Marketing

Mittwoch, 6. August 2008

„Belügt sich die Freizeitindustrie?“ oder „Die schwarze Liste der Freizeitaktivitäten“

Zwar versuchen Werbung und Medien das Bild einer flotten und dynamischen Gesellschaft zu vermitteln, die verschiedenen Trend-Sportarten frönt, doch die Realität sieht anders aus: Fernsehen, Telefonieren, Radio hören und Zeitung lesen gehören seit Jahrzehnten zu den am häufigsten ausgeübten Freizeitaktivitäten der Deutschen, ergab eine aktuelle Untersuchung der Stiftung für Zukunftsfragen von British American Tobacco, die wohl auch in Österreich Gültigkeit hat.

Erstmals wurden in der Studie die Konsumenten jedoch auch befragt, welche Freizeitbeschäftigungen sie niemals ausüben. Dafür wurden 3.000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ gefragt, wie häufig sie welche Freizeitaktivitäten ausüben. Die neunstufige Skala reichte hierbei von „täglich“ bis zu „niemals“. Herausgekommen ist dabei eine „Schwarze Top 10 Liste“ der niemals ausgeübten Freizeitbeschäftigungen.

Die Mehrheit der Befragten gibt dabei an, eine Vielzahl von interessant und beliebt geglaubten Aktivitäten wie Golfspielen (92%), Wellness (54%) oder Camping (75%) niemals auszuüben. Der Besuch von Spielhallen (86%), Musikkonzerten (61%) oder Fitnessstudios (75%) findet für die meisten Konsumenten ebenso wenig statt wie Joggen (68%) oder Musizieren (78%).

Bemerkenswert ist, dass trotz Computerzeitalter Onlineshopping (59%) und Videospiele (74%) von Mehrheiten nicht akzeptiert werden. Auch Handarbeiten üben 62 Prozent nicht aus – die Strick- und Häkelrunden sterben aus.

Dass für 66 Prozent Stammtischbesuche kein Thema sind, dürfte wohl an der Zusammensetzung der Befragten liegen – Jugendliche und Frauen sind tendenziell eher kein Stammtisch-Publikum. Hätte man nur Männer befragt, wäre das Ergebnis wohl anders.

In der Top 10-Liste BAT-Umfrage taucht übrigens Skifahren nicht auf. Wohl deshalb, weil die Deutschen in ihrer Gesamtheit eben keine Skifahrernation sind. Interessant wäre hier eine vergleichbare Zahl aus Österreich.

Dokumentiert ist allerdings aus anderen Befragungen in der Alpenrepublik, dass die Zahl der Alpinskifahrer stagniert bis rückläufig ist. Und die Kosten für einen Ski-Urlaub in heimischen Regionen sind für immer mehr Konsumenten nicht im Haushaltsbudget unterzubringen.

Doch unabhängig davon sollte die Zahlen den Strategen der Freizeit-Industrie generell zu denken geben, denn die Ergebnisse überraschen nur auf den ersten Blick: „Die Überalterung der deutschen Gesellschaft und die ungelösten wirtschaftlichen Probleme schlagen sich zunehmend auch auf die Freizeitaktivitäten nieder“, analysiert Professor Dr. Horst W. Opaschowski, der Wissenschaftliche Leiter der BAT Stiftung. „Mit steigendem Alter nehmen außerhäusliche aktive Freizeitbeschäftigungen schrittweise ab und innerhäusliche passive Beschäftigungen zu. Zudem müssen immer mehr Menschen beim Freizeitbudget sparen und können sich viele Angebote nicht mehr leisten“, so der Wissenschaftler weiter.

Massive steigende Reisekosten – Stichworte Benzin- und Kerosinpreise – und parallel dazu deutlich steigende Lebenshaltungskosten - Stichworte Lebensmittel und Wohnen - führen zwangsläufig zu schmäleren Budgets für Freizeit-Aktivitäten.

