostenaufwand durchaus, meint Reiter.
Von allgemeingültigen Regeln im Marketing hält Reiter ohnehin nichts: „Jeder Betrieb muss seinen unverwechselbaren Stil in der Vermarktung finden, sei es bei der Positionierung oder bei der Auswahl der Kommunikationskanäle“, meint er. Die Erfahrung lehrt, dass gerade antizyklische Maßnahmen, die jedem Trend widersprechen, oft von Erfolg gekrönt sind.

Internet-Werbung ein Muss
Im Zweifelsfall doch eher beim Drucken einen Gang zurück zu schalten und verstärktes Augenmerk auf die Markenführung direkt im Internet zu legen, empfiehlt Lukas Krösslhuber, Geschäftsführer der Region Kitzbüheler Alpen. Warum? „Die bloße Präsenz auf diversen Internet-Plattformen entwickelt sich zur Selbstverständlichkeit und stellt daher keinen entscheidenden Wettbewerbsvorteil mehr dar“, sagt er. Um sich im virtuellen Verkaufsraum abzuheben und das Markenprofil zu schärfen, sei daher im Internet auf ähnliche Maßnahmen zu setzen wie in der Wirklichkeit. „Das gesamte Paket der Online-Kommunikation vom Banner bis zum Suchmaschinen-Marketing bis hin zu Adverts wird in fünf bis zehn Jahren ‚state of the art’ sein“, versichert Krösslhuber.

Aus seiner Sicht hat die Vermarktung via so genannte Offline-Medien weiterhin ihre Berechtigung, übernimmt jedoch eine neue Aufgabe: „Der Verkaufscharakter und detaillierte Informationen werden wegfallen, denn diese Funktionen erfüllt das Internet ohnehin besser.“ So können sich die Vermieter zum Beispiel das gedruckte Unterkunftsverzeichnis getrost sparen. Auf Themen fokussierte Imagewerbung macht aber zusätzlich auch in Zeitungen und auf Plakatwänden Sinn. Und die journalistisch aufbereitete Story in einem Hochglanzmagazin, die ein riesiges Zielpublikum erreicht, kann das Internet auch bis auf Weiteres nicht ersetzen.
In der Region Kitzbüheler Alpen investiert man zwar nicht mehr in den Druck einer aufwändig gestalteten Imagebroschüre, greift jedoch auf Print-Produkte der Tirol Werbung und der einzelnen Anbieter zurück. So ganz ohne geht es dann doch nicht. Vor Ort hält der Gast zumindest kleinere Drucksorten wie den Folder vom Skigebiet auch lieber in der Hand als einen unansehnlichen Computer-Ausdruck, weiß Krösslhuber um die Stärken von Druckwerken Bescheid.
Und das Fazit? Der Prospekt hat zwar eine Menge Konkurrenz bekommen, Print-Inseln auf gutem, alten Papier werden aber in reduzierter Form bzw. in zeitgemäßer Version zunächst sicher bestehen bleiben.
Text: Alexandra Gruber


Die besten Experten-Tipps für die richtige Mischung der Maßnahmen im Tourismus-Marketing:

• Die Marke stellt nach wie vor den wichtigsten Parameter. Deren Profil und Werte zu stärken muss Aufgabe sämtlicher Medien (Print und Internet) sein.
• Die Herausforderung besteht darin, potenzielle Gäste jeweils dort zu erreichen, wo sie sich gerade befinden. Dazu besetzt man am besten ein möglichst umfangreiches Netz an Kommunikationskanälen (Cross Media Marketing).
• Zwecks einheitlichem Markenbild sollte sich eine einzige Marketinglinie über sämtliche Media-Gattungen ziehen. Allerdings muss darauf geachtet werden, den jeweils adäquaten und medienspezifischen Ton zu finden.
• Die verschiedenen Medien teilen sich unterschiedliche Aufgaben der Kommunikation, hier einige Stärken von Internet/Print:
o Informationen (Betten, Packages, Pistenkilometer, Öffnungszeiten, Preise und vieles mehr) über eine Destination/einen Betrieb sind im Rahmen des Webauftritts am besten aufgehoben.
o Verkaufsförderung online hat sich etabliert
o Drucksorten, Anzeigen & Co können die Markenwerte ausgezeichnet vermitteln und erfüllen die Funktion, die Konsumenten auf die Website zu holen