Für die Zukunft der Freizeitaktivitäten prognostiziert die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen ein zweigeteiltes Bild: Einerseits werden die älteren und die ärmeren Bevölkerungsschichten in Deutschland viele Freizeitbereiche in Deutschland prägen. Hiervon profitieren dann vor allem Medien und kostengünstige Freizeitbeschäftigungen. „Andererseits wollen die Menschen auf Dauer nicht passiv sein und ihr Leben allein zu Hause verbringen“ heißt es in der Conclusio: „Dies zu ermöglichen fordert zum Handeln auf: Sowohl die Politik, die die Rahmenbedingungen setzen muss, als auch die Freizeitindustrie, die kostengünstige und zielgruppengerechte Freizeitangebote schaffen muss“.

Manfred Hluma

Dienstag, 1. Juli 2008

„Wenn der Name falsch ist…“ oder „Der Jammer mit den Adressen“

Sehr geehrter Herr Hluma! „Be a star – bewerben Sie sich als Modell“, schreibt die Modefirma Balina-Joppich. Man suche für die Modeaufnahmen 2008/2009 Mädchen und Damen, die die neue Kollektion der Cocktail-, Abend- und Brautkleider präsentieren wollen.
„Wir erwarten jugendliches gepflegtes Ausehen und eine positive, offene Ausstrahlung“. Tja, mit letzterer könnte ich ja noch dienen, aber bei den angeforderten Daten über Brustumfang, Taillenumfang, Hüftumfang und Körpergröße hätte man dort wahrscheinlich keine Freude. Und außerdem bin ich ja keine Dame, auch wenn man mich hartnäckig mit Kundin anspricht.
Ob es sich dabei um eine neue Form von Transgender-Marketing handelt? Oder hat man mich bei meinem letzten heimlichen Auftritt als Drag-Queen erwischt?
Nein, es ist viel banaler und handelt sich nur um eine schlecht gewartete Adressdatenbank. Leider kommen diese immer häufiger vor, offenbar widmen die Firmen diesem durchaus wichtigen Marketingtool zuwenig Aufmerksamkeit.
Selbst bei hoch zertifizierten Betrieben, deren Produkte state-of-the-art sind, erlebt man es immer wieder, dass das Adressmaterial für eine geplante Aussendung schleißig ist. Da fehlt der Vorname, dort gibt es überhaupt keinen Namen, sondern nur die Firma, oft auch ohne Abteilung. Mit solchen Daten zu arbeiten, ist vergebliche Liebesmüh: Wer heute an einen größeren Betrieb eine Einladung beispielsweise für eine Produktpräsentation ohne konkreten Empfänger-Namen sendet, kann sie gleich selbst in den Papierkorb werfen und sich wenigstens das Porto ersparen.
Auch Computerfirmen wie Kaspersky, bei den der Umgang mit Daten zum Tagesgeschäft gehört, schaffen keine perfekte Anrede. Man behilft sich mit der Anrede „Sehr geehrter Herr/Sehr geehrte Frau Manfred Hluma“, frei nach dem Motto, eine von beiden wird wohl passen.
Nun gibt es professionelle Adressenhändler, die sich anbieten, wenn man neue Geschäftsfelder betreten will. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Ihre Neukundengewinnung erfolgreich anzukurbeln“, schrieb mir kürzlich die Schober Information Group: „Nutzen Sie über 100 Merkmale wie z. B. Region, Branche, Interessen und Kaufkraft zur treffsicheren Selektion der richtigen Firmen- und Privatadressen“.
Klingt gut, nicht wahr? Leider war mein Name verkürzt und der Rest komplett falsch geschrieben – peinlich, peinlich, denn wie gut sind dann wohl die anderen Adressen, wenn man es schon bei der eigenen Werbeaussendung nicht richtig schafft…..

Manfred Hluma

Mittwoch, 4. Juni 2008

Objektiv betrachet - über das perfekte Pressefoto

„Das Bild ist die Mutter des Wortes“, sinnierte der deutsche Schriftstellter Hugo Ball – „Wie wahr“, findet Karl-Heinz Jeller, Leiter der Reiseredaktion der Tageszeitung Kurier, „denn ein aussagekräftiges Bild und der Titel einer Geschichte, das sind d i e beiden Faktoren, die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine Story lenken.“

Professionell & kreativ
Es sind die Fotos, die mehr als die sprichwörtlichen 1.000 Worte über ein Angebot aussagen. Dementsprechend kann hoch qualitatives Bildmaterial einer Presseaussendung auch den Weg in die Printmedien bahnen. Eine Tatsache, die vielen Anbietern zwar bewusst ist, die sie jedoch oft geflissentlich übersehen. Jeller bemängelt, dass noch immer jede Menge unbrauchbarer Fotos aus aller Herren Urlaubsdestinationen die Redaktionen erreicht: Von unprofessionellen Handkamera-Schnappschüssen über Abbildungen von längst verstaubter Skimode bis hin zu Online-Fotos, die gerade mal einen Abdruck in Briefmarkengröße zulassen – die Qualität und Motivauswahl des beigestellten Bildmaterials lässt allzu oft zu wünschen übrig. Jeller rät daher, bei der Produktion eines Pressefotos weder an Geld für den Einsatz eines Profifotografen mitsamt hochwertiger technischer Ausrüstung zu sparen, noch an Kreativität, Originalität – und Planungszeit, denn „Ein gutes Pressefoto wird nicht aus der Hüfte geschossen, das braucht schon Regie …“

Formale Vorgaben
Der anvisierte „Abdruck in den Printmedien“ wird für ein Foto erst dann realistisch, wenn es die technischen wie formalen Voraussetzungen erfüllt: Ein Bild, das in A5-Größe in einem Hochglanzmagazin abgedruckt werden kann, muss unbedingt über eine Auflösung von 300 dpi (dots per inch) verfügen und etwa 13 x 18 cm groß sein. Achtung: mit sehr niedrig aufgelösten Fotos, die z. B. für das Internet bestimmt sind (72 dpi), können die Medienmacher nichts anfangen.

Zwar kann der Hochglanz-Printabzug, der einer postalischen Aussendung beiliegt, durchaus bei den Redakteuren punkten, in jedem Fall muss das Pressefoto jedoch elektronisch erhältlich sein: etwa im Downloadbereich der Website oder auf einer Foto-CD. Der Versand als E-Mail-Beilage ist bei den Redakteuren verpönt, die großen Dateien verstopfen die Mailboxen. Als elegantere Lösung für den virtuellen Versand bietet sich die Platzierung von Links zu den hoch aufgelösten Fotos, die auf einem Server liegen.

Darüber hinaus sollte man beim Versand unbedingt auf die Sicherung sämtlicher Fotorechte wie auf folgende Angaben achten:

• Bildhinweis: Abdruck honorarfrei
• Name des Fotografen bzw. des Inhabers der Fotorechte, z. B. Firma Fotoblick
• Kurzbeschreibung des Motivs und/oder die Namen der abgebildeten Personen
• Datum der Aufnahme

So, jetzt wissen Sie über die formalen Kriterien für ein erfolgreiches Pressefoto Bescheid. Im morgigen Blog erzählen wir Ihnen mehr zur Auswahl der Motive und zur inhaltlichen Gestaltung Ihrer Bilder ...