Ein Stück vom Werbekuchen

Klassische Werbespendings der österreichischen
Tourismusregionen 1-11 2009
Kanal in Prozent
TV 1,47
Radio 7,74
Außenwerbung 9,11
Online 7,02
Gelbe Seiten 0,82
Kino 0,05
Print 73,79


Klassische Werbespendings der österreichischen
Tourismusregionen 1-11 2008

Kanal in Prozent
Online 3,31
Print 70,94

Quelle: www.at.focusmr.com, Media Focus 2009, Jänner-November 2009 und Jänner-November 2008



Informationsverhalten im Wandel

Wo die Gäste des Urlaubslands Österreich ihre Informationen einholen.

2008/09
1. Internet (53 %)
2. Freunde/Bekannte/Familie (26 %)
3. Reisebüro (23 %)
4. Prospekte/Infoblätter Unterkunft (17 %)
5. Reiseführer (15 %)
6. Prospekte Region/Land (14 %)
7. Kataloge Reiseveranstalter (10 %)
8. Tourismusinformation (5 %)
9. Werbung/Berichte in Medien (4 %)
10. Messen (1 %)

2004/05
1. Freunde/Bekannte/Familie (44 %)
2. Internet (40 %)
3. Reisebüro (16 %)
4. Prospekte Region/Land (11 %)
5. Reiseführer (10 %)
6. Prospekte/Infoblätter Unterkunft (8 %)
7. Tourismusinformation (7 %)
8. Kataloge Reiseveranstalter (6 %)
9. Werbung/Berichte Medien (4 %)
10. Messen (3 %)


Quelle: T-MONA 2004/05 und 2008/09

Montag, 25. Januar 2010

„Film ab, Geschäft läuft“ oder „Szenen vom Drehort Österreich“ (2)

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Foto: SOKO Kitz: Cine Tirol

Mein letzter Beitrag endete mit der Forderung Stefan Ruzowitzkys, die Rahmenbedingungen für Filmdrehs in Österreich zu verbessern. Dies fällt unter anderem in die Aufgabe der österreichischen Filmkommissionen. Location Austria, die bundesweite Filmagentur, Cine Tirol, Cinestyria, Salzburg Agentur, Oberösterreichisches Filmbüro und Vienna Film Commission operieren im Dienste des Drehorts Österreich. Im Schulterschluss mit den touristischen Partnern rühren die Filmcommissions die Werbetrommel für den Filmstandort und offerieren Filmschaffenden aus aller Welt kostenlosen Service – von der Location-Suche über die Einholung von Drehgenehmigungen bis zur tatkräftigen Unterstützung bei der Organisation und Abwicklung der Produktion vor Ort.

Die Bilanz von Location Austria für das Jahr 2008 umfasst 12 internationale Filmprojekte, darunter drei Kinofilme, zwei TV-Produktionen und vier Dokumentationen. Neben „James Bond – ein Quantum Trost“ betreute Location Austria mit „Season of the Witch“ ein weiteres internationales Prestigeprojekt mit Oscar-Preisträger Nicolas Cage in der Hauptrolle. Die amerikanisch-ungarische Produktion mit einer 320-köpfigen Crew drehte für 17 Tage in Salzburg, Niederösterreich und der Steiermark. An direkten Produktionsausgaben flossen 700.000 Euro in die Kassen. Im Herbst 2009 stand Weltstar Donald Sutherland für die Verfilmung von Ken Folletts Weltbestseller „Die Säulen der Erde" vor der Kamera. Die Dreharbeiten gingen in der Wiener Votivkirche, auf Burg Liechtenstein und Burg Kreuzenstein in Niederösterreich über die Bühne.