Text: Alexandra Gruber

Freitag, 4. April 2008

„Der Hofer war´s“ oder „Wie gut Kundenservice sein kann“

Manchmal ist die Servicequalität namhafter Unternehmen nicht wirklich kundenfreundlich (siehe „Österreichs Behinderungs Bahn" oder „Wie man Kunden vergrault“ vom 20. Februar).
Andere verblüffen mit nicht erwartetem Service: ein Medion-Laptop, gekauft um 700 € bei Hofer, hat nach wenigen Monaten einen Tastaturschaden.
Nachdem das Gerät via Hofer beim Hersteller Medion nach drei Wochen als repariert zurück kommt, ist der Fehler leider nicht behoben. Das führt zu längeren Gesprächen mit der Serviceabteilung von Hofer. Dort bedauert man das und schlägt vor, das Gerät erneut einzusenden.
Das Argument, dass man das Gerät ja zum Arbeiten benötige und es ärgerlich sei, das Gerät noch einmal für einige Wochen nicht verwenden zu können, versteht der Kundenbetreuer. Er weist allerdings darauf hin, dass laut ABG Geräte dreimal zur Reparatur übergeben werden müssen, bevor der Händler den Kaufpreis zurückerstatten muss (was übrigens - leider - richtig ist). Außerdem hat er kein anderes Gerät dieser Serie mehr und auch beim Hersteller gibt es keines. Auch sonst sieht er keine Möglichkeit, ein Ersatzgerät für die Dauer der Reparatur anzubieten.
Aber: Weil er die Kundenprobleme versteht und helfen will, bietet er eine überraschende Lösung an. Man möge sich für die nochmalige Reparaturzeit einen Laptop mieten und Hofer übernehme die Rechnung dafür. Die Filialleiterin werde verständigt und man könne nach der Zustellung des Originalgeräts die Miete für das Ersatzgerät gegen die entsprechende Rechnung erstattet erhalten.
Gesagt getan. Die knapp zwei Wochen dauernde Miete kostete an die 400 €, die völlig problemlos in bar in der zuständigen Hofer-Filiale ausbezahlt wurden.
Ein gutes Beispiel dafür, wie man Kunden über die gesetzlich vorgegebenen Richtlinien hinaus perfekt behandeln kann. Dass die zur Reparatur übergebenen Geräte dann per UPS-Botendienst nach Hause zugestellt werden, ist auch angenehm.
Manfred Hluma

Mittwoch, 20. Februar 2008

"Österreichs Behinderungs Bahn" oder „Wie man Kunden vergrault“

„Nerven sparen – Bahn fahren.“ Erinnern Sie sich noch an diese Werbung der ÖBB? Heute würde man diesen Spruch nur noch mehr oder weniger milde lächeln, weil Bahnfahren inzwischen Nerven kostet. Denn bei den ÖBB scheint es eine Truppe zu geben, deren Auftrag darin besteht, die Kunden zu vergraulen. Fast könnten man meinen, die Devise heißt „Von der Schiene auf die Strasse“ und nicht umgekehrt.

Nun ist es ja noch verständlich, dass die ÖBB nicht unnötig leere Waggons herumschicken will, sondern eher wenige, die dafür besser ausgelastet - sprich ordentlich besetzt – sein sollen. Zwangsweise haben sich die Bahnkunden deshalb daran gewöhnt, dass Gemütlichkeit beim Bahnfahren im vorigen Jahrhundert geendet hat. Heute sitzt man in den Zügen gedrängt wie in den Billig-Airlines, allerdings im Vergleich dazu um ein Vielfaches teurer.

Dabei ist es ja fast schon ein Glück, wenn man einen Sitzplatz oder notfalls auch nur einen Stehplatz hat. Erst kürzlich wurde der überfüllten Eurocity EC 42 "Franz Liszt" beim Grenzübergang Hegyeshalom/Nickelsdorf zwangsgeräumt, 300 Fahrgäste mussten aussteigen!

Dass dann bei manchen hypermodernen Zügen die Schaffner die Reisewilligen fast schon mit Gewalt vom Betreten abhalten müssen, weil wieder einmal kein Verantwortlicher den Platzedarf richtig kalkuliert hat, ist leider auch Realität. Yield-Management scheint sich bis zu den ÖBB noch nicht herumgesprochen zu haben.

Dass Pendler frieren müssen, weil die Heizung in den oft sowieso schon „abgewohnten“ Waggons nicht funktioniert, ist leider ebenfalls eine immer wieder kehrende Tatsache. Aber auch sonst ruft der Umgang des steuerverschlingenden Staatsmolochs mit den kaufwilligen Kunden Kopfschütteln bis Verzweiflung hervor.

Zwei weitere Beispiele dafür, wie weit sich das ÖBB-Marketing von den Kunden entfernt:

• Bahnkarten für kürzere Entfernungen haben seit Mitte Februar ein reduziertes Ablaufdatum – wird die gekaufte Karte nicht binnen einer Woche benutzt, verliert sie die Gültigkeit. Den Sinn dieser Maßnahme mag verstehen wer will, kundenfreundlich ist sie nicht.

• Noch ein ÖBB-Schwachsinn gefällig? Sie kaufen via Internet eine Bahnkarte für einen Mitarbeiter oder Ihren Lebenspartner und bezahlen mit Ihrer Kreditkarte.
Eigentlich eine feine Sache. Man muss sich nicht anstellen oder einen der bedienungsaufwändigen Automaten in den Kassenhallen benutzen (vom früheren Luxus, die Fahrkarte beim Schaffner – ohne Aufpreis – kaufen zu können, einmal abgesehen).
Doch der Haken daran: Fahren darf mit der bezahlten und erworbenen Karte – Normaltarif, keine Ermäßigung! - nur derjenige, dessen Namen auf der Kreditkarte steht. Ätsch, ausgetrickst!
Wer das nach dem Kauf entdeckt und bei der ÖBB anruft, erhält nur die Auskunft, dass dies nun mal so sei und man das Problem kenne. Lösungsvorschläge kommen keine, man solle halt eine andere Fahrkarte an der Kassa kaufen und versuchen, die Internetbuchung rückerstattet zu bekommen.

Man ist wirklich versucht, die Abkürzung ÖBB neu zu deuten: ÖBB = Österreichs Behinderungs Bahn!

Manfred Hluma

Dienstag, 8. Januar 2008

„Service oder Wegwerfen?“ oder vom Irrsinn der Wartungskosten

Zwar predigen die großen Markenartikler gebetsmühlenartig nicht nur die Qualität ihrer Produkte sondern auch ihr kundenfreundliches Verhalten und streichen immer stärker ihr ökologisches Gewissen heraus, doch die Praxis sieht anders aus.
Konkretes Beispiel: der Laser-Farbdrucker, gerade einmal wenig mehr als ein Jahr alt und keineswegs extremen Druckmengen ausgesetzt, produziert nur noch Ausdrucke mit Streifen.
Eigenhändige Versuche des Reinigens der Farbköpfe bringen lediglich eine marginale Verbesserung, also bleibt nur der Hilferuf an die Serviceabteilung des Herstellers.
Ja, selbstverständlich könne man einen Techniker schicken, wolle aber nur darauf hinweisen, dass die Einsatzpauschale 392 Euro beträgt. Nein, das sei kein Hörfehler, 392 Euro stimmen schon. Der Einwand, dass man darum bereits nagelneue Geräte bekäme, könne schon stimmen, aber das sei ja die Entscheidung des Kunden.
Und die fällt leicht. Zum Pauschalpreis kommen ja dann noch etwaige Ersatzteilkosten, also würde die Reparatur unscharf gerechnet rund 500 Euro kosten.
Resultat: ein neuer Laserdrucker um rund zwei Drittel der Reparaturkosten steht im Büro und der alte wandert zum (Sonder-)Müll. Von wegen Nachhaltigkeit der Produkte und sinnvollem Einsatz der Ressourcen.
Ein anderes Beispiel gefällig? Der E-Herd hat offenbar einen Wackelkontakt und heizt nach Belieben. Der angeforderte Servicemann kann erst nach zwei Wochen (!) kommen. Dann stellt er einen offenbaren Wackelkontakt fest und meint, den könne er nicht beheben. Möglicherweise sollte man gleich den ganzen Teil austauschen, aber den habe er sowieso nicht mit und in Wien gäbe es ihn auch nicht. Sämtliche Ersatzteile müssten in der BRD bestellt werden, Rationalisierung der Lagerbestände und so. Jetzt sei einmal die Pauschale (160 Euro) fällig. Doch wenn gewünscht, käme er in etwa zwei Wochen mit dem Ersatzteil wieder und würde ihn einsetzen, natürlich nicht kostenlos, das sei leider nicht möglich….
Ärgerlich – und bekannt - ist auch die Ersatzteil-Politik der Autoerzeuger. Jüngst bei der Behebung eines kleinen Lichtschadens bei der Vertragswerkstätte eines 35.000-Euro-Autos: „Können Sie die LCD-Anzeige an der Mittelkonsole auch gleich richten?“
Nein, leider nicht, dieser Teil muss bestellt werden. Und – ein warnender Blick des Mechanikers – leider sei das nicht ganz billig. Das wenige Quadratzentimeter kleine Stück kostet 540 Euro, dazu noch die Neuprogrammierung, also kommt das auf knapp 600 Euro. Auf die spontane Äußerung „Da kann man ja eine Woche auf Urlaub fahren!“ antwortete der Mechaniker mitleidig: „Recht habn´s, is wahrscheinlich eh gescheiter“. Wenigstens einer, der noch ein Herz für Kunden hat.
Manfred Hluma