Tom Cruise als Werbemotor
Einen „dicken Filmfisch“ konnten Salzburg Agentur und Location Austria jüngst an Land ziehen. Im Dezember 2009 stellten die Hollywood-Stars Tom Cruise und Cameron Diaz ihr schauspielerisches Können an der Salzach unter Beweis.15 bis 20 Minuten der US-Action-Komödie „The Unknown Wichita Project“ werden in Salzburg und Umgebung spielen. Die 200-köpfige Crew schlägt schlug ihre Zelte für 11 Tage in der Innenstadt auf. Die Region darf mit einer Wertschöpfung von 1,2 Millionen Euro rechnen. Da die Drehorte dem Kinopublikum tatsächlich als „Salzburg“ präsentiert werden, ist zudem mit einer enormen touristischen Sogwirkung zu rechnen.

Die Experten der Cinestyria richten im Rahmen ihrer Förderungsrichtlinien spezielles Augenmerk auf die touristischen Potenziale einzelner Filmvorhaben. 2008 förderte die steirische Filmkommission 23 Projekte – eines davon der Kinofilm „Flores Negras“ mit Tobias Moretti und Maximilian Schell, der teilweise in Graz spielt. Als hochkarätige Literaturverfilmung sei Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ mit Christiane Hörbiger erwähnt, die dafür in Eisenerz und Umgebung vor der Kamera stand.

Vierbeinige und andere Kommissare
Wien ist mit Abstand Österreichs größte Filmbühne. Im Jahr 2008 reichten 442 Filmgesellschaften ein Gesuch um die Erteilung der Dreherlaubnis ein. Daraus entstanden 1.271 Film- und TV-Produktionen. Teile des Oscar-nominierten Streifens „Revanche“ des österreichischen Regisseurs Götz Spielmann wurden in Wien abgedreht. „Kommissar Rex“, das nach „Baywatch" erfolgreichste Serienformat aller Zeiten, übersiedelte zwar mittlerweile nach Rom, kehrte jedoch für ein 90-minütiges Special während der Fußball-EM nach Wien zurück.

Marijana Stoisits, Leiterin der 2009 gegründeten Vienna Film Commission, möchte der traditionellen Wien-Perspektive neue, moderne Eindrücke hinzuzufügen und diese via Film zum Publikum transportieren: „Ich habe jüngst eine Tatort-Folge gesehen, die mir Berlin auf neue Weise vermittelte. So etwas würde ich mir für einen österreichischen Tatort auch wünschen, Kameraeinstellungen, die man nicht bereits 100 Mal gesehen hat.“ In puncto filmtouristisches Angebot wandelt Wien großteils auf altbewährten Pfaden. Zum 50. Geburtstag des Kinokassenschlagers „Sissi“ richtete das Hofmobiliendepot jüngst eine Dauerausstellung mit dem in der Filmtrilogie benutzten Mobiliar ein. Und die „Dritte-Mann-Touren“ durchs Wiener Kanalsystem zu den Drehorten des Streifens aus dem Jahr 1947 finden auch 2009 großen Anklang, nicht nur bei Cineasten.

Zum 10. Jahrestag ihres Bestehens konnte die Cine Tirol im Jahr 2008 34 Filmproduktionen aus dem In- und Ausland in die Tiroler Berge führen. Zum Beispiel fiel die Klappe für drei europäische Kinofilme, darunter „In drei Tagen bis du tot 2“. Im Rahmen von sechs Filmprojekten führte die indische Traumfabrik Bollywood in Tirol Regie. Die erfolgreichen TV-Serienproduktionen „SOKO Kitzbühel“ und „Der Bergdoktor“ fanden in der 8. bzw. in der 2. Staffel ihre Drehfortsetzung. Im Oktober 2009 stand der deutsche Schauspieler Daniel Brühl für den Science Fiction-Film „Die kommenden Tage" auf Tiroler Almwiesen vor der Kamera.