Sonntag, 21. Oktober 2007

„Müller, machen ´se mal“ oder „Von der Strahlkraft der Autostadt“

Es war so gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Wolfsburg. „Also Müller, dann machen ´se mal. Wir brauchen für unsere Kunden ´nen netten Empfangsraum, wo die sich die Autos abholen können. Soll denen Spass machen. Mit ´n bischen Atmosphäre und Unterhaltung und so was rund ums Auto. Halt was Ordentliches zum Herzeigen, vielleicht auch ´ne kleine Ausstellung.“
Und Müller machte.

Herausgekommen ist dabei die Wolfsburger „Autostadt“, die ein Vorzeigebeispiel dafür ist, wie man – zweifellos mit viel Geld – einen permanenten Marketingauftritt der Sonderklasse schaffen kann. Vor wenigen Tage, rund sieben Jahre nach der Eröffnung, wurde in der „Autostadt“ der 15millionsten Besucher begrüßt – die Tageskarte kostet 15 Euro - und ebenfalls heuer wurde der 1milllionste Neuwagen ausgeliefert.
Das Marketinginstrument „Autostadt“ fährt auf der Überholspur: „Eine Million ausgelieferte Fahrzeuge seit der Eröffnung und fast 170.000 abgeholte Volkswagen im vergangenen Jahr zeigen die wichtige Funktion der Autostadt als Maßnahme zur Kundenbindung und Teil der Volkswagen Vertriebsleistung in einem starken Wettbewerbsumfeld“, kommentiert man in der Wolfsburger Zentrale.
Die Attraktivität der Abholung des neuen Wagens direkt am Stammsitz des Unternehmens in Wolfsburg ist auch im Jahr 2007 mit voraussichtlich 150.000 ausgelieferten Fahrzeugen ungebrochen. Durchschnittlich jeder dritte VW-Kunde besucht die Autostadt, um seinen neuen Volkswagen in Empfang zu nehmen.

Zur Unterstützung der Volkswagen Aktivitäten veranstaltete die Autostadt heuer erstmals eine große Probefahrtaktion, an der 25.000 Teilnehmer innerhalb einer Woche insgesamt 10.000 Tests in einem Volkswagen ihrer Wahl vornahmen. Vom Polo BlueMotion bis zum Phaeton stand dabei die gesamte Palette der Volkswagen PKW Modellreihe zur Verfügung. Die Aktion verstärkte die Wirkung der Autostadt als zusätzliches Marketing-Instrument für die Marke Volkswagen: Marktforschungsergebnisse zeigen seit langem, dass am Autokauf Interessierte nach einem Besuch der Autostadt die Marke Volkswagen erheblich mehr in ihre Überlegungen einbeziehen als vorher.