Wo geht’s zum Bergdoktor?„Die touristische Verwertung der Filmproduktionen ist uns ein großes Anliegen“, gibt Johannes Köck, Leiter der Cine Tirol, zu Protokoll. „Mittlerweile nutzen die Tourismusverbände Produktionen ‚made in Tirol’ intensiv als Grundlage ihrer Pressearbeit“, beobachtet Köck. Gegenstand der Kommunikation an die Medien sind z. B. die Ankündigung der Filmarbeiten, Premierenfeiern vor Ort oder die wirtschaftliche Bilanz von Film- und TV-Produktionen.

Verschiedene touristische Angebote in Tirol stellen einen direkten Bezug zu Film- und Fernsehproduktionen her. Der „Bergdoktor-Radweg“ führt auf 30 Kilometern Länge durch die Kulisse der deutschsprachigen Erfolgsserie, natürlich vorbei am Bergdoktorhaus. Das eigens errichtete Gebäude, in dem Bergdoktor Nummer Eins, Harald Krassnitzer, ordinierte, wird seit Abschluss der Dreharbeiten 1998 vom Tourismusverband Mieminger Plateau als touristische „Landmark“ vermarktet. Hans Sigl mimt in Ellmau in der Region Wilder Kaiser Bergdoktor Nummer Zwei. Ellmau selbst tritt in der Kommunikation mit den Gästen und Multiplikatoren (z. B. auf Messen) als „Filmdorf“ auf. Individuell buchbare, geführte Wanderungen geleiten die Besucher zu Hauptmotiven verschiedener TV-Produktionen.

Montag, 18. Januar 2010

„Film ab, Geschäft läuft“ oder „Szenen vom Drehort Österreich“ (1)

Bond-Ausstellung-c-Bregenzer-Festspiele_Anja-KoehlerkleiuDie-Legende-von-Loch-Ness-Speichersee-Gerlos-kleiner-c-Cine-Tiro
Fotos: James Bond Bregenzer Festpiele_Anja Koehle, "Die Legende von Loch Ness!, Spreichersee Gerlos_Cine Tirol

Wenn Kino- und TV-Produktionen in Österreich Station machen, klingeln die Kassen. Angesichts der bewegten Bilder erwacht beim Publikum überdies oft der Wunsch, selbst an den Drehort zu reisen. Informationen über die Projekte der großen Traumfabriken und wie sich Österreich als Filmstandort behauptet.

„Wir hätten uns keine bessere Location vorstellen können. Die Kulisse ist fantastisch“, geriet James Bond-Darsteller Daniel Craig im Mai 2008 ins Schwärmen – atemlos, denn zuvor war er über die Bühne der Tosca-Produktion der Bregenzer Festspiele geturnt. Ein „Quantum Trost“, wie das bisher jüngste 007-Abenteuer titelt, haben die beiden Drehorte Bregenz und Feldkirch jedoch nicht nötig.

Wenn sich Hollywood in derart großem Stil einquartiert, stellt sich nur Jubelstimmung ein. Allein die direkten Ausgaben der insgesamt 17-tägigen Filmproduktion im Ländle beliefen sich auf 3,8 Mio. Euro, die Bregenzer Hotellerie verzeichnete bereits während der Dreharbeiten 10.000 zusätzliche Nächtigungen. Rund 50 Millionen Kinobesucher aus aller Welt sahen nach Filmstart im November 2008 die siebenminütige Sequenz mit der Seebühne und Bregenz als Kulisse. Der Werbewert für die gezeigten Locations lässt sich indes nicht in Zahlen fassen. Dieser sei unbezahlbar, lassen die Touristiker verlauten.

Ein Quantum Reiselust
Bewegte Bilder wecken erwiesenermaßen die Sehnsucht nach Reisezielen. Einer Untersuchung der Hallifax Travel Insurance in Großbritannien zufolge lassen sich 27 Prozent der Bevölkerung in ihrer individuellen Urlaubsplanung von Kino- und TV-Produktionen inspirieren. Peter Roth, Geograf und Experte für Filmtourismus, errechnet eine Beeinflussung zwischen 10 und 20 Prozent des globalen Reisevolumens durch Film und Fernsehen. Filme können damit mehr als die dreifache Wirkung klassischer Werbeanzeigen erreichen.

Drehort-Tourismus, auch „Set Jetting“ genannt, kann ungeahnte Dimensionen annehmen. Eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür stammt aus Österreich: Vor 45 Jahren wurde die Hollywood-Produktion „The Sound of Music“ an Locations in Stadt und Land Salzburg abgedreht. Laut einer Gästebefragung motiviert der Streifen noch heute jährlich 300.000 Besucher (das Gros davon aus Übersee) zu einem Trip in die Mozartstadt.
Weitere Erfolgsberichte aus dem Segment „Filmtourismus“ langen aus aller Welt ein. So begehrte auf Grund des Hollywood-Blockbusters „Da Vinci Code“ über eine Million zusätzliche Besucher Einlass im Pariser Louvre, 700.000 Fans pilgerten zur Rosslyn Chapel in Schottland, einem anderen Drehort des Thrillers.
Die Fantasy-Trilogie „Der Herr der Ringe”, erwies sich als neunstündiger Werbefilm für Neuseeland, der ein nachhaltiges Nächtigungsplus von 20 Prozent im Inselstaat bewirkte. Neuseelands findige Touristiker witterten das Potenzial des monumentalen Filmwerks rechtzeitig. Sie setzten weitreichende Marketingmaßnahmen, allen voran die Pressearbeit. Von Seiten des National Tourist Board geschnürte Programme wie die „Herr der Ringe Tour“ zu den Schauplätzen erleichtern Fans von „Mittelerde“ die Pilgerfahrt auf den Spuren von Frodo und seinen Freunden.

Von der touristischen Nachhaltigkeit ehemaliger Drehorte ist auch Stefan Rösch, Experte für Filmtourismus, überzeugt. Er untersuchte im Rahmen einer empirischen Studie die Bedürfnisse der Jet Setter. Zu seinen Empfehlungen hinsichtlich der effizienten Vermarktung von Filmschauplätzen zählt die Angabe der genauen geografischen Koordinaten eines Drehorts ebenso wie die Installation eines Leitsystems mit Wegweisern und Tafeln und die Bereitstellung von Broschüren.

Finanzielle Anreize
Angesichts der enormen wirtschaftlichen Potenziale von Filmproduktionen buhlen Destinationen weltweit unter anderem mit finanziellen Anreizen um Großproduktionen. In Österreich standen jenen Institutionen, die Film unter kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten fördern, im Jahr 2007 insgesamt 40 Mio. Euro zur Verfügung. Zu den Förderstellen zählen: Österreichisches Filminstitut, Filmfonds Wien, ORF (Film-/Fernseh-Abkommen), Fernsehfonds Austria, Cinestyria, Cine Tirol sowie die Länder Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und Burgenland (Details zur Filmförderung siehe u. a. www.filmwirtschaftsbericht.at).

Zwecks Erhöhung von Österreichs Wettbewerbsfähigkeit als Filmstandort hat die Politik jüngst grünes Licht für eine zusätzliche Filmförderung nach Zuschnitt des Deutschen Filmfinanzierungsfonds gegeben. Dabei erhalten die Filmemacher bis zu 20 Prozent der in Deutschland entstandenen Produktionskosten refundiert. Dieses Modell bescherte der deutschen Wirtschaft bisher das Sechsfache des eingesetzten Förderbetrags an Wertschöpfung. Für den Start der neuen Förderschiene in Österreich fordert etwa Regisseur und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky den Einsatz von 20 Mio. Euro. Er warnt jedoch auf Grund von Infrastrukturmängeln wie dem Fehlen von genügend Studios vor zu hohen Erwartungen. Das „Vermieten der Berge“, so Ruzowitzky, sei nur ein Teil des erforderlichen Angebots des Filmstandorts Österreich.

Teil 2 folgt ...