Einige weitere Facts:
• Eröffnung am 1. Juni 2000
• Jährlich zwei Millionen Besucher, geplant war eine Million
• 15 Millionen Besucher seit der Eröffnung
• 5000 Besucher pro Tag
• Seit der Eröffnung 1 Million Fahrzeugübergaben
• 500 Fahrzeugübergaben täglich
• Mehr als 600 Attraktionen auf dem Gelände inklusive Beiträge aus den Bereichen Kunst, Film und Umwelt
• 12 Restaurants
• Sieben Marken-Pavillons (Audi, Bentley, Lamborghini, Seat, Skoda, Volkswagen and Volkswagen Nutzfahrzeuge)
• Automobil Museum (das ZeitHaus mit zirka 110 Klassikern, darunter auch der erste Volkswagen, der 10millionste Volkswagen und der letzte Käfer)
• The Ritz-Carlton, Wolfsburg (5 Sterne mitten in der Autostadt)
• Zwei AutoTürme: Die Besucher werden dort mit einer gläsernen AutoTransportplattform zum 20. Stockwerk in 48 Meter Höhe gebracht

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„Mit diesen beeindruckenden Zahlen geht die Autostadt in das achte Jahr ihrer Erfolgsgeschichte“, freute sich der Geschäftsführer der Autostadt, Otto Ferdinand Wachs und weist gleichzeitig darauf hin, dass der dauerhafte Erfolg vor allem den Bemühungen um ständige Erneuerung des vielfältigen Angebots in der Autostadt zu verdanken sei: „Die Strahlkraft der Autostadt muss immer wieder durch neue Inszenierungen und Angebote entfacht werden“.
Schon in den ersten Jahren nach der Eröffnung wurde deutlich, dass nur durch weitere Konzepte zur Vielfalt und Erweiterung des Autostadt Angebots die Zahlen auf so hohem Niveau verbleiben würden. Daher setzte man auf Themenkommunikation, Evententwicklung und die Movimentos Festwochen. Mit dem Festival-Auftakt in der Wolfsburger Innenstadt und 33.000 Besuchern gehören die Festwochen nun zu den bedeutendsten Festivals für zeitgenössischen Tanz in Europa.

Heuer erlebten mehr als 80.000 Gäste in diesem Sommer erstmals „Magic Waters“, Choreographien aus Wasserspielen, Licht und Feuer des französischen Künstlers Fabrice Heitz. Allein 12.500 Besucher ließen sich diese Premiere nicht entgehen und genossen bis zu vierzig Meter hohe Wasserfontänen und bunte Lichtprojektionen. Ihre Begeisterung wirkte ansteckend: In den folgenden Wochen verfolgten bis zu 6.000 Zuschauer eine Show. Gemeinsam mit den Besuchern des Jazz & Blues Festivals und der Langen Nacht der Autostadt wurden durch die Sonderveranstaltungen im Rahmen des Programms Sommerleuchten über 120.000 zusätzliche Besucher gezählt.

Und schon bald lockt der Winter-Event , der mit einer spektakulären Eröffnungsfeier am 1. Dezember beginnt und sich in diesem Jahr dem Thema "Deutschland" widmet. In den vergangenen Jahren waren bereits die internationalen Inszenierungen mit Österreich, Schweiz und Russland äußerst erfolgreiche Themen. Dieser Winter verspricht, die letzten Jahre noch zu übertreffen: 1.700qm Eislauffläche, eine Eistanzrevue der Sonderklasse, ein zusätzliches Themenrestaurant, die größten Adventkerzen der Welt (die beleuchteten Schornsteine des VW KraftWerks), Konzerte, Lesungen, ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt mit einem Weihnachtsbaum, der letztes Jahr sogar den Baum vom New Yorker Times Square um einige Meter Höhe übertroffen hat.

Müller, haben ´se gut gemacht.

Manfred Hluma

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