Mittwoch, 6. Januar 2010

„Globales Mega-Marketing mit ungewissem Ausgang“ oder „Auf den Spuren Coca Colas“

Gerade ist der „Beste Job der Welt“ und damit eine clevere Marketingaktion nach sechs Monaten vorbei. Die australische Tourismusbehörde hatte einen Inselranger für Hamilton Island in Queensland gesucht, 35.000 Kandidaten hatten sich beworben und der gekürte Ben Southall vor wenigen Tagen die Heimreise angetreten.
Coca Cola setzt nun ebenfalls auf eine spannende Marketingaktion und schickt im Rahmen der sogenannten "Expedition 206" drei Jugendliche ein Jahr lang um die Welt. Der größte Softdrinkhersteller der Welt startete damit mit Jahresbeginn 2010 das bisher größte Social-Media-Marketingprojekt in der Unternehmensgeschichte.
Drei ausgewählte Jugendliche aus verschiedenen Erdteilen sollen dabei herausfinden, was Menschen glücklich macht. Ihre Erkenntnisse werden die drei Markenbotschafter, die mit Laptops, Videokameras und Smartphones ausgerüstet sind, dann über Internet und Web 2.0 so zeitnah und ausführlich wie möglich mit der Öffentlichkeit teilen. Der Startschuss erfolgte am 1. Januar 2010 in Madrid.
"Es kommt öfters vor, dass sich Leute ein Jahr Auszeit gönnen, um auf Reisen zu gehen. Einen Trip wie diesen, der seine Teilnehmer in 365 Tagen rund 275.000 Meilen in 206 verschiedenen Ländern zurücklegen lässt, hat es bislang aber wohl noch nicht gegeben", sagt man bei Coca Cola: Von Aruba bis zu Zimbawe ist jede Nation Reiseziel, in der Coca-Cola im Handel erhältlich ist.

Cocoblogbild

Fans sollen Teil des Abenteuers werden

"Unser Ziel ist es, die Fans mit auf die Reise zu nehmen. Durch die Zuhilfenahme von Social-Media-Plattformen werden sie zu einem integrierten Bestandteil des Abenteuers", erklärt Clyde Tuggle, Senior Vice President im Bereich Global Public Affairs and Communications bei der Coca-Cola Company. Das Besondere an der geplanten Aktion liege darin, dass sie das Potenzial habe, die Menschen global gesehen näher zusammen zu bringen.
Um diese Zielvorgabe erreichen zu können, werde man die Fans direkt in alle wesentlichen das Reiseprojekt betreffenden Entscheidungen miteinbeziehen. "Interessierte können die Teilnehmer während der ganzen Zeit in Echtzeit über die Homepage, Facebook, YouTube, Twitter, Flickr und andere soziale Netzwerke verfolgen. Sie werden auch als virtuelle Reiseleiter agieren und dem Team Ratschläge erteilen, wohin es als nächstes reisen oder was es als nächstes tun soll", erläutert Tuggle.

Marketingerfolg völlig unklar
Ob Coca-Cola mit seinem ambitionierten Social-Media-Vorstoß den erhofften Marketingerfolg erzielen wird, ist auch PR-Mann Tuggle bislang noch völlig unklar. Prinzipiell gelte aber, dass heute jedes Unternehmen zur Stärkung der eigenen Marke zu stärken im Social-Media-Bereich präsent zu sein müsse.
Ausschlaggebend für den letztendlichen Erfolg der Aktion sei, ob sich tatsächlich ein sogenanntes "aktives Involvement" der Nutzer einstellen wird. Denn die Interaktivität sei der entscheidende Knackpunkt"Expedition 206".
http://www.expedition206.com
http://www.coca-cola.com

Donnerstag, 8. Oktober 2009

„Von flitzenden Klo-Häuschen und Kürbiskegeln“ oder „Neue Tourismusideen braucht das Land“

Australien ist bekannt für witzige und ausgefallene Veranstaltungen. In den letzten Monaten standen einige skurrile Events und Wettbewerbe in Queensland auf dem Programm, für die man einen speziellen Humor haben muss. Aber eines muss man den „Aussies“ ja lassen. Sie schrecken vor nichts zurück, wenn es darum geht, mit kuriosen Veranstaltungen Gäste anzulocken.

Im September drehte sich in der kleinen verschlafenen Stadt Tully alles um Gummistiefel. Einmal im Jahr kommen dort die Einheimischen zusammen, um das „Tully Golden Gumboot Festival“ zu feiern. Der Höhepunkt ist das Gummistiefel-Werfen. Jene Person, die den Gummistiefel am weitesten wirft, gewinnt. Den Start des Festivals markiert der 7,9 Meter hohe goldene Gummistiefel, der mit einer Parade durch Tully’s Hauptstraße geführt wird. Tully liegt 140 Kilometer südlich von Cairns. (www.tullygumbootfestival.com).

Die Erdnuss hingegen stand beim „Kingaroy Peanut Festival“ im Vordergrund. Kingaroy wird auch als Australiens „Erdnuss-Hauptstadt“ bezeichnet. Der „Peanut Strongman“-Wettbewerb gilt als inoffizielle Weltmeisterschaft im Ziehen von Erdnuss-Dreschern. Das Ereignis findet sich sogar im Guinness-Buch der Rekorde. (www.kingaroypeanutfestival.com.au)

dunnyderby
Im sonst so ruhigen Outback wurde ebenfalls im September richtig viel geboten. Neben Konzerten, der Verleihung der „Waltzing Matilda Bush Poetry Awards“ und Ausstellungen von historischen Kraftfahrzeugen standen beim 20. „Outback Festival“ in Winton auch kuriose Wettbewerbe auf dem Programm. Es wurden unter anderem nach dem „Outback Iron Man“ und „Iron Woman“ gesucht, die in verschiedenen Disziplinen ihr Können unter Beweis stellen mußten. Das Highlight dabei ist das alljährliche Plumpsklo-Rennen – das „Australian Dunny Derby“. In Teams treten die Kontrahenten gegeneinander an und versuchen, am schnellsten ihr Klo-Häuschen samt „Benutzer“ durch einen Parcours zu tragen (www.outbackfestival.org).

220 Kilometer südwestlich von Brisbane, in Millmerran, trafen am ersten Oktoberwochenende an die 10.000 Menschen zum „Australian Camp Oven Festival“, um gemeinsam mitten in der Wildnis um die Wette zu kochen. Allerdings stand nicht nur Kochen auf dem Programm. Attraktionen sind Ofenklappen-Weitwürfe, Wettstreits im Briefkastenbauen sowie die „Damper Throwing Competition“. Hier gewinnt derjenige, der australische Buschbrote am weitesten wirft (www.australiancampovenfestival.com.au).

Da Australien sowiewo immer wieder mit Austria verwechselt wird, sollte man auch in der Alpenrepublik originellere Veranstaltungen organisieren.
Eine davon fand am ersten Oktoberwochenende statt: die Riesenkürbis-Staatmeisterschaft 2009 im oststeirischen Eichberg bei Rohrbach. Es galt den österreichischen Rekord von 435 kg Kürbisgewicht zu übertreffen.
Die kleine Gemeinde ist einer der rund 50 weltweit anerkannten offiziellen Riesenkürbis-Abwiegestellen der GPC (GreatPumpkinCommonwalth), der weltgrößten Riesenkürbiszüchtervereinigung.
SteirischerKuerbis2009mini
45 Riesenkürbisse aus sieben Bundesländern wurden zur GPC-zertifizierten Wiegung angeliefert. Der Siegerkürbis brachte dann ein neues Rekordgewicht von 447,5 kg auf die Waage. Zehn Kürbisse wogen über 300 kg, davon zwei über 400 kg.
Nach dieser beachtenswerten Leistung fehlt jetzt noch – mit kleineren Exemplaren - ein Weitwurf-Bewerb und die Meisterschaft im Kürbiskegeln.
Weiter Anregungen gefällig: beispielsweise ein Fiakerrennen auf der Wiener Ringstrasse, Schilfflöten-Schnitzen am Neusiedler See oder ein Fotowettbewerb „Die schönste Kuhflade“

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